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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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ganz schön laut sein.« Dann schien sie sich mit Gewalt ein Lächeln abzuringen. »Und in Wahrheit bin ich nicht mal annähernd so jung, wie ich vorgebe.«
    Evi beschloss, es gut sein zu lassen. Sie nahm eine Akte von einem kleinen Tisch neben ihr und schlug sie auf. »Ich bin da auf etwas gestoßen, das mir Sorgen macht«, sagte sie, während sie die ersten paar Seiten umblätterte. »Am Dienstag, kurz nachdem wir uns getroffen hatten. Ich habe es nicht gleich angesprochen, weil ich erst darüber nachdenken wollte, und ich wollte es ganz bestimmt nicht per E-Mail abhandeln.«
    Als sie aufblickte, bemerkte sie einen winzigen Krümel Mascara ganz oben auf Lauras linker Wange. Merkwürdigerweise stand ihr das gut, wie ein altmodischer aufgemalter Schönheitsfleck.
    »Sie müssen verstehen, dass das hier sehr schwierig für mich ist«, fuhr Evi fort. »Die Schweigepflicht ist im Arztberuf sakrosankt. Zumindest sollte es so sein. Überhaupt mit Ihnen zu reden, ohne das vorher von – na ja, ehrlich gesagt von aller Welt absegnen zu lassen, ist ein berufliches Risiko für mich.«
    »Ich verstehe«, versicherte Laura.
    »Sie haben Bryonys Angst angesprochen, sie wäre vergewaltigt worden«, meinte Evi nach kurzem Zögern. »Bryony ist eine sehr verstörte junge Frau und hat alle möglichen Probleme. Ich habe mich gefragt, warum Ihnen aus allem anderen in den Aufzeichnungen gerade das aufgefallen ist.«
    Laura schlug die Augen nieder. »Das ist ein besonderes Interesse von mir«, antwortete sie. »Ich bin zur Polizei gegangen, um Gewaltverbrechen gegen Frauen aufzuklären. Ist also nur natürlich, dass mir das auffällt.«
    Evi erwog halb zu fragen, ob Gewaltverbrechen etwas waren, womit die Polizistin persönliche Erfahrungen hatte. Keine gute Idee. Ihr Interesse an Laura Farrow als Person würde sie nur bei der Aufgabe stören, die sie beide zu lösen versuchten. Mit einem Kopfnicken bedeutete sie der jungen Frau fortzufahren.
    »Aber es ist noch mehr als das«, erklärte Laura. »Alles, was sonst noch so in Bryonys Leben los war, die Schlafstörungen, der Stress wegen der vielen Arbeit, ihr Gefühl, nichts wert zu sein, das war alles selbstgemacht, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich versuche hier nicht, ihre Probleme kleinzureden, ganz und gar nicht. Ich versuche nur zu sagen, sie waren … oh, helfen Sie mir, Sie sind doch hier die Psychiaterin.«
    »Inneren Ursprungs?«
    »Genau. Aber Vergewaltigung, das ist doch genau das Gegenteil. Eine Vergewaltigung wird jemandem von einem Aggressor zugefügt, von außen.«
    »Wenn diese Vergewaltigung wirklich stattgefunden hat«, gab Evi zu bedenken und sah Ärger in den blaubraunen Augen der Jüngeren aufblitzen. »Wenn sie nicht etwas ist, das Bryony sich entweder eingebildet oder erfunden hat. Sind Sie sicher, dass alles okay ist, Laura? Ihre Hände zittern.«
    »Alles bestens«, erwiderte Laura ein wenig schneller, als streng genommen höflich war. »Danke. Ich weiß, Bryonys Geschichte hat die Therapeutin aus Ihrem Team nicht überzeugt, aber wenn eine Frau behauptet, sie sei vergewaltigt worden, neige ich instinktiv dazu, ihr einen Vertrauensbonus zu gewähren.«
    Diese junge Frau war misshandelt worden. Möglicherweise war sie auch selbst vergewaltigt worden, da war Evi sich jetzt sicher. Sie fragte sich, ob ihre Vorgesetzten bei der Polizei wohl davon wussten.
    »Gut«, sagte sie. »Wenn ich Ihnen also erzähle, dass vier weitere Studentinnen in den Monaten vor ihrem Selbstmord behauptet haben, vergewaltigt worden zu sein, und zwar auf ganz ähnliche Weise, wie Bryony es angegeben hat, würden Sie das für signifikant halten?«
    Evi sah, wie Laura bedächtig nickte, sah, wie ein Funkeln in ihren Augen aufleuchtete.
    »Wir reden hier über einen Zeitraum von fünf Jahren«, fuhr Evi fort. »Bei keinem Fall gab es Beweise. Nichts, was die Angaben der Frauen bestätigt hätte.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Das darf ich nicht«, antwortete Evi. »Das ist ja das Problem.«
    »Sie sind doch tot«, wandte Laura ein.
    Evi schüttelte den Kopf. »Spielt keine Rolle.«
    »Wie soll ich denn dann …«
    Evi hob die Hand. »Vor drei Jahren«, sagte sie, »hat eine Patientin unserer Praxis, nennen wir sie mal Patientin A …«
    »Dann sagen Sie mir eben nur die Vornamen«, unterbrach Laura sie.
    »Wenn ich Ihnen die Vornamen gebe, können Sie sie anhand von Zeitungsberichten identifizieren.«
    »Okay, erzählen Sie, was mit Patientin A passiert ist«, gab Laura nach, die

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