Dead Eyes - Der Fluch der Maske (German Edition)
Altersunterschied.«
»So groß ist der auch nicht«, sagte Alex und wurde rot.
Sein Vater lächelte mit halb gesenkten Lidern. Alex kannte das Lächeln und hasste es.
»Saskia ist auch älter als du«, sagte Alex. »Das scheint dich nicht zu stören.«
»Lass das bloß nicht Saskia hören! Außerdem ist das ja wohl etwas anderes«, sagte sein Vater. »Wir waren beide erwachsen, als wir uns kennenlernten. Worum geht es hier überhaupt? Hast du dich etwa in Angelien verknallt?«
Alex hielt sich die Ohren zu.
»Nein!«, sagte er aufgebracht. »Gott!«
Ein älteres Ehepaar wurde aufmerksam und sah zu ihnen herüber.
»Jetzt ist aber gut«, sagte sein Vater. »Beruhig dich mal wieder.«
Alex kaute auf seiner Unterlippe und schwieg.
»Kein Mensch sagt ›verknallt‹, Dad«, sagte er schließlich. »Und außerdem bin ich es nicht.«
»Dann ist ja gut«, sagte sein Vater.
Was wusste sein Vater schon? Und warum war es so unwahrscheinlich, dass zwischen ihm und Angelien etwas sein könnte? Nicht dass da etwas war. Aber war es denn so weit hergeholt?«
Sein Vater hatte mit Angelien so gut wie nicht gesprochen. Und von Alex hatte er erst recht keine Ahnung. Er sah ihn noch immer als kleinen Jungen. Wahrscheinlich würde das auch so bleiben.
»Ich bin kein Kind mehr, Dad«, sagte Alex.
»Das weiß ich, Alex«, sagte sein Vater mit einem Seufzer. »Das weiß ich nur zu gut.«
»Geht es jetzt wieder um das, was in der Schule passiert ist?«, fragte Alex. »Erst meinst du, das sei schon in Ordnung, und dann … «
»Ich hab nie gesagt, das sei ›schon in Ordnung‹«, antwortete sein Vater. »Ich hab gesagt, ich verstehe, dass du viel durchmachen musstest. Wir beide. Aber das ändert ja nichts daran, dass du vielen Menschen viel Kummer bereitet hast. Und solange wir hier sind, will ich keinen Unsinn mehr hören.«
»Aber … «
»Alex«, sagte sein Vater bestimmt. »Ich mein es ernst. Du musst wirklich mal erwachsen werden.«
Alex ließ den Kopf hängen. Sein Vater legte die Hände vors Gesicht, als würde er Gott um Weisung anflehen.
»Alex«, sagte er etwas freundlicher. »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr Zeit für dich habe. Ich meine, die ganze Sache mit dem Verlag – das könnte wirklich wichtig sein. Wenn alles gut läuft, kommen wir vielleicht sogar früher nach New York, als wir gedacht haben.«
»Wirklich?«, fragte Alex.
Sein Vater hatte ihm seit Jahren versprochen, ihn nach New York mitzunehmen.
»Wirklich«, antwortete sein Vater.
Alex lächelte.
»Das hier könnte eine große Sache werden«, sagte sein Vater. »Sie meinen, ich könnte die Doku vielleicht sogar selber moderieren. Das wär doch cool, oder? Dein Dad im Fernsehen? Vielleicht im BBC? Oder dem History Channel? Wenn du einfach versuchen könntest, mir die nächsten Tage keinen Ärger zu machen. Ginge das?«
Alex seufzte.
»Schon gut, Dad«, sagte Alex. »Ich hab’s verstanden. Ich werd keinen Ärger mehr machen. Versprochen.«
Alex trat aus dem Lift und sah Angelien allein am Fenster sitzen. Ein zarter milchig weißer Lichtstrahl umhüllte sie wie ein Heiligenschein.
Alex blieb einen Moment wie angewurzelt stehen und blickte starr auf Angeliens goldenes Haar. Dann bemerkte er, dass der Hotelmanager ihn lächelnd ansah, und ging weiter.
»Hey, Alex«, sagte Angelien gutgelaunt. »Alles okay?«
»Ja«, sagte er mit einem Seufzer. »Mein Vater hat mir grad ’n Vortrag gehalten.«
Angelien verdrehte die Augen.
»Eltern sind so anstrengend«, sagte sie.
»Ja. Manchmal. Und? Wie geht es dir?«, sagte Alex. Angelien sah ihn von der Seite an und lächelte.
»Mir geht’s gut, danke der Nachfrage«, sagte sie.
Alex lächelte sie an. Aus irgendeinem Grund wusste er nicht, was er sagen sollte.
»Wollen wir gehen?«, schlug er vor.
»Klar«, sagte Angelien.
Sie gingen aus dem Hotel den Kanal entlang. Alex wartete auf den richtigen Moment, um mit Angelien über das Gemälde zu sprechen, über die ganzen Sachen, die alle wieder im Hotel aufgetaucht waren, und natürlich über die Maske selbst. Während er noch überlegte, was er sagen sollte, kam Angelien von selbst auf das Thema.
»Ich hab gestern Abend noch weiter in den Tagebüchern gelesen«, sagte sie.
»Und? Irgendwas Interessantes?«, fragte Alex.
Angelien nickte.
»Sogar etwas ziemlich Merkwürdiges. Damals, also im siebzehnten Jahrhundert hat die Pest Amsterdam ein paar Mal heimgesucht«, sagte sie. »Du hast bestimmt von der Pest gehört, die in London
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