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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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etwas dafür geben. Nur für ein paar Wochen, nur um diesen Zyklus zu durchbrechen. Hört sich das nicht an, wie ein … Was ist denn? Was ist denn los?«
    Das Mädchen sah völlig verängstigt aus. »Das geht nicht«, stieß sie hervor. »Ich kann keine Schlaftabletten nehmen.«
    »Es ist ja verständlich, dass Sie vorsichtig sind«, erwiderte Evi, »aber wir passen sehr gut auf, dass keine Abhängigkeit entsteht.«
    »Das ist es nicht«, beharrte Jessica. »Sie verstehen das nicht.«
    »Nein, das tue ich auch nicht. Bitte erklären Sie es mir.«
    »Diese Störungen, diese eingebildeten Anrufe und die Stimmen, ich glaube, damit schützt mich mein Gehirn, so verhindert es, dass ich zu tief schlafe.«
    »Und warum sollte Ihr Bewusstsein das tun?«
    »Wegen der richtigen Träume, die, die ich habe, wenn ich so tief schlafe, dass ich nicht aufwachen kann.«
    »Und was sind das für Träume.«
    »Die sind unvorstellbar. Als wäre ich in der Hölle.«

22
    Ich kehrte nicht in mein Zimmer zurück, nachdem ich Dr. Oliver verlassen hatte. Irgendwie fand ich dieses schuhkartonartige Kabuff, aus dem alle Spuren seiner vorigen Bewohnerin entfernt worden waren, merkwürdig deprimierend. Also ging ich zu meinem Auto und fuhr zu dem Krankenhaus am Rand der Stadt, wo ich, wie ich wusste, Bryony Carter finden würde.
    Die Schwester auf der Station für Brandverletzte zeigte auf ein Einzelzimmer ungefähr im hintersten Viertel des Flures. An der offenen Tür blieb ich einen Moment lang stehen. Ich hatte doch das Foto gesehen. Ich wusste doch, was mich erwartete.
    Es war so viel schlimmer, als ich gedacht hatte. Ich konnte dieses Zimmer nicht betreten, ich konnte es einfach nicht.
    Ich hatte mir etwas Klinisches vorgestellt: sauber, ordentlich, weiß und steril. Mir war nicht klar gewesen, dass da Blut und andere Flüssigkeiten durch die fleckigen Verbände sickern würden. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Haut, die ihr Gesicht und den haarlosen Kopf bedeckte, wie etwas aussehen würde, das ich bisher nur an Leichen gesehen hatte. Ich hatte nicht gewusst, dass ihr linker Arm dicht über dem Ellenbogen amputiert worden war.
    In dem Zimmer war es so heiß. Und der Geruch … oh Gott, ich konnte da nicht reingehen.
    »Sie hat keine Schmerzen. Im Augenblick ist sie massiv sediert.«
    Ich war vom Anblick der leblosen Gestalt in dem durchsichtigen Zelt wie gebannt gewesen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass noch jemand im Zimmer war. Der Mann, der mit mir sprach, stand am Fenster; er war für den Aufenthalt im Freien angezogen: ein dicker blauer Wollpullover und Jeans.
    »Vorhin hatte sie einen kleinen Rückfall«, fuhr er fort. »Die letzten paar Tage haben sie sie allmählich vom Beatmungsgerät entwöhnt, aber ihre Sauerstoffsättigung hat sich plötzlich rapide verschlechtert. Also haben sie sie wieder angehängt, für vierundzwanzig Stunden, damit sie sich stabilisieren kann.«
    Ich schluckte heftig. Der Geruch würde zu ertragen sein, wenn ich durch den Mund atmete. Ich hatte schon Schlimmeres gerochen.
    »Sind Sie eine Freundin?«, fragte er, und ich schaute ihn zum ersten Mal richtig an. Mitte dreißig, er hätte glatt ein Model für eine Zeitschrift über das Leben auf dem Land sein können: groß und schlank, mit lockigem Haar von der Farbe eines nassen Fuchses. »Wenn ja, sind Sie die erste, die es durch die Tür da geschafft hat.«
    Ohne es zu merken, war ich durch die Tür getreten. »Ich bin gerade in ihr Zimmer im Wohnheim gezogen«, sagte ich. Auf dem Weg hierher hatte ich mir eine Coverstory ausgedacht. »Und das hier habe ich unter dem Bett gefunden.« Damit zog ich ein Buch aus meiner Tasche. »Auf einer Seite ist die Ecke umgeknickt. Ich glaube, sie hat das gelesen, bevor es passiert ist.«
    »Jane Eyre«, las er und blickte auf das Penguin-Classic-Taschenbuch hinab. »Kriegt der Held da nicht schlimme Verbrennungen ab?«
    »Daran hab ich gar nicht gedacht«, gestand ich und kam mir ziemlich blöd vor. »Ich nehme es wohl lieber einfach wieder mit.«
    »Lassen Sie’s hier«, sagte er. »Das sollen ihre Eltern entscheiden, wenn sie wiederkommen.«
    Ich zwang mich, noch einen Blick auf das Mädchen in dem durchsichtigen Plastikzelt zu werfen. »Wieso sieht ihr Gesicht denn so aus?«, fragte ich. »Die Haut sieht ja ganz tot aus.«
    »Das ist nicht ihre Haut«, erwiderte der Mann. »Und sie ist auch tot. Das ist Leichenhaut, mit der ihr Gesicht abgedeckt ist. Wissen Sie was, ich wollte mir gerade einen Kaffee

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