Dead - Ein Alex-Cross-Roman
zu löschen, aber zumindest hatte ich einen Lacher geerntet. Ich versuchte es noch einmal.
Ich tippte: Was wollen Sie?
Dann lehnte ich mich zurück und starrte auf den Bildschirm. »Einfach. Unmissverständlich.«
»Weiter«, sagte Bree. »Das ist genau die richtige Frage.«
Also drückte ich auf »Senden«.
97
Der nächste Tagesordnungspunkt war relativ klar: Wir setzten die Cyber-Einheit des FBI auf die Webseite an. Unsere neue Ansprechpartnerin hieß Anjali Patel und war eine kleine, gerade mal einen Meter fünfzig große Frau mit stahlharten, grauen Augen. Kitz’ Nachfolgerin. Wie oft mochte Anjali wohl daran gedacht haben, dass ihr Vorgänger umgebracht worden war?
Wir trafen sie in ihrem Büroabteil im ersten Stock des Hoover Building. Sie hatte die neue DCPK-Seite auf zwei Bildschirme geladen und bediente ihren Laptop, während sie mit uns sprach.
»Also, so sieht es aus, Leute. Es gibt im Code keinerlei Hinweise auf DCPK, auch nicht in den Meta-Tags, und die werden von den Suchmaschinen durchforstet. Das erklärt vermutlich, warum bis jetzt noch niemand die Seite entdeckt hat.«
»Solange das so bleibt, würden wir sie gerne online lassen«, sagte Bree. »Wir haben möglicherweise eine Kommunikationsmöglichkeit gefunden, und die wollen wir nur im äußersten Notfall aufgeben.«
Nachdem das geklärt war, arbeitete Patel weiter.
Ein paar Minuten später hob sie den Kopf. »Ich hab noch was. Die Seite hier ist so eine Art Zwitter. Der größte Teil davon wurde mit einem normalen Datenübertragungsprogramm auf den Server gespielt, aber diese beiden Bilder hier...« Sie umkreiste die Aufnahmen von Kitz und seinem Killer mit dem Mauszeiger. »... wurden gemoblogged.«
Noch bevor wir fragen konnten, fügte sie hinzu: »Vom Handy aus ins Netz gestellt.«
»Lässt sich das leichter verfolgen?«, wollte ich voller Hoffnung und gleichzeitig voller Zweifel wissen.
»In diesem speziellen Fall, ja.«
Sie schob uns einen Zettel zu. Darauf war eine Verizon-Rechnung mitsamt Rechnungsadresse zu erkennen.
In Babb, Montana.
»Vielleicht hat er ja endlich einen Fehler gemacht. Können Sie mit dem Namen Tyler Bell irgendetwas anfangen?«, sagte Anjali.
»Sollte ich?«, erwiderte Bree.
»Nicht unbedingt. War bloß so eine Idee. DCPK hat das Handy bestimmt gestohlen.«
Patel wandte sich wieder ihrem Computer zu.
»Moment mal«, sagte ich.
Ich schaute mir die Verizon-Rechnung etwas genauer an. »Dieser Nachname... Bell. Als ich noch beim FBI war, da hatte ich mal so einen Fall. Drüben in L.A. Wir haben ihn ›Mary Smith‹ genannt. Oder ›Ave Maria‹.«
»Na klar, den kenne ich.« Patel nickte. »Die Hollywood-Morde. Schauspieler, Produzenten und so weiter. In dem Zusammenhang habe ich übrigens auch zum ersten Mal von Ihnen gehört.«
»Der Täter in diesem Fall war ein gewisser Bell. Michael Bell.« Er hatte damals etliche unschuldige Menschen umgebracht - und mich beinahe auch.
»Wie lange dauert es, bis Sie eventuelle lebende Angehörige von Michael Bell ausfindig gemacht haben?«, fragte ich Anjali. »Ich weiß, dass er Töchter hatte.«
»Kann eigentlich nicht weiter schwierig sein.«
»Wir sollten jemanden nach Montana schicken, um nachzusehen, ob dieser Tyler Bell vielleicht zu Hause ist«, meinte Bree.
»Wieso habe ich das dumpfe Gefühl, dass er das nicht ist?«, sagte Sampson.
Bree tippte bereits auf ihrem Handy herum. »Vielleicht, weil Tyler Bell sich hier in Washington aufhält?«
Anjali besorgte uns ein paar freie Schreibtische, und Sampson und ich machten uns an unterschiedlichen Enden ans Werk. Schnell hatte er fünf Tyler Bells entdeckt, die im Großraum Washington, D.C., gemeldet waren, drei davon im Stadtgebiet. Es war zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass er sich hier gemeldet hatte, aber wir mussten das trotzdem überprüfen.
Ich durchsuchte die Datenbank des FBI. Es gab keinen Eintrag für einen Tyler Bell, auch nicht für Ty Bell, zumindest nicht während der letzten fünf Jahre.
So weit war ich gekommen, als Bree zur Tür hereinkam. Sie hatte immer noch das Handy am Ohr.
»Ich spreche gerade mit der Montana State Police. Rate mal, wer vor drei Monaten spurlos verschwunden ist? Zwinker, zwinker. Der Nachname reimt sich auf kriminell.«
Vierter Teil
Auf Kollisionskurs
98
Also, das war wirklich großartig. Ehrlich.
Das Letzte, womit Kyle Craig jemals gerechnet hatte, war, dass er noch einmal auf den Champs-Elysées stehen würde, aber jetzt war er hier, mitten in
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