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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Schrotflinte aussah. Dann kletterten er und die beiden anderen Männer über einen Zaun und verschwanden über die Wiese.
    Jessica ging weiter, tiefer in den Wald hinein, und nach und nach wurde ihr bewusst, dass das Licht sich veränderte. Die Bäume waren nicht länger schwarz und silbern im Mondlicht, sondern hatten einen Goldton angenommen. Überall um sie herum schimmerten sie, leuchteten hell, als reflektierten sie das Sonnenlicht. Sie schaute nach oben. Da, wo die Bäume den mitternachtsblauen Himmel erreichten, zersplitterten die goldenen Stämme zu einem glitzernden Spinnennetz aus Ästen. Und winzige Stückchen Gold trieben von oben herab. Zuerst hielt Jessica sie für fallende Blätter, doch als eines davon auf ihrem ausgestreckten Arm landete, begriff sie, dass es Schnee war.
    Die Schneeflocke, fast drei Zentimeter breit, verharrte auf ihrem Handgelenk. Sie konnte ihr kunstvolles Muster vor ihrer blassen Haut erkennen; es war, wie wenn man in ein Kaleidoskop schaute. Goldene Schneeflocken fielen überall um sie herum herab, landeten auf ihren Armen, ihren Beinen, ihrem Haar und bedeckten den Boden wie einen Teppich aus Seide.
    Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas so Schönes gesehen wie diesen goldenen Wald, in dem die Bäume fast vor ihren Augen zu wachsen schienen. Sie konnte sie atmen sehen, wie ihre langen, schmalen Stämme dicker wurden, wenn sie Luft holten, und dann wieder dünner, wenn sie wieder ausatmeten. Dass Bäume atmeten, hatte sie schon immer gewusst, doch sie hätte nie gedacht, dass sie das jemals mitansehen würde.
    Mit jedem Atemzug wurden sie ein bisschen größer. Und sangen sie nicht auch? Tatsächlich. Die Bäume sangen ihr etwas vor, ein leises, hohes Lied fast ohne Melodie, wie die Laute, die Wale machen, wenn sie im Meer über Hunderte von Kilometern nach einander rufen. Es war die Sorte Musik, die man vielleicht zwischen den Sternen hören würde.
    Jessica drehte sich um sich selbst und hörte zu, wie die Bäume einander etwas zuriefen; sie wusste, dass sie vielleicht wirklich anfangen würde zu verstehen, was sie sagten, wenn sie hier stehen bliebe und lauschte. Ihr wurde klar, dass sie keine Angst mehr hatte. In einem so schönen Wald gab es nichts, wovor man Angst haben musste. Sie machte einen Schritt auf den nächsten Baum zu und streckte die Hand aus. Er war warm und weich wie die Haut eines warmblütigen Tieres. Sie streichelte den Baum und spürte, wie er daraufhin schnurrte wie eine große Katze.
    Hinter ihr ertönte ein leises Lachen.
    Jessica fuhr herum und drückte den Rücken gegen den Katzenbaum. Jemand beobachtete sie. Langsam schob sie sich um den Baum herum und begann zurückzuweichen. Den Weg hatte sie schon lange hinter sich zurückgelassen. Nur das Licht der goldenen Bäume leitete sie und das sanfte Schimmern des Schnees zu ihren Füßen. Sie stieß rücklings gegen einen weiteren Baum und bog um ihn herum. Fast wäre sie gestolpert und konnte gerade noch rechtzeitig das Gleichgewicht wiederfinden.
    Sie beobachteten sie immer noch. Und sie kamen näher. Sie konnte sie nicht sehen, aber sie konnte sie atmen hören, ihren bitteren, abgestandenen Männergeruch riechen.
    Ein Zweig knackte hinter ihr, und Jessica rannte los. Sie wagte es nicht, sich umzublicken, rannte einfach immer weiter, über unebenen Boden, wich Unterholz aus, fand schmale Pfade zwischen den Bäumen. Dann sah sie die Lichter, und in ihrem Kopf blitzte der Gedanke auf, dass dies vielleicht neue Gefahr bedeutete. Sie verarbeitete den Gedanken nicht mehr rechtzeitig. Sie hatte die Lichtung erreicht, war mitten unter sie getaumelt, bevor sie die Clowns erblickte.
    Ich hatte es nicht eilig, zu höflichem Geplauder mit Wildfremden zurückzukehren, doch als ich den Garten erreichte, sah ich, dass das Feuer draußen noch brannte. Zwei Männer und eine junge Frau saßen auf Klappstühlen darum herum. Vielleicht würde ich mich dazugesellen. Ich hatte Leute sagen hören, mit Rauchern hätte man immer am meisten Spaß. Ich hielt gerade auf sie zu, als Evi in der Hintertür erschien. Sie trug einen blauen Mantel, von Schneeflocken getüpfelt.
    »Da sind Sie ja, Laura«, sagte sie. »Besteht die Chance, dass Sie mich zu meinem Auto bringen?«
    Evi kam mir nicht vor wie der Typ Frau, die man zu ihrem Auto bringen musste, gehbehindert oder nicht, also nahm ich an, dass sie mit mir reden wollte.
    »Sie gehen ja schon«, sagte ich. »Oder ist die Party schon vorbei? Müssen die alle morgen früh zum

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