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Dead Eyes - Der Fluch der Maske (German Edition)

Dead Eyes - Der Fluch der Maske (German Edition)

Titel: Dead Eyes - Der Fluch der Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Priestley
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leid.«
    Sein Vater legte den Arm um seine Schultern und drückte ihn an sich.
    »Das kriegen wir schon hin, hm?«, munterte er ihn auf. »Und wenn wir hinfallen, stehen wir einfach wieder auf.«
    »Genau«, sagte Alex.
    »Es war eine schlimme Zeit. Für uns beide«, sagte sein Vater.
    »Und ich weiß, dass es für dich komisch sein muss mit Saskia und Angelien.«
    »Nein«, widersprach Alex. »Wirklich nicht.«
    Und es stimmte. Alex war überrascht, wie entspannt er sich mit Saskia und Angelien fühlte, und das nach so kurzer Zeit.
    »Sie erzählt dir hoffentlich nicht die ganze Zeit vom Goldenen Zeitalter?«, fragte er. »Ich meine Angelien. Manchmal können Historiker, was ihr Thema angeht, so richtige Langweiler sein.«
    Alex musste lächeln. Ganz offensichtlich sah sein Vater sich und seine Obsession für den Zweiten Weltkrieg nicht als Teil des Problems.
    »Mal unter uns, ich finde den ganzen Kram über Händler und Gilden ja ein wenig trocken«, sagte sein Vater. »Sicher, ich weiß, wir müssen geradezu von dem Amsterdam und der Zeit damals fasziniert sein. Aber als Historiker gibt es eben Dinge, die einen packen, und andere wieder nicht. Es ist schwer zu erklären.«
    »Also eigentlich   … «, begann Alex.
    Er wollte seinem Vater von den Gemälden erzählen und den merkwürdigen Ereignissen um die Maske, konnte sich dann aber doch nicht überwinden.
    »Ja?«, sagte sein Vater.
    »Nichts«, sagte Alex.
    Sein Vater machte sich immer lustig, wenn es um das »Übernatürliche« ging. Alex normalerweise ja auch.
    Alex’ Mutter hatte eine viel aufgeschlossenere Sicht auf diese Dinge, und sein Vater hatte sie immer damit aufgezogen. Zum ersten Mal seit langer Zeit wünschte Alex, er könnte seiner Mutter davon erzählen. Er wusste, dass er sich bei ihr nicht komisch vorkäme.
    »Lass dir einfach nicht so viel erzählen«, sagte sein Vater. »Amsterdam hat so viel Interessantes zu bieten, und nicht alles dreht sich um das Goldene Zeitalter und Händler und Gilden und den Kram. Wenn ich Zeit habe, gehen wir ins Anne Frank Museum, okay? Man kann nicht nach Amsterdam fahren und nicht dort gewesen sein.«
    Die Spiegelungen des Hotels und der Gebäude daneben schaukelten auf dem schwarzen Wasser des Kanals. In den Fenstern brannten Lichter, und auch diese bewegten sich sachte auf der Wasseroberfläche, die das Licht zurückwarf und die ganze Straße heller und freundlicher machte, als Alex sie je bei Tageslicht gesehen hatte. Der Mann an der Rezeption gab ihnen ihre Schlüssel, und sie gingen die Treppe hinauf zu ihren Zimmern und sagten einander auf dem Treppenabsatz gute Nacht. Alex öffnete die Tür zu seinem Zimmer, machte das Licht an und ließ sich auf das Bett fallen. Als er die Jacke auszog und das Handy in seiner Tasche spürte, überlegte er, ob er seine Mutter anrufen sollte.
    Doch sowie er das Handy in die Hand nahm, wusste er, dass er sie nicht einfach anrufen konnte, als wäre alles wieder in Ordnung. Nichts war in Ordnung. Und das würde es auch so bald nicht sein.
    Alex legte sich ins Bett und griff nach seinem Buch. Er las
Der große Schlaf
von Raymond Chandler, das sein Vater ihm empfohlen hatte. Das wäre zwar sicher Grund genug, es eigentlich nicht zu lesen, aber er hatte vor kurzem den Film gesehen, und der hatte ihm gefallen, warum also eigentlich nicht?
    Er mochte die Art, wie der Privatdetektiv Philip Marlowe redete und sich nichts von den Töchternseines reichen Auftraggebers gefallen ließ. Alex wünschte, er könnte auch so sein. Marlowe ließ sich von niemandem rumkommandieren. Er wusste immer genau, was zu tun oder zu sagen war. Und Alex würde auch gerne mal so einigen Bescheid geben.
    Aber Alex würde nie so sein wie Marlowe. Er würde so sein wie sein Vater, und vielleicht war das auch nicht so schlecht. Frauen mochten Männer, die nett waren, hatte seine Mutter ihm einmal gesagt; sie mochten sanfte Männer.
    Vielleicht stimmte das sogar, dachte Alex. Zumindest bei manchen Frauen. Aber was war mit Carl Patterson? An ihm war ja nun mal gar nichts nett. Und Molly schien es nicht zu stören. Und Dirk? Wie nett oder sanft war er?
    Alex hatte den leisen Verdacht, dass Frauen gegen harte Kerle im Grunde nichts einzuwenden hatten – eben Typen wie Philip Marlowe. Nett zu sein war sicher in Ordnung bis zu einem gewissen Grad. Aber manchmal sah es auch einfach nur wie Schwäche aus.
    Alex schlug das Buch auf der Seite auf, bis zu der er gekommen war, und machte es sich neben der Lampe bequem.

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