Dead End: Thriller (German Edition)
zum Himmel hinauf. Ich sah zu, wie sich seine Schultern hoben und senkten, und wusste, dass ich es trotzdem getan hätte, wenn er mich darum gebeten hätte. Aber zu wissen, dass er mich in Gefahr gebracht hatte, ohne auch nur …
»Sie haben mich in Bryonys Zimmer gesteckt, haben dafür gesorgt, dass ich nicht zu übersehen bin«, sagte ich. »Sie wissen, was hier läuft. Sie wissen, warum hier junge Frauen ums Leben kommen. Wann wären Sie eingeschritten, Sir? Wenn meine Leiche die Cam runtergetrieben wäre?«
Er drehte sich wieder um. Die Haut um seine Augen war gerötet. »Lacey, ich wollte es Ihnen sagen«, beteuerte er. »Ich muss auch Befehle befolgen.«
Ich hatte bisher noch nie erlebt, dass Joesbury sich jämmerlich anhörte. »Ich bin die Nächste auf der Liste, nicht wahr?«, fragte ich. »Jessica wird irgendwann in den nächsten paar Tagen tot aufgefunden werden, und dann bin ich dran. Das mit dem Demütigungsritual und den komischen Halluzinogen-Träumen hab ich ja schon hinter mir. Evi dachte gestern, jemand hätte mir Drogen verpasst. Ich hab gesagt, das stimmt nicht. Sieht aus, als hätte sie recht gehabt.«
Sein Gesicht erstarrte. »Wie meinen Sie das, jemand hat Ihnen Drogen verpasst?«
»Als ob Sie das nicht wüssten. Anscheinend habe ich sämtliche Symptome von Drogenmissbrauch gezeigt. Genau wie Bryony, genau wie Nicole und Jessica. Ich hab keine Ahnung, wie die das machen, aber Sie wissen es, nicht wahr? Sie wissen Bescheid!«
Joesbury riss sich zusammen. Er trat vor, packte mich am Arm und machte sich daran, mich den Weg hinunterzuschieben. »Okay, Flint, Sie müssen jetzt aufhören, hier rumzubrüllen. Die hätten sich nie so schnell auf Sie eingeschossen. Wenn Sie wirklich Drogen verabreicht bekommen haben, dann heißt das, die wissen, wer Sie sind. Wem haben Sie es gesagt?«
Jetzt war das Ganze also meine Schuld? »Niemandem, Sie Idiot. Evi weiß es, das ist alles.«
»Und Ihr Freund?«
»Denkt, ich bin Laura Farrow.«
»Ich meine es ernst. Sie verschwinden hier, und zwar sofort.« Halb führte, halb zerrte er mich dorthin zurück, wo ich meinen Wagen abgestellt hatte, und wartete, während ich die Türen entriegelte.
»Fahren Sie sofort zum Yard«, wies er mich an. »Melden Sie sich bei DCI Phillips. Wir treffen uns später dort.«
»Und was ist mit meinem Zimmer?«, fragte ich. »Mit meinen Sachen?«
»Darum kümmere ich mich schon. Los, fahren Sie.«
Ich stieg ein, ließ den Motor an und sah zu ihm hinauf. Vielleicht wollte ich wissen, ob es ihm wirklich ernst war. Er hob einen Arm und zeigte in Richtung M11. Joesbury war ein arroganter, unverschämter Arsch, aber er war mein Vorgesetzter. Ich fuhr die Straße hinunter, ohne mich noch einmal umzudrehen. Als ich um die Ecke bog, klingelte mein Handy. Es war Evi.
»Können wir uns im Krankenhaus treffen?«, fragte sie. »Ich bin gerade auf dem Weg dahin. Jessica ist aufgetaucht.«
64
Fast wäre ich auf dem Flur im zweiten Stock an der Frau im Rollstuhl vorbeigegangen, ehe ich bemerkte, dass es Evi war. Wir hielten beide an und sahen einander an.
»Sie ist tot, nicht wahr?«, fragte ich leise.
Als Antwort blinzelte Evi Tränen weg, und ich wusste, dass sie nach den richtigen Worten suchte. Ich hockte mich hin, so dass mein Gesicht auf gleicher Höhe mit ihrem war. Ihre wunderschöne helle Haut sah aus wie Papier, und ihre Augen schienen jegliche Farbe eingebüßt zu haben. Die Furche zwischen ihren Augenbrauen wurde tiefer.
»Sie ist nicht tot«, sagte sie. »Körperlich geht es ihr nicht allzu schlecht. Seelisch, das ist eine ganz andere Geschichte.«
Nicht tot? Aber das passte ja, Nicole war auch zurückgekommen, nachdem sie verschwunden gewesen war. Für kurze Zeit.
»Was hat sie erzählt?«, fragte ich. »Wo ist sie gewesen?«
Evi schüttelte den Kopf. »Reden wir, wenn wir sie gesehen haben«, sagte sie. »Hätten Sie etwas dagegen, mich zu schieben? Ich fühle mich nicht besonders.«
In Anbetracht dessen, wie sie aussah, hätte ich das als Untertreibung bezeichnet. Sie hatte kaum die Kraft, sich in ihrem Stuhl aufrecht zu halten. Ich erhob mich, fasste die Griffe des Rollstuhls, und wir machten uns auf den Weg.
»Sie ist heute früh in ihrem Zimmer im St. Catharine’s College gefunden worden«, berichtete Evi nach kurzem Schweigen. »Die Tür stand ein kleines Stück offen, eine ihrer Nachbarinnen hat den Kopf ins Zimmer gesteckt und sie vollkommen angezogen auf dem Bett gefunden. Sie hat zuerst mich angerufen.
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