Dead - Ein Alex-Cross-Roman
eine Art Sparwitz über das Klischee des ständig Doughnuts mampfenden Polizisten.
Auf dem Display wurde nicht die Nummer des Anrufers, sondern ein Bild angezeigt. Es zeigte Sampson, mit verbundenen Augen. Auf der einen Wange war ein tiefer Schnitt sowie getrocknetes Blut zu erkennen. Ich holte einmal tief Luft, um die Wut, die mich überwältigen wollte, zurückzudrängen, dann nahm ich den Anruf entgegen.
»Bell?«
»Cross?« Er äffte meinen Tonfall nach.
»Wo ist er?«
»Ich rede. Du hörst zu. Also, ich will, dass ihr alle beide eure Handys rausholt und sie hoch in die Luft haltet. Mit zwei Fingern, wenn ich bitten darf.«
»Nein, jetzt hörst du mir zu. Bevor ich überhaupt etwas mache, will ich mit Sampson reden.«
Nach einer kurzen Pause und einem raschelnden Geräusch hörte ich ein gedämpftes » Das ist für dich«.
Dann Sampsons Stimme, klar und unmissverständlich. »Alex! Mach das nicht!«
»John …«, rief ich.
Doch jetzt war Bell bereits wieder am Apparat. »Eure Telefone? In die Luft. Alle beide !«
Ich drehte mich blitzschnell um und suchte das Parkdeck ab. Irgendjemand beobachtete uns und gab Informationen weiter, das war klar, aber ich konnte niemanden entdecken.
»Jetzt oder nie, Herr Dr. Cross. Sie wollen doch bestimmt nicht, dass ich auflege. Glauben Sie mir, das wollen Sie auf gar keinen Fall.«
»Bree, hol dein Handy raus. Halte es in die Luft.«
Er ließ uns die Handys hinter die Hinterräder meines Wagens legen und dann einsteigen.
»Und jetzt rückwärts fahren. Über die Telefone. Dann aus dem Parkhaus raus und nach rechts abbiegen.«
»Wo fahren wir hin?«
»Keine Fragen. Einfach nur fahren. Beeilung! Die Zeit wird langsam knapp.« Ich hörte unsere Handys knirschen, als ich sie überfuhr.
»Scheiße!«, murmelte Bree. Damit meinte sie nicht etwa unsere Handys, sondern die Tatsache, dass wir machten, was er wollte.
Kaum waren wir auf der Straße, da kritzelte Bree etwas auf einen Zettel und hielt ihn mir so hin, dass ich es lesen konnte. Schwarzer Highlander, Kennzeichen Washington, Frau. Zwei Wagen hinter uns .
Ich konnte den Highlander und die Fahrerin im Rückspiegel erkennen. Lange, schwarze Haare. Sonnenbrille. Sonst ließ sich nicht viel sagen.
»Wer fährt uns denn da hinterher, Bell? Meine Freundin aus Baltimore vielleicht?«
Da hörte ich einen dumpfen Schlag, der mir regelrecht Übelkeit verursachte, und anschließend Sampsons lautes Stöhnen.
»Ab sofort ist genau das die Antwort auf jede Frage. Sonst noch was?«
Ich blieb stumm.
»Kluge Entscheidung. Jetzt biegt ihr bei der nächsten Ampel links ab und haltet gefälligst eure verfluchte Klappe, so lange, bis ich euch nach eurer Meinung frage.«
115
Jeden anderen Polizisten hätte ich wahrscheinlich vom Dienst suspendiert, wenn er getan hätte, was wir gerade taten, aber Sampson schwebte in Lebensgefahr, und mir fiel beim besten Willen nichts Besseres ein. Im Verlauf der folgenden Minuten verständigten Bree und ich uns mit Handzeichen und Notizen, während DCPK uns Richtungsangaben ins Ohr bellte.
Der schwarze Highlander mit der Fahrerin am Steuer blieb die ganze Zeit nur wenige Wagenlängen hinter uns.
Bree kritzelte: Ne Ahnung, wohin wir fahren?
Ich schüttelte den Kopf, ganz leicht, sodass sie es gerade noch sehen konnte.
Was können wir machen?
Noch ein leichtes Kopfschütteln.
Waffen im Wagen?
Ich seufzte und schüttelte zum dritten Mal den Kopf.
Nach Montana hatten wir sie nicht mitgenommen. Vielleicht hatte Tyler Bell sich so etwas gedacht. jedenfalls hatte er sie nicht erwähnt, als wir die Handys zu Schrott gefahren hatten.
Er dirigierte uns in die Stadt zurück. Schließlich landeten wir auf der Massachusetts Avenue und dann auf der 7th Street, um uns immer weiter von Capitol Hill zu entfernen.
Während dieser Minuten des Schweigens rasten meine Gedanken. Wo, zum Teufel, führte er uns hin? Was würde geschehen, wenn wir da waren?
Die Siebte mündete jetzt in die Georgia Avenue, dann fuhren wir am Gelände der Howard University vorbei und immer weiter geradeaus. Warum ausgerechnet in diesen Teil der Stadt? Warum passierte das überhaupt alles?
Irgendwo zwischen den Stadtvierteln Columbia Heights und Petworth kamen wir durch ein ziemlich heruntergekommenes Gebiet mit kleinen Geschäften, einem halben Dutzend Fastfood-Läden und Autoreparaturwerkstätten. Bell sagte, ich solle langsamer fahren und genau aufpassen.
»Ich passe auf, verlass dich drauf.«
Ich las die einzelnen
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