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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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Wäsche.
    »Wir hatten bereits die anderen wesentlichen Rechte von den drei Personen erworben, die die Songs des Musicals und das Buch geschrieben hatten, aber wir brauchten noch - nun, Moment, ich muß mich korrigieren. Die ursprünglichen Autoren sind vor langer Zeit verstorben. In den meisten Fällen verhandelten wir mit Enkeln oder sogar Urenkeln, die durch Erbschaft in den Besitz der Rechte gelangt waren. Aber die Quellen-Rechte waren eine ganz andere Angelegenheit. Als das Musical 1928 von der Bühne verschwand, fielen die Rechte an die Person zurück, die das Stück geschrieben hatte - an Jessica Miles. Und ohne diese Quellen-Rechte konnten wir nicht weitermachen.«
    »Ist Cynthia Keating eine Enkelin?« fragte Carella. »Ist es das? Oder eine Ur…«
    »Nein, Jessica Miles hat nie geheiratet.«
    »Wie ist dann Cynthia Keating an die Rechte gelangt?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Wir haben noch immer eine Menge Zeit.«
    Anfangs kennt Andrew Haie die Frau nur von kurzen Begegnungen.
    Er trifft sie, wenn er das Gebäude verläßt oder es betritt. Stets tauschen sie ein freundliches guten Morgen oder guten Abend aus, aber das ist es auch schon. Die Frau ist sehr alt, viel älter als Andrew, der - als er sie zum ersten Mal sieht - Anfang fünfzig ist. Er ist zu der Zeit noch verheiratet. Das ist lange vor seinem ersten Herzinfarkt. Und es ist kurz nachdem er seinen Job im Krankenhaus gekündigt hat oder - um genau zu sein - vom Krankenhaus gekündigt wurde, weil sie meinten, er wäre zu alt für die Arbeit als Krankenpfleger, obgleich in seiner Abteilung Schwestern arbeiteten, die ebenso alt waren wie er. Dreiundfünfzig, ist das alt? So viel zum Thema Sexismus. Er vermutet, es liegt daran, daß ein Mann, wenn er ein bestimmtes Alter erreicht, als geiler alter Bock angesehen wird, und sie wollen einfach nicht, daß er in Zimmern ein und aus ging, in denen junge Frauen Krankenhausnachthemden trugen, die hinten völlig offen waren.
    Er schätzt, daß die Frau Mitte achtzig ist, ein zerbrechliches kleines Ding, das arthritisch wirkt und auf einem Bein lahmt. Vielleicht leidet sie auch unter Diabetes, wer weiß? Eines Morgens trifft er sie dabei an, wie sie mühsam versucht, eine Einkaufstasche voller Lebensmittel in ihre Wohnung im dritten Stock zu schaffen. Er fragt, ob er ihr dabei behilflich sein kann, und sie sagt: »Oh, ja, vielen Dank, das finde ich wirklich nett von Ihnen.« Sie hat einen britischen Akzent, stellt er fest. Wahrscheinlich kommt sie aus England. Nun, eins führt zum anderen und dies und das, und ehe er sich versieht, sind sie echte Freunde. Er kocht für sie nachmittags Tee und macht kleine Besorgungen. Er hilft ihr, Fotos aufzuhängen, Rolläden anzumontieren, die Wohnung zu reinigen, solche und andere Dinge. Er fühlt sich wieder jung, indem er für sie sorgt. Er fühlt sich willkommen, man braucht ihn. Er hat eine Aufgabe, diese alte, zerbrechliche Frau zu pflegen.
    Eines Tages erzählt sie ihm, daß sie früher eine berühmte Bühnenautorin war, ob er das gewußt habe? Er sagt, hör auf, erzähl nicht so einen Blödsinn. Sie sagt, nein, es stimmt. Als ich zweiundzwanzig Jahre alt war, habe ich ein Stück mit dem Titel Jennys Zimmer geschrieben. Es war ein großer Erfolg, und ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn ich nicht die Wahrheit sage. Er wieder: Du willst mich veräppeln, hör auf damit. Sie entgegnet, glaubst du wirklich? Dann sieh doch mal in der Bibliothek nach. Jessica Miles, ich stehe im Who’s Who in Amerika.
    Fast hat er Angst, nachzuschauen, denn angenommen, ihr Name steht nicht in dem Buch? Angenommen, das alles sind nichts als Phantastereien? Dann wäre sie nicht mehr als eine verrückte alte Dame, die Märchen erfindet, oder? Er weiß nicht, ob er damit leben kann. Aber Donnerwetter, tatsächlich, seine Freundin oben im dritten Stock ist prominent! Sie hat nicht nur das Stück geschrieben, das sie erwähnt hat. Es wurde auch fünf Jahre später zu einem Musical verarbeitet, was hält man davon? Die Hauptrolle in dem Stück spielte eine gewisse Jenny Corbin, die damals ein großer Star war. Als er sie das nächste Mal trifft, sagt er, nee, nee, nee, und lacht sie an, und sie fragt, habe ich gelogen?, und er sagt, ich würde das Stück gern einmal lesen, es wäre mir eine Ehre.
    Sie erzählt ihm, daß es ursprünglich Jessies Zimmer hieß, nicht Jennys Zimmer, denn es war rein autobiographisch und schilderte, wie sie aus England in diese Stadt kam und die

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