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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Schulter zu schmiegen und diesen männlichen Geruch ganz tief einzuatmen.
    »Scheint so«, antwortete er. »Ihre Eltern machen einen Riesenaufstand.«
    »Das war hier, nicht wahr? Sie hat hier studiert.«
    Der Videoclip war nur vier Minuten und sechsunddreißig Sekunden lang. Er zeigte eine junge Frau, die mit einem Strick um den Hals an einem Baum hing. Ihre Beine strampelten wild, die Finger schienen bemüht, ihren Hals in Stücke zu reißen. Ihr Gesichtsausdruck war für Stacey nur schwer zu ertragen.
    »Ich bin ja überrascht, dass YouTube das nicht gelöscht hat«, bemerkte sie. Der Clip war zu Ende. Zu ihrer Verblüffung startete ihr Vorgesetzter ihn von Neuem.
    »Werden sie bestimmt bald tun«, meinte er. »Wir sind mit die Letzten, die das sehen.«
    Stacey schaute auf die Anzahl der Klicks in der rechten unteren Ecke des Bildschirms. »Die Letzten von fast einer Million«, stellte sie fest. »Die Leute sind echt krank.« Damit wich sie zurück, trat wieder vor den Schreibtisch. Sie trug ihren engsten Rock, doch sein Blick folgte ihr nicht.
    »Das ist mal sicher«, sagte ihr Boss. »Viel Spaß, Stace.«
    Das war ihr Stichwort. Noch länger zu bleiben wäre zu offensichtlich. Sie war schon an der Tür, als ihr Boss noch etwas sagte.
    »Man stelle sich das mal vor«, sagte er. Doch als sie sich umdrehte, starrte er immer noch auf den Bildschirm, und sie hatte den Eindruck, dass er jetzt Selbstgespräche führte. Dass er jetzt vielleicht sogar vergessen hatte, dass sie da war. »Wenn jeder von denen ein Pfund dafür hingeblättert hätte.«
    Als Stacey die Tür schloss, dachte sie bei sich, dass sie vielleicht endlich dabei war, mit dieser kindischen Schwärmerei für den neuen Detective Inspector aufzuhören.

68
    Nagelsperren, auch Nagelbänder oder Nagelgurte genannt, werden weltweit von der Verkehrspolizei benutzt, um Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagden zu beenden. Normalerweise bestehen sie aus Metallzähnen, die zwischen vier und neun Zentimeter lang und auf einem zusammenklappbaren Metallrahmen montiert sind. Nagelbänder werden quer über die Straße gelegt; sie durchlöchern die Reifen des Fahrzeugs und bringen es bei richtiger Anwendung unter minimalem Personen- und Sachschaden schnell zum Halten.
    Für gewöhnlich sind die Metalldornen hohl und nicht massiv und lassen die Luft langsam ausströmen, wenn sie einmal in den Reifen stecken. Das Fahrzeug kann noch eine kurze Strecke zurücklegen, bevor die Reifen vollständig platt sind, so dass ein Unfall in den meisten Fällen vermieden werden kann. Massive Dornen dagegen verursachen einen Mehrfach-Reifenplatzer, der unweigerlich Probleme macht.
    DI Mark Joesbury war ein guter Autofahrer. Polizisten werden darin ausgebildet, schnell und sicher und unter höchster Konzentration zu fahren. Sein Geschick hinterm Steuer war schon entdeckt worden, als er noch in der Ausbildung gewesen war, und er hatte etliche Fortgeschrittenenkurse absolviert, einschließlich eines in Ausweichmanövern.
    Bei Tageslicht hätte er die selbstgemachte Nagelsperre, die über die A10 gelegt worden war, vielleicht gesehen, bevor er darübergefahren wäre. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte er eine ebenso gute Chance gehabt, ihr auszuweichen, wie so ziemlich jeder andere Autofahrer auf den Straßen Großbritanniens. Im Dunkeln, bei hoher Geschwindigkeit und gedanklich schwer beschäftigt, war das ausgeschlossen.
    Sein BMW traf mit knapp hundert Stundenkilometern auf das mit Nägeln gespickte Stahlrohr. Alle vier Reifen platzten mit einem Knall wie ein Schuss. Der BMW rammte die Leitplanke, durchbrach sie, kam von der Straße ab und krachte eine bewaldete Böschung hinunter. Er blieb auf dem Dach liegen. Der letzte Gedanke in Mark Joesburys Kopf war, dass er nichts von dem, was Lacey ihm berichtet hatte, weitergegeben hatte.
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück und fand Tox mit geradezu lachhaft komplizierten Gleichungen beschäftigt vor, während Heavy Metal alles im Zimmer erbeben ließ, was nicht niet- und nagelfest war. Sie grinste mich an, formte mit dem Mund irgendwelche Worte und drehte dann die Musik leiser.
    »Ich komm dich in den Osterferien ja so was von besuchen«, verkündete sie.
    »Ich freu mich drauf«, erwiderte ich und überlegte, ob Joesbury wohl mit einem Haus in Shropshire und einer rundlichen Lady Mitte fünfzig als unserer Mutter aufwarten konnte.
    Tox grinste immer noch. »Hast du was gegen Guns N’ Roses?«
    »Je lauter, desto besser«, versicherte ich,

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