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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Zeit hatte er einen andauernden lästigen Husten, von ganz tief aus der Brust heraus; sein Arzt sagte, das sei ein sicheres Zeichen dafür, dass er zu viel Alkohol trinke. Er würde aufhören, kein Problem, wenn er erst wieder richtig arbeitete. Wenn er erst über diese bescheuerte, zwanghafte Sehnsucht nach Lacey Flint hinweg war.
    Und da hatte er ja auch gerade einen guten Anfang gemacht, indem er sie in diesen Fall hineingezogen hatte.
    Der Computer in seinem winzigen Schlafzimmer war immer an. Er drückte auf die Leertaste, um den Bildschirm aufzuwecken, und schrieb rasch eine E-Mail. Drei Worte.
    Sind Sie wach?
    Die Antwort kam Sekunden später.
    Jep.
    Joesbury griff nach seinem Handy und drückte die Kurzwahltaste 4. Kurzwahltaste 3 war auf Dana Tullochs Handy programmiert, die 2 auf den Festnetzanschluss des Hauses, in dem sein achtjähriger Sohn mit seiner Exfrau lebte. Der Mann am anderen Ende von Kurzwahltaste 4 meldete sich schnell.
    »Was liegt an?«, fragte er.
    »Sie macht’s«, antwortete Joesbury.
    »Super.« Leise Geräusche, als esse jemand gerade.
    »Ich bin nicht glücklich darüber«, sagte Joesbury.
    »Das haben wir doch schon diskutiert.« Ein leises Stöhnen.
    »Wir sollten sie nicht im Dunkeln lassen.«
    »Sie weiß so viel, wie sie wissen muss. Die Entscheidung steht. Waren Sie in letzter Zeit mal bei YouPorn?«
    Allmählich bekam Joesbury eine Gänsehaut. »Kann ich nicht behaupten«, sagte er zu seinem Boss.
    »Schauen Sie sich mal Dirty Brunette und ihre freche Zunge an.«
    »Sie müssen echt was mit Ihrem Leben machen, Chef. Und sich ’ne Freundin zulegen.«
    »Dasselbe könnte ich über Sie sagen, Kumpel. Wir sehen uns morgen.«
    Joesbury ging zurück ins Schlafzimmer. Ja, er musste etwas mit seinem Leben machen. Und sich eine nette, unkomplizierte Freundin zulegen. Eine Krankenschwester oder eine Stewardess. Was er wollte, war Lacey. Er hatte noch immer das Telefon in der Hand. Sein Finger schwebte über Kurzwahltaste 1. Vor nicht mal zehn Minuten hatten sie miteinander gesprochen. Sie würde noch wach sein. Er stieg ins Bett und zog sich die Bettdecke um die Schultern. Das Handy lag neben ihm auf dem Kissen.
    Er wusste, dass er nicht anrufen würde.

17
    Sonntag, 13. Januar (vor neun Tagen)
    Die junge Frau am Steuer des Mini Cabriolet blickte starr geradeaus eine leere Straße entlang. Die Bäume zu beiden Seiten waren sehr hoch und dünn, wie lange knochige Finger, die sich nach dem Himmel streckten. Die wenigen Blätter, die noch daran hingen, waren so regungslos wie Steine. Der Wind, der vorhin noch wie eine besessene Seele über das Marschland gefegt war, schien sich endlich erschöpft zu haben. Alles war still. Die junge Frau konnte nichts hören.
    Bis auf die Stimme in ihrem Kopf.
    Ein plötzliches Vibrieren verriet ihr, dass der Motor des Wagens wieder lief. Ihre linke Hand griff nach unten. Die Handbremse war nicht angezogen. Das war’s dann also.
    Irgendetwas, es könnte sogar ihr eigener Fuß gewesen sein, drückte aufs Gaspedal. Zögernd zuerst, und dann immer energischer. Mehr und mehr, bis das Pedal am Wagenboden anschlug.
    Als das Seil, das an einem Ende um eine Buche und am anderen um den Hals des Mädchens gebunden war, seine volle Länge erreichte, gab es ein Geräusch, das sich ein wenig wie das allerletzte Knistern eines Feuerwerks anhörte.
    Nachdem das Gaspedal nicht mehr betätigt wurde, raste der Mini noch einige Sekunden weiter. Er blieb erst stehen, als er mit einem Lieferwagen voller Lebensmittel kollidierte, der in die Gegenrichtung unterwegs war. Der Fahrer blieb unverletzt, doch was er auf dem Fahrersitz des Minis erblickte, würde noch eine ganze Weile in seinen Albträumen vorkommen.
    Der abgerissene Kopf der jungen Frau löste sich von dem Seil, hüpfte ein kleines Stück die Straße hinunter und blieb dann in ein paar abgeknickten Brennnesseln liegen.

18
    Montag, 14. Januar (vor acht Tagen)
    »Und das hier ist der Second Court, Miss Farrow«, verkündete der Pedell.
    »Der ist ja schön«, staunte ich, weil ich wusste, dass irgendetwas von mir erwartet wurde. Was ich wirklich sagen wollte, war, dass der Innenhof überwältigend war.
    Ich fand ganz Cambridge überwältigend, die ganze Stadt. Die Pracht der alten Gebäude, die geheimen Gärten und die Plaketten mit den berühmten Namen an den Mauern. Die Jungen auf den Fahrrädern mit ihren achtlos um den Hals geschlungenen Collegeschals und die Mädchen mit den runden Gesichtern und der reinen Haut,

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