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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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meisten fahren lieber mit der U-Bahn, aber mir ist mein Leben zu wichtig. Zwei Stunden später würde ich es riskieren. Aber um halb drei Uhr morgens? Niemals.«
    Wer hat dich gefragt, dachte Ollie erneut. »Wo soll es ausgestiegen sein, dieses Mädchen?« fragte Palumbo.
    »Welchen Unterschied macht es, wo sie aussteigt«, fragte Ollie, »wenn es gar nicht erst eingestiegen ist?«
    »Weil ich sie vielleicht erst beim Aussteigen und nicht beim Einsteigen bemerkt habe«, sagte Palumbo. »Es kommt oft vor, daß einem bestimmte Dinge erst später auffallen.«
    »Sie ist vermutlich in der Hanson Street ausgestiegen. Vielleicht hat sie dem Fahrer aber auch ein Zeichen gegeben, sie zwischen Slade und Hanson rauszulassen.«
    »Ich weiß noch nicht mal, wo das ist. Die Hanson Street.«
    »Sie ist oben in Diamondback.«
    »Arbeiten Sie dort?«
    »Ja.«
    »Welches Revier ist da oben?«
    »Das 88.«
    »Ach ja, stimmt.«
    »Sie kennen es?«
    »Nein.«
    Ollie kam zu dem Schluß, daß es keinen Sinn hatte, sich noch länger mit diesem Dummkopf zu unterhalten. Er wechselte den Sitzplatz und verfolgte, wie die stumme Stadt draußen vorbeiglitt. Das war die Zeit des Tages, die er am meisten liebte, die Stunden zwischen Mitternacht und Morgengrauen, eine Zeit, in der die schlaflose Stadt die schlimmsten Bedrohungen und die größten Überraschungen bereithielt. Wäre er kein Polizist, würde er um diese nächtliche Uhrzeit niemals rausgehen, ganz gleich, wie sicher es laut Aussage des Bürgermeisters wäre. Sollte doch der Bürgermeister dort einen kleinen Spaziergang machen, wo verschwommene Gestalten sich unter Straßenlaternen versammelten und Automobile langsam durch die Nacht rollten. Sollte er doch…
    Durch sein eigenes Spiegelbild auf dem dunklen Fenster konnte er die Stadt dahinter sehen, konnte verfolgen, wie sie sich innerhalb eines Lidschlags von Weiß in Latino und von Latino in Schwarz verwandelte, während der Bus durch verlassene Straßen rollte, wo Dampf aus Gullydeckeln quoll und Ratten rudelweise von Bürgersteig zu Bürgersteig huschten. Sollte doch der Bürgermeister hier seinen Spaziergang machen, verdammt noch mal.
    Er gab das Zeichen zum Anhalten, wo seiner Meinung Althea es getan hätte, wenn sie in jener Nacht mit dem Bus nach Hause gefahren wäre. Es war kurz vor halb vier. Der Imbißkoch döste, während Ollie zum vorderen Ende des Busses ging. Die Tür öffnete sich. Der Fahrer fragte: »Kommen Sie hier zurecht, Mann?«
    »Ich bin Cop«, sagte Ollie und trat hinaus in die Nacht.
    In seiner Gestalt und seinem Watschelgang lag eine Arroganz, in seinem Blick eine Überheblichkeit, die seinen Beruf einen Kilometer weit kundtat. Wenn man nicht erkannte, daß dieser Mann ein Cop war, hatte man nicht das Recht, sich um diese Zeit auf der Straße herumzutreiben. Und wenn man ihn als Cop identifizierte, wäre man ein verdammter Narr, wenn man sich mit ihm anlegte. Ollie wußte, daß in der heutigen Zeit seine Dienstmarke nicht viel Schutz bedeutete. Unter bestimmten Umständen lockte sie genauso leicht eine Kugel an, wie sie ihn davor bewahrte. Aber seine Haltung, die signalisierte, daß er ein Cop war, warnte auch davor, daß in einem Halfter unter seiner Jacke eine Neun-Millimeter-Halbautomatik steckte. Er marschierte nicht mit vollkommener Immunität durch die leeren Stunden der Nacht, aber immerhin mit soviel Schutz, wie jemand in seiner Position ihn verdiente.
    Um drei Uhr morgens herrschte in Althea Clearys Straße weitaus mehr Betrieb, als Ollie erwartet hätte. Ein rund um die Uhr geöffneter koreanischer Lebensmittelladen zierte in seiner neongrellen Pracht eine Straßenecke. Ein Nachtimbiß, ähnlich hell strahlend, besetzte die gegenüberliegende Ecke. In gewisser Weise waren die beiden stark frequentierten Geschäftsbetriebe ein positives Zeichen. Sie vergrößerten die Zahl der außer dem unsichtbaren John Bridges möglichen Verdächtigen erheblich. Althea konnte den Club allein verlassen, den Bus allein bestiegen und erst dann - entweder im Lebensmittelladen oder im Imbißrestaurant - den Mann getroffen haben, der sie später ermordet hatte. Andererseits … wünschte sich oder brauchte Ollie wirklich eine größere Schar Verdächtiger? Warum sollte man in die Suche nach dem Täter nicht die ganze Stadt, den Staat, die gesamte Nation mit einbeziehen? Warum sollte er diesen verdammten Fall nicht für den Rest seines Lebens bearbeiten?
    Fast wäre er nach Hause zurückgekehrt und hätte sich ins Bett

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