Dead Cat Bounce
Sein Körper zitterte immer stärker. Als er aufsah, bemerkte Jonah die Tränen, die ihm über die Wangen liefen. »Es tut mir so schrecklich leid, Jonah«, sagte sein Dad kopfschüttelnd. »So schrecklich leid. Du hast dir so viel Mühe gegeben, geliebt zu werden, und ich konnte es einfach nicht.«
Jonah spürte, wie er von seinen Gefühlen übermannt wurde, doch bevor er sich darüber klar werden konnte, was er jetzt tun sollte, drang Licht in die Tiefgarage.
»Runter!«, flüsterte David und drückte Jonah auf die Rückbank. Jonah wollte nach der Tür greifen, um sie zu schließen und die Innenbeleuchtung auszuschalten, doch sein Vater hielt ihn fest und schüttelte den Kopf.
Jonah hörte, wie hohe Absätze auf dem Betonboden klickten und immer näher kamen. Er konnte einen flüchtigen Blick auf blonde Haare erhaschen. Die Schritte blieben stehen. Hatte sie das Licht und die offene Tür gesehen? Er spürte, wie sein Vater ihn noch fester packte.
Plötzlich hallte das unverkennbare Dröhnen einer Harley-Davidson durch die Tiefgarage. Der Motor heulte auf und bewegte sich an ihnen vorbei zur Ausfahrt. David hob den Kopf und sah aus dem Fenster, während Jonah mitbekam, wie sich das Tor öffnete und die Harley wegfuhr, bis sie außer Hörweite war.
Noch immer tief erschüttert von dem, was sein Dad ihm erzählt hatte, setzte Jonah sich auf. »Das war Amelia.«
»Ja«, sagte David, der sich mit dem Hemdsärmel über die Augen fuhr. »Wir sind schon zu lange hier.« Er griff in die Tasche und zog ein billiges Handy heraus. »Danke, dass du mir zugehört hast, Jonah. Ich hoffe, ich habe deine Fragen beantwortet, aber wenn du noch etwas wissen willst, benutz lieber das hier und nicht dein eigenes Telefon. Dann können sie dich nicht abhören.«
Jonah nahm das Telefon. Er konnte nicht glauben, dass es so weit gekommen war.
»Ich gehe als Erster und sehe nach, ob die Luft rein ist. Versteck dich hier irgendwo, aber lass dich erst wieder blicken, wenn ich zurückkomme und Entwarnung gebe.« David steckte den Umschlag in die Tasche an der Lehne des Vordersitzes, damit sein Informant ihn wieder an sich nehmen konnte. Er öffnete die Tür auf der Fahrerseite, drückte sie vorsichtig ins Schloss und verschwand in der Dunkelheit.
Jonah stieg auf der Beifahrerseite aus und versteckte sich hinter dem Pfeiler an der Treppe, wie sein Dad ihm geraten hatte. Seine Gedanken überschlugen sich: Selous Scouts, ermordete Eltern, niedergemetzelte Kinder. Es war einfach zu viel. Er sah, wie die Tür zum Notausgang geöffnet und geschlossen wurde. Dreißig Sekunden später ging sie wieder auf, dann hörte er seinen Vater flüstern: »Alles in Ordnung.«
Als Jonah die Treppe hinaufschlich, schoss ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf. Wenn sein Vater in Afrika als Anti-Terror-Kämpfer ausgebildet worden war, dann hatte er vielleicht nicht gelogen, als er gesagt hatte, er könne Jonah beschützen.
Er musste herausfinden, wie sein Vater es geschafft hatte, seinen Verfolgern zu entkommen, nachdem er desertiert war. Jonah rannte nach oben und stieß die Tür des Notausgangs auf. Als er draußen war, sog er mit tiefen Atemzügen die frische Luft ein und suchte nach seinem Vater. Es war dunkel geworden, doch am Ende der schmalen Straße konnte er die Umrisse einer Gestalt erkennen, die an den Hauswänden entlangschlich und das Licht der Straßenlampen mied.
»Dad!«, rief er leise. Er hoffte, dass sein Vater ihn hören konnte, aber niemand sonst auf ihn aufmerksam wurde. Die Gestalt am Ende der Straße blieb stehen und ging zwei Schritte nach links. Dann verschwand sie in den Schatten.
Jonah begann zu laufen. Als er die Stelle erreichte, an der sein Vater hätte sein sollen, konnte er niemanden sehen. Wo war er hin? Hatte er Jonah nicht gehört? Warum war David verschwunden?
Eine Stimme hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. »Jonah. Ich bin hier.«
Jonah drehte sich um und sah, wie sein Vater aus den Schatten heraustrat und auf ihn zukam. Er musste direkt an ihm vorbeigerannt sein.
»Was ist denn?«, fragte David.
»Ich muss noch was wissen. Wie bist du damals in Afrika entkommen? Und wie willst du verhindern, dass der Baron uns findet?«
David nickte. »Ein afrikanischer Fährtensucher namens Chippy hat mir geholfen. Er war ein Sangoma, ein Medizinmann.« Er unterbrach sich. Im Halbdunkel konnte Jonah sehen, wie er das Kinn hob und die Schultern straffte. »Wenn du mit mir gehst, erzähle ich dir die ganze Geschichte.«
Jonah
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