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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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letzter Zeit mal jemand darauf aufmerksam gemacht, womit ihr eure Brötchen verdient? Dass ihr nicht zu diesen öffentlichen Shows geht, heißt doch noch lange nicht, dass ihr nicht genau aus dem gleichen Holz geschnitzt seid wie die Leute dort.«
    Wir schenkten ihm fünf Sekunden respektvolles Schweigen, dann lachten wir ihm erneut mitten ins Gesicht.
    Aber dann sagte ich: »Leute, ich schätze, wir müssen jetzt einen Einsatz vorbereiten.«
    »Aber nicht heute Abend«, erwiderte Bree und hakte sich bei mir unter, um mich aus dem Zinny’s zu begleiten. »Dieses ganze Gerede über dieses ganze durchgeknallte Zeug«, flüsterte sie mir ins Ohr, »das hat mich scharf gemacht. Und außerdem, wie gesagt: Ich bin dir was schuldig .«
    »Ich habe vor, sämtliche Schulden einzutreiben.«
    »Mit Zinsen hoffentlich.«
    Wir konnten uns gerade noch zusammenreißen, bis wir bei ihr zu Hause waren, aber wirklich nur knapp, und nicht, bis wir im Schlafzimmer waren.

61
    Alarmstufe rot! Schon wieder. Früh am nächsten Morgen erlitt ich den Schock meiner noch relativ jungen Laufbahn als frei praktizierender Therapeut, noch bevor die erste Sitzung überhaupt angefangen hatte. Da der erste Termin abgesagt worden war, fand ich mich etwas später als üblich in meiner Praxis ein und trat kurz nach halb acht durch die Eingangstür. Ich nippte an meinem Starbucks-Kaffee und war mit den Gedanken immer noch bei Bree, der vergangenen Nacht und den vielen Nächten, die, so hoffte ich, noch folgen sollten.
    Um acht erwartete ich Sandy Quinlan und anschließend den Wüstensturm-Veteranen Anthony Demao, gefolgt von einer Mitarbeiterin des Pentagon, Tanya Pitts, die unter immer wiederkehrenden Selbstmordgedanken litt und die eigentlich fünf Sitzungen pro Woche brauchte, vielleicht sogar sieben, sich aber nur eine leisten konnte, sodass ich ihr eine Gratissitzung pro Woche zugestand.
    Als ich vom Eingangsflur in den Wartebereich kam, stellte ich überrascht fest, dass Sandy Quinlan schon da war.
    Genau wie Anthony. Er trug ein schwarzes Muskelshirt und hatte sich ein langärmeliges Hemd quer über den Schoß gelegt.
    Was, zum Teufel, war denn hier los?
    Während der paar Sekunden, die es dauerte, bis sie gemerkt hatten, dass ich bei ihnen im Zimmer stand, machte sich Sandys Hand unter dem Hemd in Anthonys Schoß zu schaffen.
    Sie holte ihm im Wartezimmer einen runter!
    »He!« Ich unterbrach die Vorstellung. »He, he, he! Schluss damit. Was soll denn das?«

    »Oh, mein Gott.« Sandy sprang auf und schlug beide Hände vors Gesicht. »Es tut mir so leid. Das ist mir so peinlich. Ich muss jetzt gehen. Ich muss sofort los, Herr Dr. Cross.«
    »Nein. Sie bleiben hier«, sagte ich. »Und Sie auch, Anthony. Niemand verlässt die Praxis. Wir müssen uns unterhalten.«
    Anthonys Gesichtsausdruck war irgendwo zwischen neutral und - weil mir einfach kein besseres Wort einfällt - abgebrochen anzusiedeln. Aber er scheute den direkten Blickkontakt. »’tschuldigung«, murmelte er in seinen Ziegenbart.
    »Sandy, würden Sie bitte in mein Büro kommen?«, sagte ich. »Anthony, wir sehen uns, wenn ich mit Sandy fertig bin.«
    »Ja, ja«, erwiderte er. »Ich hab’s kapiert.«
    Als sie dann bei mir im Büro saß, brauchten wir beide eine Weile, bis wir uns wenigstens halbwegs erholt hatten.
    »Sandy, mir fehlen wirklich die Worte«, sagte ich schließlich. »Sie wussten doch genau, dass ich Sie erwischen würde, stimmt’s?«
    »Ich weiß. Natürlich. Es tut mir so leid, Herr Dr. Cross.« Mit zitternder Stimme quetschte sie diese Worte hervor. Ich empfand beinahe Mitleid mit ihr, aber nur beinahe.
    »Was glauben Sie, warum ist das passiert?«, fuhr ich fort. »Das sieht Ihnen doch überhaupt nicht ähnlich, oder?«
    »Überhaupt nicht.« Sandy verdrehte die Augen. »Ich weiß, wie sich das anhört, Herr Dr. Cross, aber er ist einfach so … süß. Ich habe Ihnen doch von meinen sexuellen Frustrationen erzählt. O Gott.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich bin so dusselig. Das ist genau mein Muster. Irgendwas machen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Immer das Gleiche.«
    Ich beschloss, es mit einem anderen Ansatz zu versuchen, und nahm den Deckel von dem zweiten Kaffeebecher, den ich noch in der Tasche hatte. »Ich möchte Sie mal etwas fragen. Was haben Sie davon?«

    »Was ich davon habe?«, wiederholte Sandy fragend.
    »Ich kann mir denken, welchen Gewinn Anthony aus dem gezogen hat, was da geschehen ist«, sagte ich und setzte mich wieder hin.

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