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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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zu Selbstmordversuchen in den letzten Jahren. Ein gutes Gefühl hatte ich nicht dabei. Wenn ich fehlgeschlagene Versuche miteinbezog, konnte meine Selbstmordliste ziemlich lang werden.

34
    »Nick, hier ist Evi.«
    Nick Bell klemmte sich das Handy mit der Schulter ans Ohr und entriegelte per Fernbedienung die Türen seines Wagens. »Hi, Evi«, sagte er. »Alles okay bei dir?«
    »Ja, alles bestens. Störe ich?«
    »Ich steige gerade ins Auto«, antwortete Nick. Einer der Hunde auf dem Rücksitz schaute auf und wedelte zur Begrüßung mit dem Schwanz. Der andere öffnete nicht einmal die Augen. »Ich muss in fünf Minuten los, wenn du also nicht dafür verantwortlich sein willst, dass ich etwas Illegales tue, dann hast du so lange Zeit.«
    »Es gibt heutzutage Freisprechanlagen«, bemerkte Evi.
    »Hatte mal eine. Hat der Hund gefressen. Was kann ich für dich tun?«
    »Wie würdest du darüber denken, Informationen über Selbstmordversuche im Lauf der letzten fünf Jahre rauszurücken?«
    Nick steckte den Schlüssel ins Zündschloss. »Du meinst, Selbstmordversuche bei Patienten?«
    »Ich weiß, du kannst mir keine Namen nennen, aber Fallzahlen und ein ungefährer Zeitrahmen würden schon helfen.«
    »Dann macht dir das also immer noch zu schaffen?«
    »Ja.«
    »Lass mich das mit den anderen besprechen. Ich melde mich dann bei dir. Sag mal, bist du sicher, dass alles okay ist? Du hörst dich nicht gerade …«
    »Mir geht’s gut, danke, Nick. Bis bald.«

35
    Der Mittwochnachmittag ist an den meisten Universitäten dem Sport vorbehalten, und Cambridge war keine Ausnahme. Nach dem Mittagessen tauchten die Studenten in allen möglichen Sportbekleidungen aus ihren Wohnheimen und aus ihren Höfen auf und zogen los, um sich körperlich zu betätigen. Ich verbrachte die ersten paar Stunden in einem ruhigen Winkel der Bibliothek von St. John’s. Allmählich bekam die unsichtbare Liste der zwanzig Studenten Substanz. Ich hatte Studenten-Selbstmorde in Cambridge gegoogelt und Zeitungsberichte über einige gefunden. Ich wusste Bescheid über die Jurastudentin Kate George, die einen in die Steckdose eingesteckten Föhn in ihr Bad hatte fallen lassen, und über Nina Hatton, die Zoologie studiert hatte, bis sie sich die Oberschenkelarterie aufgeschnitten hatte. Fotos, die zu den Artikeln gehörten, zeigten attraktive, fröhliche junge Mädchen.
    Peter Roberts hatte sich den Anforderungen seines Mathematikstudiums nicht gewachsen gesehen und sich 2005 erhängt. Im selben Jahr hatte die trauernde Mutter eines weiteren Studenten-Selbstmordopfers, Helen Stott, Reportern erzählt, dass sie keine Ahnung gehabt hätte, wie verzweifelt ihre Tochter gewesen sei. Zusammen mit Nicole, Bryony, Jackie und Jake hatte ich jetzt acht Namen. Zwölf Leerstellen blieben übrig.
    Um drei Uhr hatte ich genug. Bis jetzt hatte ich nonstop an dem Fall gearbeitet, nun war Zeit für meine kleine Vendetta. Ich holte meinen Mantel, meine Mütze, Schal und Handschuhe und machte mich auf die Suche nach den Ninja Turtles.
    Natürlich war mir klar, dass ich unprofessionell handelte, dass ich mich von dem Hauptgrund meines Hierseins ablenken ließ, doch was gestern Nacht geschehen war, hatte mich umgehauen. Die meisten würde so etwas als unangenehmen, aber harmlosen Streich betrachten. Für mich war es mit das Schlimmste gewesen, was ich mir vorstellen konnte.
    Als ich jünger war, hatte es einen Vorfall gegeben (an den zu denken ich auch heute noch nicht ertragen kann), der mich mehr oder weniger zu dem geformt hat, was ich bin. So überfallen zu werden, mich hilflos in den Händen einer adrenalintrunkenen Gang wiederzufinden, hatte das alles wieder hochkommen lassen. Wenn ich hier funktionieren sollte, musste ich mir wieder einigermaßen das Gefühl verschaffen, alles unter Kontrolle zu haben, und das bedeutete, dass ich wissen musste, wer diese Typen waren.
    Alle drei waren groß gewesen. Da sie halb nackt gewesen waren, hatte ich ihre Körper gut sehen können. Keiner hatte die breitschultrige, schmalhüftige Statur eines Schwimmers gehabt oder die sehnige Kraft eines Fußballspielers. Leichtathleten waren sie ganz sicher nicht. Wenn ich hätte wetten müssen, hätte ich Rugby gesagt. Einer hatte lange dunkle Locken gehabt. Er würde am leichtesten zu erkennen sein.
    Ich fragte George, den Pedell, wo die Rugbyspiele stattfinden würden, und er beschrieb mir den Weg zu drei verschiedenen Sportplätzen. Ich nahm mein Fahrrad und kam in wenigen Minuten am

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