Dead End: Thriller (German Edition)
Sache eigentlich ganz gut gemacht.«
Jähes Bedürfnis meinerseits, mich zu setzen.
»Das, was Sie mir da über Nicole und die anderen Mädchen gemailt haben, war ziemlich hilfreich«, fuhr er fort. »Der einzige Grund, weshalb Sie im Dunkeln gelassen worden sind und warum wir Ihnen wiederholt gesagt haben, dass Sie sich nicht einmischen sollen, ist Ihre eigene Sicherheit.«
In der Kapelle las eine wunderschöne, tröstliche Stimme Gebete vor. Ich blickte in türkisblaue Augen hinauf, von denen ich wusste, dass ich ihrer niemals überdrüssig werden würde. »Da gibt es noch mehr«, sagte ich.
Wieder ein Zucken. Jetzt würde er mich jeden Moment anlächeln. »Raus damit«, sagte er.
Er hörte zu, während ich ihm von der Theorie erzählte, die Evi und ich entwickelt hatten. Manchmal brüllte ich ihm im Wettstreit mit dem Chor fast ins Ohr, manchmal senkte ich die Stimme, wenn es still wurde, und berichtete ihm von dem getürkten Fragebogen. Dass irgendjemand, ausgerüstet mit extrem persönlichen Informationen über die privatesten Geheimnisse junger Frauen, eine ganz gezielte Kampagne des Psychoterrors und der Schikane inszenierte und sich an ihren schlimmsten Ängsten weidete. Dass daraus konkreter physischer Missbrauch wurde, wenn die Mädchen nervlich schließlich völlig am Ende waren, unterstützt von einem starken und sehr gefährlichen Cocktail aus Halluzinogenen und Sedativa.
Dann erklärte ich, dass ich mir besonders um Evi selbst große Sorgen machte, dass es so aussah, als wäre sie auch Teil dieser Einschüchterungskampagne geworden. Nicht weil das »gefährdete junge Frau«-Profil auf sie passte, sondern weil sie ihre Nase irgendwo hineingesteckt hatte, wo irgendwer sie nicht haben wollte.
Während Musik, die zu schön für diese Welt zu sein schien, im Hof widerhallte, erzählte ich Joesbury von meinem Verdacht, dass die Mädchen entführt wurden, zu einem Zweck, den ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, bei dem ich aber ein ganz ungutes Gefühl hatte. Und dass sie, kurz nachdem man sie hatte laufen lassen, in den Selbstmord getrieben wurden, wahrscheinlich wieder unter Zuhilfenahme von Drogen. Ich berichtete ihm, dass Bryony das Benzin, das beinahe ihr Tod gewesen wäre, nicht selbst gekauft hatte.
»Sind Sie sich da sicher?«, unterbrach er mich.
»Absolut. Und darf ich wiederholen, dass Nicoles Wagen in der Nacht, in der sie umgekommen ist, nicht das einzige Fahrzeug auf dieser Straße war?«
»Nein, das habe ich klar und deutlich verstanden. Weiter.«
Nur wenige Meter entfernt sangen Menschen von Gottes Wundern und seiner Glorie. In der wirklichen Welt erklärte ich meinem Vorgesetzten, dass wir nach einer Tätergruppe mit sowohl medizinischem Wissen als auch IT -Fachkenntnissen suchten und dass drei solche Personen hier aus der Stadt vor fünfzehn Jahren in Cambridge studiert hatten, als zum letzten Mal gehäuft Selbstmorde vorgekommen waren. Er verzog keine Miene, als ich Nick Bell, Scott Thornton und Megan Prince als mögliche Verdächtige aufzählte. Ich erzählte ihm von Iestyn Thomas.
»Bell hat schon immer mehr Interesse an Bryony gezeigt, als die medizinischen Verhaltensregeln erfordern. Und Megan Prince ist Psychiaterin, eine Psychiaterin, die Evi sehr gut kennt. Dieser Thomas klingt nach einem sehr verschrobenen Individuum, das praktischerweise vollkommen von der Bildfläche verschwunden ist. Der Einzige, gegen den wir etwas Greifbares in der Hand haben, ist Scott Thornton.«
Er zog die Brauen zusammen. »Und was?«
Ich berichtete, wie und warum ich Scott Thorntons Identität herausgefunden hatte, und davon, wie ich ihn in ein Gebäude auf dem Industriegelände hatte gehen sehen. Als ich die Beschattungsaktion an jenem Nachmittag schilderte, zog er eine Braue hoch und schüttelte den Kopf.
»Ich lasse alle drei überwachen«, sagte er. »Und diesen Iestyn Thomas ausfindig machen. Außerdem sorge ich dafür, dass jemand dieses Industriegelände beobachtet. Das könnte wichtig sein.«
»Ich könnte da rausfahren und …«
Seine Augenbrauen schossen nach oben. »Sie bleiben schön weg von da. Ich mein’s ernst, Flint. Und jetzt versprechen Sie mir das.«
Ich hätte ihm alles versprochen. »Besteht die Möglichkeit, dass Sie mir sagen, war hier los ist?«, erkundigte ich mich.
»Ja.« Er brach den Blickkontakt ab, um auf die Uhr zu schauen. »Aber nicht jetzt. Ich muss Ihr Handy und Ihren Laptop nach Scotland Yard schaffen.«
»Weil …?«
In der Kapelle
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