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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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du triffst dich mit deinem leckeren Doktor, dann kümmere ich mich um Mick.«
    Es war wohl gut zu wissen, wie mein Bruder hieß.
    »Also, eigentlich muss ich los«, sagte Joesbury und lächelte sie auf eine Art und Weise an, wie er mich noch nie angelächelt hatte, ich schwör’s. Irgendwie frech und kokett und … »Ich bin nur vorbeigekommen, um Lauraleins Laptop abzuholen. Sie hat das Ding schon wieder kaputtgemacht. Bringst du mich zum Auto, Zwerg?«, beendete er seine Ansage.
    »Ich geb dir seine Telefonnummer«, versprach ich Tox, während Joesbury die schwere Stofftasche aufhob, in der ich meinen Laptop aufbewahrte, und vor mir aus dem Zimmer ging. »Wenn irgendein Mann dich verdient hat, dann mein großer Bruder.«
    »Zwerg?« , fragte ich, als wir über die überdachte Brücke gingen. Unter uns hatte der Fluss die blaugraue Farbe von nassem Schiefer angenommen. Die Ufer waren noch immer schneebedeckt, und die Wiesen und Gärten dahinter erstreckten sich weiß, so weit das Licht von den Colleges reichte.
    »Ich fand, das klingt geschwisterlich«, meinte er. Wir traten in den Third Court, gerade als ein Schneeschauer von einem der Fenstersimse auf uns herabstäubte. Ich deutete, dass wir uns links halten müssten.
    Inzwischen war es richtig dunkel geworden, und überall, wo wir hinblickten, schien warmes gelbes Licht aus mittelalterlichen Fenstern. Als wir den Chapel Court erreichten, beschloss ich, dass wir es ebenso gut hinter uns bringen könnten, wenn ich denn gefeuert werden sollte. »Falls es Sie interessiert, warum ich immer noch hier bin …«, setzte ich an.
    »Ich weiß, warum Sie noch hier sind«, unterbrach er mich. »Ich weiß das von Jessica.«
    Eine Männerstimme, rein und leicht, schwebte über den Hof, bat Gott, zu unseren Gunsten einzuschreiten, und zwar schnell. Dann fielen Chor und Gemeinde mit der Antwort ein. Die Abendandacht fand statt, wie anscheinend an den meisten Tagen. »Eile, uns beizustehen, oh Herr«, sang der Chorleiter.
    »Ich habe Ihnen mehrere SMS geschickt«, versuchte ich es noch einmal.
    »Hab ich nicht gekriegt«, erwiderte Joesbury. »Wir haben heute Morgen Ihr Telefon deaktiviert.« Er wühlte in seiner Tasche und zog ein anderes Handy hervor.
    Kerzenlicht aus dem Innern der Kapelle schimmerte durch die Buntglasfenster.
    »Nehmen Sie fürs Erste das hier«, sagte Joesbury und hielt mir das Handy hin. »Hab ich vorhin beim Elektro-Discounter gekauft. Ist nur für Notfälle. Versuchen Sie ja nicht, mich oder Dr. Oliver damit anzurufen oder irgendeinen von Ihren Kollegen bei der Polizei. Und dazu gehört auch DC Stenning. Ist das klar?«
    »Vollkommen.«
    »Ich brauche Ihr altes«, sagte er.
    Ich suchte in meiner Tasche, reichte es ihm. »Da das Ding deaktiviert ist, bringt’s ja nicht viel, es zu behalten.« Joesbury sah mich nicht mehr an. Er starrte in Richtung Kapelle. Auf seinem Gesicht lag ein ganz kleines Lächeln.
    »Das ist Haydn«, sagte er. »›Die Himmel erzählen die Ehre Gottes.‹«
    »Als ob Sie jemals in die Kirche gegangen wären«, knurrte ich. Irgendetwas an der Musik machte mich traurig und irgendwie bedürftig. Als wollte ich in die Kapelle gehen und all das um mich herumfluten lassen und gleichzeitig so schnell ich konnte in die andere Richtung davonrennen.
    »›Und seiner Hände Werk zeigt das Firmament‹«, sang Joesbury in vollendetem Einklang mit dem Chor in der Kapelle und mit verblüffend schöner Stimme. Inzwischen war die Musik laut und jubilierend geworden.
    »Ihren Laptop nehme ich auch mit.« Er zeigte auf die Tasche, die er aus meinem Zimmer mitgenommen hatte.
    »Wie sind Sie überhaupt hier reingekommen?«, fragte ich. »Man kann doch nicht einfach bei einem Cambridge-College vorfahren und behaupten, man wäre ein Verwandter.«
    Joesbury blickte auf mich herab. »Glauben Sie etwa, Sie sind der einzige Undercover-Officer, den wir hier im Einsatz haben?«
    »Ich habe gerade rausgefunden, dass Sie mal Chorknabe waren. Mich überrascht nichts mehr.«
    Als es in der Kapelle still wurde, bemerkte Joesbury meinen Gesichtsausdruck und trat einen Schritt näher. »Tut mir leid wegen heute Morgen.«
    »Das mit dem Nichts-mehr-Überraschen nehme ich zurück«, schnappte ich und funkelte ihn böse an.
    Ein ganz leises Zucken an seinem Mundwinkel. »Wenn man mal kurz beiseitelässt, dass Sie vollkommen unberechenbar sind und eine Vorschrift nicht mal dann erkennen würden, wenn sie Sie anspringt und Ihnen in den Arsch beißt, haben Sie Ihre

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