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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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verschwunden sind.«
    »Ach, Sie können mich mal, Joesbury.«
    Okay, das war nicht klug, ich weiß, aber ich würde ihn hier nicht den Vorgesetzten spielen lassen, wenn wir beide ganz genau wussten, um was es eigentlich ging. Er zuckte kaum mit der Wimper. »Wie bitte?«
    »Sie können mich nicht einfach aus dem Fall rausschmeißen, bloß weil ich bei jemandem übernachtet habe.«
    Und dann lachte er. »Jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein, Flint. Das Einzige, was mich an Ihrem Freund interessiert, ist, dass er Sie von Ihrem Job abgelenkt und Ihre Tarnung ernsthaft gefährdet hat. Die Entscheidung steht.«
    »Es gibt da etwas, was ich Ihnen sagen muss«, setzte ich an.
    Er hob abwehrend die Hand. »Heben Sie sich das für Scotland Yard auf, Flint, das ist früh genug.«
    Ich würde diesen Kampf nicht gewinnen. Ich musste kehrtmachen und gehen, jetzt gleich, wenn ich mir einen letzten Rest Würde erhalten wollte. Doch ich trat einen Schritt näher auf ihn zu. Ich konnte Kaffee in seinem Atem riechen.
    »Ich glaube, Ihnen muss mal jemand die Augen öffnen«, sagte ich. »Studenten haben nun mal Sex. Dafür sind sie bekannt. Meine Mitbewohnerin schläft nie in ihrem eigenen Bett.«
    Er bog sich weg, als hätte ich immer noch Mundgeruch. »Nein, jetzt öffne ich Ihnen mal die Augen«, gab er zurück. »Sie herzuschicken war ein Riesenfehler. Sie haben sich vom ersten Moment an nicht an Anweisungen gehalten. Sie sind die ganze Zeit rumgerannt wie eine durchgeknallte Teenie-Detektivin, haben überall Ihre Nase reingesteckt und die Arbeit mehrerer Monate gefährdet. Ihre Eskapaden von gestern waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«
    Drei Mädchen, die vorüberkamen, sahen uns neugierig an. Es war ziemlich offensichtlich, dass wir Streit hatten. Das war mir egal. Etwas, was er gerade gesagt hatte, hatte mich die Ohren spitzen lassen wie ein Jagdhund.
    »Wie meinen Sie das, die Arbeit mehrerer Monate?«
    Zum ersten Mal konnte er mir nicht in die Augen sehen. »Sie besitzen nicht einmal annähernd die Konzentrationsbereitschaft, die für einen solchen Einsatz nötig ist«, sagte er zu dem Schnee vor seinen Füßen. »Ich möchte, dass Sie in einer halben Stunde gepackt haben.«
    »Was meinen Sie mit der Arbeit mehrerer Monate? Was zum Teufel läuft hier eigentlich?«
    Er wandte sich ab, machte Anstalten, einfach wegzugehen. Nicht mit mir. Ich packte ihn am Arm und hielt ihn zurück.
    Er holte tief Luft. »Hände weg, oder ich verpasse Ihnen eine Dienstaufsichtsbeschwerde.«
    Das war mir inzwischen völlig egal. Ich trat noch näher. »Von welchem Job hab ich mich ablenken lassen?«, bohrte ich beharrlich. »Was genau ist hier eigentlich mein Job, Joesbury? Jedes Mal, wenn ich Ihnen Informationen schicke, sagen Sie, ich soll mich raushalten, ich bin nicht zum Ermitteln hier, es gibt da nichts zu untersuchen, und ich soll die Augen offen und den Ball schön flach halten. Und jetzt sagen Sie, ich hätte die Arbeit von mehreren Monaten versaut.«
    So nahe bei ihm zu stehen gab ihm die ideale Gelegenheit, auf mich herabzublicken und höhnisch zu fragen: »Wie kommt’s eigentlich, dass Sie jedes Mal nach einem andren Kerl stinken, wenn wir einander nahekommen?«
    Dafür würde ich ihm die Nase brechen, sobald sich mir eine Gelegenheit dafür bot. In der Zwischenzeit …
    »Hier werden Frauen unter Drogen gesetzt, misshandelt und vergewaltigt«, sagte ich. »Sie verschwinden aus ihren Wohnheimen, und wenn sie wieder auftauchen, sind sie völlig durch den Wind. Und dann sterben sie. Irgendjemand steckt dahinter, und das wissen Sie auch, nicht wahr? Aber jedes Mal, wenn ich versuche, Ihnen zu helfen, sagen Sie dasselbe. Mischen Sie sich nicht ein, stellen Sie keine Fragen, spielen Sie einfach weiter die hübsche Bekloppte … Augenblick mal …«
    Als sich meine Hände von ihm lösten, trat Joesbury zurück. Er senkte den Blick und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Das war alles geplant«, sagte ich.
    »Lacey …«
    »Ich bin hier der Köder.« Halb betete ich, dass er es abstreiten würde. »Genau so ist es, nicht wahr? Ich fasse es nicht, dass Sie so was noch mal mit mir machen.«
    Sogar ich verstand genug von Undercover-Arbeit, um zu wissen, dass die Leute niemals in einen Einsatz geschickt wurden, ohne vorher genau über die Fakten unterrichtet worden zu sein. Joesbury hatte gegen eine wesentliche Regel verstoßen, indem er mich im Dunkeln gelassen hatte. Er wandte mir den Rücken zu und schaute

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