Dead Cat Bounce
begriff, dass es bei dieser Aufforderung um mehr ging als nur darum, seinen Vater bis zum Ende der Straße zu begleiten. Während er überlegte, schien David zu wachsen. Plötzlich strahlte er Sicherheit aus. »Ich werde mit dir gehen«, erwiderte Jonah, »wenn du mir erklärst, was genau du tun wirst, wenn diese Sache noch weiter eskaliert.«
David hob den Fuß, als wollte er einen Schritt machen, blieb dann aber stehen. Er sah Jonah an.
»Was genau ich tun werde?« Sein Gesichtsausdruck wurde hart. »Ich werde mit dir nach Afrika zurückgehen.«
Amelia raste mit der Harley durch London. Sie war spät dran. So spät, dass sie die Personen, die auf dem Rücksitz des Bentleys in der Tiefgarage nach etwas suchten, einfach ignoriert hatte. Normalerweise hätte sie den beiden angeboten, bei der Suche nach dem verlorenen Gegenstand zu helfen, da es ihre Aufgabe war, die Händler der Bank bei Laune zu halten, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Das gehörte zum Service. Doch nichts und niemand war wichtiger als der Baron. Heute Abend sollte sie gleich drei Dinge für ihn erledigen: (1) für den nächsten Tag ein Abendessen mit Scrotycz arrangieren, inklusive »Unterhaltungsprogramm« für danach, (2) einen iPod Touch mit einem »kleinen Extra« besorgen und (3) bei ihm sein, wenn er den jungen Lightbody anrief, um herauszufinden, ob es Zeit war, ihn zu Hellcat zurückzuholen. Ihre Aufgabe würde es sein, darauf zu achten, ob Jonahs Antworten mit dem übereinstimmten, was Creedence ihr vorhin erzählt hatte. Das Mädchen hatte ihr ausführlich geschildert, was im Richmond Park passiert war, und Amelia hatte bei der Polizei angerufen, um sich die Anzeige gegen Scrotycz bestätigen zu lassen. Sie mussten herausbekommen, ob der Junge sich endgültig gegen seinen Vater gestellt hatte. Falls ja, würde der Baron wissen, dass er ihm vertrauen konnte. Falls nicht … Nun ja, das war eine Sache für sich …
31
Jonah saß in der Wohnung von Creedence und war nach der Begegnung mit seinem Vater tief in Gedanken versunken, als ihn das Klingeln seines Handys zusammenzucken ließ. Es war der Baron; der Klingelton – die ersten Töne von »Sympathy for the Devil« – ließ keinen Zweifel daran. Zögernd griff er nach dem Telefon, während ein Teil von ihm wünschte, sein Vater wäre hier, um das Gespräch mitzuhören, anstatt noch eine weitere Nacht im Richmond Park zu verbringen. »Hallo?«, meldete er sich. Seine unsichere Stimme schien seine innere Zerrissenheit zu verraten.
»Bist du etwa schon im Bett, iPod? Kaum hat er ein paar Tage frei, verfällt er schon wieder in seine jugendlichen Unsitten! Es wird Zeit, dass du wieder zur Arbeit kommst«, dröhnte ihm die Stimme des Barons entgegen.
Jonah war völlig verwirrt. »Was meinen Sie? Ich dachte, ich wäre beurlaubt? Hat sich daran etwas geändert? Ist die Bank der Meinung, dass mein Dad unschuldig ist?«
»Ich fürchte, diesbezüglich hat sich nichts geändert. Es heißt, das die Transaktionen an seinem Computer durchgeführt worden sind.«
»Wirklich?«, fragte Jonah, der sich bemühte, möglichst ruhig zu klingen. Der Baron sollte auf keinen Fall herausfinden, dass er das Datenprotokoll bereits gesehen hatte und eine Manipulation der Daten vermutete, möglicherweise auf Anordnung des Barons.
»Das erzählt man sich jedenfalls«, meinte der Baron. »Aber genug davon. Ich möchte mit dir reden. Wir haben wohl alle ein bisschen vorschnell reagiert. Die Jungs schulden dir eine Entschuldigung. Ich schulde dir eine Entschuldigung. Die letzten Tage waren nicht gerade einfach.« Er machte eine kleine, fast unmerkliche Pause, bevor er hinzufügte: »Ach, übrigens, hast du dich mit deinem Dad getroffen?«
Bei Jonah schrillten sämtliche Alarmglocken. Wenn das, was Creedence über Amelia gesagt hatte, stimmte, wusste der Baron doch, dass Jonah sich um die Mittagszeit mit seinem Vater getroffen hatte. Warum fragte er dann danach? Das ergab nur einen Sinn, wenn er herausfinden wollte, ob Jonah lügen würde. Aber was, wenn Amelia sie zusammen im Bentley gesehen hatte? Verdammt! Wenn er sich nicht verraten wollte, musste er jetzt antworten. »Ja«, sagte er, als würde er dem Baron etwas Wichtiges anvertrauen. »Und ich werde es nicht noch einmal tun. Der Kunde, den er abgezockt hat, ist aufgetaucht und hat uns zusammenschlagen lassen.« Jonah beschloss, den Bentley nur zu erwähnen, wenn der Baron ausdrücklich danach fragte.
»Du meine Güte! Alles in
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