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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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abgefahren. So ein Gefühl von Macht hatte er noch nie erlebt. Deswegen wollte er so etwas noch mal machen.«
    Eine Geschichte von vor fünfzehn Jahren, die ausgesprochen detailliert erzählt wurde. Ich ertappte mich dabei, wie ich überlegte, ob Nick wohl eine Schwester hatte.
    »Und das war jemand, mit dem Sie zusammen studiert haben? Jemand, der auch hier war?«
    Er schüttelte den Kopf. »Der, mit dem ich studiert habe, hat die Geschichte erzählt«, sagte er. »Angeblich über jemanden, den er mal gekannt hat.«
    »Angeblich?«
    Nick zuckte die Schultern. »War ein komischer Vogel, um ehrlich zu sein. Dünn, so ein bisschen ein Strebertyp. Hat gegen Ende des sechsten Semesters aufgehört, glaube ich.«
    »Wissen Sie noch, wie er hieß?«
    Nick lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wieso?«, wollte er wissen und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen.
    Scheiße, ich war drauf und dran, alles zu versauen. Warum in aller Welt sollte Laura wissen wollen, wie ein streberhafter Studienabbrecher hieß, der mal in Cambridge eine gute Selbstmordgeschichte erzählt hatte?
    »Evi hat mir eine ganz ähnliche Geschichte erzählt«, log ich und nahm mir insgeheim vor, sie morgen entsprechend zu präparieren. »Nur war sie anscheinend sicher, dass der Typ von sich selbst gesprochen hat. Sie hat einen schottischen Namen erwähnt, McLean oder McLinnie oder so.«
    »Könnte durchaus sein.« Nick schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich weiß es nicht mehr.«
    Als wir mit dem Essen fertig waren, wusste ich immer noch nicht, ob mein heutiger Begleiter ein außergewöhnlich netter und sehr gutaussehender Kerl war oder ein kaltblütiger Killer, der Katz und Maus mit mir spielte. Und in Anbetracht meiner Vorgeschichte in Sachen Männer schien beides gleich wahrscheinlich zu sein.
    Wir verließen das Restaurant und sahen, dass der Boden draußen schneebedeckt war. Nick schlug vor, dass wir einen Umweg machen sollten, um das zu genießen, was er als frisch getünchte Stadt bezeichnete. Trotz Jeans, die mehr aus Löchern bestanden als aus Stoff, stimmte ich zu, weil ich aus diesem Mann noch immer nicht schlau wurde. Außerdem hat Schnee doch einfach was, nicht wahr? Wie er harsche Geräusche sanfter und die Dunkelheit heller macht, alles versteckt, was hässlich ist, und die Welt sauber und rein aussehen lässt. Studenten hatten ihre Wohnheime und die Pubs und Cafés verlassen, um sich draußen zu vergnügen. Überall um uns herum war fröhliches Toben zu hören: knirschende eilige Schritte, hohes Gequietsche und freundschaftlicher Spott.
    Ein paar Minuten lang folgten wir dem Fluss und sahen zu, wie Schneeflocken auf seine träge dahinfließende Oberfläche fielen und schmolzen, dann bogen wir auf eine Grünfläche ab, die, wie Nick sagte, Jesus Green hieß. Dort war eine Schneeballschlacht von epischen Ausmaßen im Gange.
    »Die da sind vom Jesus College und die anderen vom Queen’s«, stellte Nick fest, während er sich galant zwischen mich und die Kampfhandlungen schob. »Lassen Sie den Kopf unten und legen Sie einen Zahn zu, dann sehen sie uns vielleicht nicht.«
    »Woran erkennen Sie das?«, wollte ich wissen.
    »Im Jesus College landen immer auffallend viele rothaarige Frauen«, erklärte er mir, »und die Männer im Queen’s tragen meistens sehr niedrig geschnittene Jeans.«
    Ich beäugte das Getümmel. Ein Mädchen mit einer peruanischen Wollmütze wurde gerade von einem Mann zu Boden gerissen, der obenherum nur ein Trägerhemd trug. Sie schien nicht allzu viel dagegen zu haben. Keine rothaarigen Frauen oder tief sitzenden Jeans, soweit ich sehen konnte. Ich bedachte Nick mit meinem besten Frageblick.
    »An den Schals«, gestand er. »Die vom Jesus College sind rot-schwarz, die vom Queen’s grün und weiß.«
    Ein verirrter Schneeball kam auf uns zugeflogen und erwischte ihn seitlich am Kopf.
    »Geschieht Ihnen recht«, stellte ich fest.
    »Aua«, sagte er. »Das ist echt kalt im Nacken.«
    Wir gingen weiter, ließen das Kreischen und Quietschen hinter uns und strebten wieder auf die Stadt zu. Als wir die Freifläche verließen, überlegte ich einen Moment lang und nahm dann seinen Arm. Vor uns befand sich ein langes, niedriges Haus aus honigfarbenen Steinen; die Simse der Fenster mit den winzigen Scheiben waren schneebedeckt. Über unsere Köpfe hinweg kam ein Schneeball durch die Luft geflogen und zerbarst an dem Mauerwerk. Wir bogen um eine Ecke, und wunderschöne Bauwerke ragten rings um uns herum empor,

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