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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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versichern.«
    Dann rannte er mit geschmeidigen Schritten über die Bühne, entfernte sich von dem kreischenden Schauspieler, der jetzt über den Bühnenboden rollte. Mit Hilfe seines Gasbrenners zündete er die schwarzen Vorhänge an, die den Bühnenhintergrund
bildeten. Sie fingen unmittelbar und mit einem dramatischen Wuuschsch Feuer.
    »Halten Sie Ihren Beifall zurück! Bitte, applaudieren Sie nicht«, rief er dem Publikum zu, das jetzt sein Publikum war. »Vielen, vielen Dank! Vielen Dank! Sie sind ganz wunderbar!«
    Er deutete eine Verbeugung an und verschwand von der Bühne. Dann flog er eine steile Treppe hinunter zu einem Notausgang, der direkt nach draußen in eine stille Seitengasse führte. Hinter ihm war das schrille Kreischen einer Alarmanlage zu hören.
    Dr. Swift schob eine leere Kiste beiseite und griff nach einem dehnbaren Nylonsack, den er im Lauf des Tages dort deponiert hatte. Er steckte seine Pistole, den Gasbrenner und den Mantel hinein, dann kamen die Brille mit den dicken Brillengläsern, die Kontaktlinsen, der falsche Bart und die Stirnglatze an die Reihe. Zum Schluss folgte der graumelierte Haarschopf, den er für seine Rolle getragen hatte.
    Jetzt war er wieder ganz er selbst und verließ die Gasse, trat auf die Straße und wandte dem Theater in dem Moment den Rücken zu, als der erste Löschzug eintraf.
    Es war vollbracht. Er hatte seine Mission erfüllt, seine Rolle in fast vollendeter Perfektion gespielt. Jetzt konnte Dr. Xander Swift für alle Zeit vom Erdboden verschwinden, genau wie der Iraki nach dem Mord an der Krimiautorin vor den Augen einer großen Menge wohlwollender Fans.
    Mein Gott, bin ich gut , dachte er mit stolzgeschwellter Brust. Nach so vielen Jahren komme ich endlich ganz groß raus.
    Etliche Querstraßen vom Kennedy Center entfernt wurde er von einer Frau in einem blauen Sportwagen erwartet.
    »Du warst einfach wunder voll.« Sie strahlte ihn an und küsste den Killer auf die Wange. »Ich bin so stolz auf uns.«

28
    »Alex, komm und sieh dir das an. Das ist unglaublich. Oder besser: absolut wahnsinnig. Schau dir das doch bitte mal an, hier.«
    Bree hielt einen durchsichtigen Plastikbeutel der Spurensicherung hoch, nachdem ich sie und Sampson auf der Bühne des großen Theatersaals im Kennedy Center entdeckt hatte. Die eine Hälfte der Kulissen war vollkommen verkohlt. Ein schwarzer Fleck auf dem Bühnenboden bezeichnete die Stelle, an der der Schauspieler Matthew Jay Walker vor annähernd tausend Zuschauern gestorben war.
    Ich hatte mir schon, bevor ich überhaupt da war, gedacht, dass es sich beim Täter um denselben Wahnsinnigen handeln musste wie im Riverwalk. Warum hätte Bree mich sonst angerufen?
    »Zeig ihm die Karte«, sagte Sampson. »Die hab ich unter der Falltür gefunden, durch die er auf die Bühne gekommen ist. Sieht so aus, als hätte dieser Typ in den Neunzigern zu viel ferngesehen.«
    Bree streckte mir die Plastiktüte entgegen, und ich nahm sie zögernd in die Hand.
    Darin lag eine selbst gemachte Postkarte. Die eine Seite zeigte ein großes, leuchtend grünes X auf schwarzem Hintergrund. Das X besaß ausgefranste, unregelmäßige Ränder, wie mit einer betagten Schreibmaschine geschrieben. Auf der Rückseite waren die Worte Die Wahrheit ist irgendwo da draußen zu lesen. Die einzelnen Buchstaben waren aus irgendwelchen Zeitschriften ausgerissen worden, wie bei einer Lösegeldforderung.
    » Akte X .« Bree sprach das aus, was ich gerade gedacht
hatte. »›Die Wahrheit ist irgendwo da draußen‹ ist so was wie das Motto der Serie. Wir wissen nicht, ob dieser Mord sogar nach dem Vorbild einer ganz bestimmten Folge geschehen ist, könnte aber sein.«
    »Der gleiche Killer«, sagte ich. »Auf jeden Fall.«
    »Angeblich war der Kerl aber weiß. Und außerdem älter, so zwischen fünfzig und sechzig«, meinte Sampson.
    Ich ließ den Arm im Halbkreis über die Bühne schweifen. »Hier hast du ungefähr ein Dutzend fachkundige Zeugen zur Verfügung. Wenn sich jemand mit Make-up auskennt, dann sind das Schauspieler. Jetzt haben wir also zwei Morde, die beide auf einer fiktionalen Vorlage basieren. Und beide Male hat der Täter uns eine Art Visitenkarte hinterlassen.«
    »Aber völlig unterschiedliche Methoden«, meinte Bree. »Könnte auch Zufall sein. Ich sage nicht, dass es so ist, aber es könnte sein. Vielleicht haben wir’s mit mehr als einem Täter zu tun? Ist das denkbar?«
    »Es gibt aber ein gemeinsames Merkmal, Bree. Beides waren öffentliche

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