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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Stiefelkammer hielt Nick mir eine Wachsjacke hin. Ich schob die Arme hinein, und wir traten hinaus und sahen, dass es sachte schneite. Plötzlich wurde ich nervös und befahl mir, mich abzuregen. Wir waren von Leuten umgeben. Das hier war sein Zuhause. Es würde nichts passieren.
    »Ich habe keine Taschenlampe dabei«, sagte er. »Bleiben Sie dicht bei mir.«
    Wir folgten einem Weg aus Steinplatten, der vom Haupthaus aus auf ein paar Wirtschaftsgebäude zuführte. Ein paar davon sahen aus wie Ställe. Als wir näher kamen, tauchte das blasse, lange Gesicht eines Pferdes auf.
    »Das ist Shadowfax«, sagte Nick und blieb stehen, um die Nase des Pferdes zu streicheln.
    »Sie sind wirklich ein echter Herr-der-Ringe -Fan«, stellte ich halblaut fest, als er einen Schlüsselbund aus der Hosentasche zog und einen Schlüssel ins Türschloss des nächsten Gebäudes steckte.
    »Sie schlafen bestimmt«, sagte er. »Nicht laut sprechen.«
    Im Innern des Schuppens herrschte Finsternis, starker Tierkotgeruch und eine seltsame, erwartungsvolle Stille. Dann ein Flappen direkt über meiner linken Schulter. Es wurde allmählich heller. In der Ecke des Raumes konnte ich Nicks Hand erkennen, die einen Dimmer hochdrehte. Zehn sanfte schwarze Augenpaare betrachteten mich.
    Ich trat zurück, an die Tür. Zu schnell, ich hatte sie erschreckt. Sie hüpften, krächzten und brummelten.
    »Alles okay?«, fragte Nick und sah mich stirnrunzelnd an. »Entschuldigung, hätte ich Sie warnen sollen?«
    »Was sind das für welche?«, fragte ich, während mein Blick von einem zum Nächsten huschte und ich sah, dass sie alle auf ihren Stangen angeleint waren. Noch immer rührte ich mich nicht von der Tür weg.
    »Wanderfalken«, antwortete Nick und trat auf den Vogel zu, der ihm am nächsten war. Das Tier bog sich seiner ausgestreckten Hand entgegen, als wolle es den Kopf daran schmiegen. Oder zubeißen. Nick zog die Hand zurück, ehe eins von beiden passieren konnte.
    Was die Größe betraf, unterschieden sich die Vögel leicht, doch sie hatten alle dieselbe Farbe. Das Gefieder am Rücken und auf der Oberseite der Flügel hatte die Farbe von regennassem Schiefer. Das auf der Brust war creme- und zimtfarben, mit schwarzen Sprenkeln. »Die schnellsten Geschöpfe auf diesem Planeten«, sagte Nick. »Haldir, das ist Laura.«
    Der Falke sah mich an. Seine Augen waren schwarz, mit einem gelben Rand drum herum. Ich hatte schon Menschen gesehen, in deren Augen weniger Intelligenz zu finden war.
    »Ich dachte, Geparden wären am schnellsten.« Der Falke wandte den Blick nicht von mir ab.
    »Geparden, von wegen.« Wieder hielt Nick dem Vogel die Finger hin und zog sie außer Reichweite, als der Falke den Kopf einzog. »Ein Gepard kann es ein paar Minuten lang auf hundertzehn Stundenkilometer bringen. Bei einem zustoßenden Wanderfalken sind schon dreihundertzwanzig Stundenkilometer gemessen worden.«
    Am hinteren Ende des Schuppens, auf einer eigenen, erhöhten Stange, machte ein Vogel, von dem ich ziemlich sicher war, dass es sich um eine Eule handelte, einen Hopser und breitete die Schwingen aus, als wolle er auf sich aufmerksam machen.
    »Na ja, ich wäre ja beeindruckt, aber ist Zustoßen nicht dasselbe wie Fallen?«, fragte ich. »Wenn man irgendwo runterspringt, wird man dann nicht automatisch immer schneller, ad infinitum?«
    Nick streckte den Arm aus, und der Falke stieg darauf. »Der wesentliche Unterschied zwischen dem freien Fall und einem kontrollierten Sturzflug besteht darin, dass ein Falke einen Sturzflug innerhalb von zwei Sekunden abbrechen kann.«
    Ich trat eine Schritt näher an die beiden heran. »Lässt er sich von mir anfassen?«, fragte ich. Der Vogel sah mich an, als wollte er sagen Versuch’s nur, Schätzchen.
    »Er ist ein bisschen schreckhaft«, meinte Nick. »Sogar ich muss mich vorsehen. Aber Leah lässt sich anfassen.« Er hielt den Arm wieder an die Stange, und der Falke stieg gnädig ab.
    »Ziehen Sie das an.« Nick hielt mir einen langen Lederhandschuh hin. Ich zog ihn über die rechte Hand. Er reichte mir den halben Arm hinauf. Dann hob Nick meinen Arm bis in die Horizontale und führte mich tiefer in den Schuppen hinein. Bald waren wir von wachen schwarzen Augen umgeben. Er hob die Eule von ihrer Stange und setzte sie sanft auf meinen ausgestreckten Arm. Das Tier war fast vollkommen weiß, nur am Rücken und auf den Flügeln hatten die Federn die Farbe einer Schildpattkatze, die sich allmählich in Gold verwandelt.
    »Sie ist

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