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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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» Langsam «, flüsterte sie. »Ich will, dass es lange dauert.« Erst später wurde mir klar, dass es Bree von Anfang an genau darum gegangen war. Dass es lange dauert.
    Wo wir gerade über Win-Win-Situationen sprechen. Wo wir gerade über eine Nacht ohne all den Wahnsinn sprechen.
    Vielleicht waren wir ja sogar auf das vorbereitet, was als Nächstes kommen würde. Aber jetzt, in diesem Augenblick, spielte das alles keine Rolle.
    »Das Zimmer hat einen drahtlosen Internetzugang. Alle Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen kann. Sollen wir mal nachsehen, was da draußen in der Welt so vor sich geht?«, fragte Bree nach unserem ersten Mal.
    »Wir sollten … unter gar keinen Umständen … irgendetwas nachsehen.«

78
    Früh am nächsten Morgen trat der große Kyle Craig durch die Eingangstore der Universität Chicago. Er war gekleidet, wie er dachte, dass ein Collegeprofessor sich heutzutage anziehen würde, bevor er vor seine Studenten trat: Khakihose und Turnschuhe, ein blaues Jeanshemd, eine graue Strickweste und eine Strickkrawatte. Craig fand seinen Aufzug auf komische Art und Weise befriedigend. Allein die Idee, dass er die Jugend der Nation unterrichten könnte. Mein Gott! Wenigstens konnte er selbst darüber schmunzeln, wenn schon niemand anders.
    Er hatte sich bereits auf der Internetseite der Universität informiert und ging direkt in die große Bibliothek, die Regenstein Library. Er orientierte sich mit Hilfe der aushängenden Pläne und befand sich schon nach wenigen Minuten in einem Leseraum des Graduiertenkollegs. Von dort hinterließ er DCPK eine neue Nachricht. Dieses Mal wollte er noch vorsichtiger vorgehen und versteckte die Botschaft in einem Foto. Von der Methode der Steganographie hatte er im Knast erfahren, als er seine Zukunftspläne geschmiedet hatte.
     
    Wir sehen uns wieder, mein lieber Freund. Ich hoffe, schon bald ganz in deiner Nähe zu sein. Für mich wird das eine schöne Begegnung mit meiner Vergangenheit. Und dazu noch die einzigartige Chance, deine Arbeit von einem etwas näher gelegenen Standort aus zu beobachten. Schließlich bist du gerade dabei, Geschichte zu schreiben. Wir beide sind das. Alles läuft so wunderbar. Falls du mich persönlich treffen willst: Ich erwarte dich am übernächsten Sonnabend, am X-Punkt, um Mitternacht.

    Solltest du nicht kommen, dann habe ich dafür vollstes Verständnis. Du hast schließlich alle Hände voll zu tun, begnadeter Künstler, der du bist. Ich bewundere dein Werk und freue mich schon auf dein nächstes Stück.
     
    Kyle Craig nahm die Hände von der Tastatur, las sich das Geschriebene noch einmal durch und klickte dann auf »Senden«. Dann flüsterte er: »Wenn er nicht rauskriegt, was am X-Punkt bedeutet, dann hat er es auch nicht verdient, mich persönlich zu treffen.«

79
    Auf dem Weg ins Hotel, das ganz in der Nähe der Michigan Avenue lag, wechselte Kyle dreimal das Taxi. Er konnte sich jetzt über so viele Dinge freuen, zum Beispiel darüber, dass er nun als freier Mann in Chicago war. Das war schon immer eine seiner Lieblingsstädte gewesen, so viel sauberer und freundlicher als New York oder Los Angeles oder sogar Washington.
    Freiheit ist eine wahnsinnige Idee , dachte er, als er in seinem dritten und letzten Taxi die stark befahrene Michigan Avenue entlangrollte. Vor allem nach seiner Zeit in diesem zwei mal vier Meter großen Loch im Hochsicherheitsknast von Florence. Das Leben in diesem Gefängnis war eine sehr grausame und ungewöhnliche Strafe. Es war, als würde man erstickt, sehr langsam, sehr qualvoll und über etliche Jahre hinweg. Der Hochsicherheitstrakt in Florence zerquetschte seine Insassen buchstäblich bei lebendigem Leib, als wäre er selbst ein Lebewesen.
    Aber jetzt - war er draußen.
    Er hatte wichtige Dinge zu erledigen, wobei eines seiner bedeutenderen Vorhaben in einem ungeheuer faszinierenden Rachefeldzug gegen alle bestand, die ihm in der Vergangenheit Schaden zugefügt hatten. Alle! Es war ihm eigentlich schon immer um Rache gegangen, darum, all den Menschen, die ihn irgendwie angegriffen hatten, wehzutun - sie gelegentlich auch zu foltern -, und das hatte sich gewiss nicht geändert. Dieser Plan - nun, es würde vielleicht Jahre dauern, bis er vollständig umgesetzt war. Er war schließlich auch sein Meisterstück.
    Dann dachte er kurz an DCPK. Kyle war dem Killer zum ersten Mal begegnet, als er noch in Diensten des FBI gewesen
war. Damals hatte er an der Westküste gelebt und gearbeitet - als

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