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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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führen, denn er schien sich einigermaßen auf Schiffen auszukennen. Aber, wie er ihnen wieder und wieder unter die Nase rieb, er war ja auch in der Navy gewesen. Er erzählte gern von all den Orten, die er bereist hatte, und dem, was er dort erlebt hatte. Inzwischen hasste Cook ihn nicht mehr so sehr wie am Anfang. Sicher, Saks erinnerte ihn – auf erschreckende Weise – an seinen eigenen Vater, ein ebenso unverbesserliches Arschloch, aber mittlerweile wollte er ihn nicht mehr umbringen. Der Mann tat ihm fast leid. Alle Männer, die es für nötig hielten, ihre Unsicherheit und Angst hinter einer Machofassade zu verstecken, taten ihm leid. Und diese Einsicht überraschte Cook. Irgendwann in den letzten Tagen hatte er sich verändert. Sein Hass war einer ungewöhnlichen Sorte von Mitleid gewichen. Immerhin.
    Einer der ersten Orte, dem sie einen Besuch abstatteten, war das Arztzimmer.
    Dreckig und von Spinnweben überzogen. Überall lag Müll, und Pilzgeflechte hingen von den Wänden wie Luftschlangen bei einem Kindergeburtstag. Die Möbel waren größtenteils verfault, ebenso wie die meisten Holzarbeiten in dem Raum. In Schränken standen Gläser und Fläschchen mit Medikamenten und Chemikalien. Die Etiketten verblichen und unleserlich. Die Flüssigkeiten zu einer schwarzen Schmiere eingetrocknet, die Pulver hart wie Zement. Es gab Regale mit vermoderten Büchern und ein paar vergilbte akademische Urkunden hinter staubigen Glasrahmen.
    Alles in allem fanden sie hier nichts als Alter.
    »Man kann die furchtbaren Ereignisse spüren, die sich hier abgespielt haben«, orakelte Crycek.
    »Ach, hör endlich auf damit«, schnaubte Menhaus.
    Aber er hatte recht. Während die anderen die Instrumente und zerbröselnden Papiere in den Schränken durchwühlten, spürte Cook es ebenfalls. Und roch es. Mehr als nur der Geruch von Alter und Verfall, eher ein eigenartiger Erinnerungshauch von Schmerzen und Schwärze und Wahnsinn. Hier hatten sich Dinge ereignet, da war er sicher, entsetzliche Dinge, an die man nicht zu denken wagte. Hierher, wusste er, waren die Männer gebracht worden, die sich an Bord der Korsund infiziert hatten. Man konnte beinahe ihren langsamen, qualvollen Tod fühlen, das Entsetzen, das sie verspürten, als die Cyclops immer fester in den Griff einer unbekannten und bösartigen Wesenheit geriet. Auf diesen Tischen mussten sie gelegen und sich die Eingeweide aus dem Leib gekotzt haben, ohne in ihren unschuldigen Gemütern zu ahnen, was eine radioaktive Verseuchung wirklich bedeutete.
    Ja, die Schmerzen wirkten real. Man konnte sie spüren.
    »Seht euch das an«, sagte Fabrini und hievte eine große Holzkiste auf einen Tisch. Er schob ein staubiges Gestell mit Reagenzgläsern und eine Schachtel Objektträger zur Seite und stieß dabei ein antikes, grün angelaufenes Messingmikroskop um. Staubflocken wirbelten im Licht der Petroleumlampen.
    Cook wischte die Ablagerungen und den Staub von der Kiste.
    Chirurgenbesteck. Die anderen erkannten es vermutlich nicht, aber Cook hatte so etwas schon mal gesehen. Wenn er nicht gerade mit einer Planierraupe Erdmassen bewegte, beschäftigte er sich gern mit dem amerikanischen Bürgerkrieg. In seiner Freizeit besuchte er oft Reenactment-Festivals und interessierte sich dort besonders für die improvisierten Feldlazarette. Die Feldchirurgen wurden dabei meist von Leuten verkörpert, die auch im realen Leben als Ärzte arbeiteten, und ihre Ausrüstung stammte original aus den 1860ern.
    »Medizinische Instrumente«, erklärte Cook den anderen. »Chirurgenbesteck.«
    Skalpelle mit Ebenholzgriffen lagen in passenden Vertiefungen im Filz neben Wundfäden, Nadeln, Sonden, Aderpressen und einem besonders martialisch aussehenden Obduktionsmesser. Cook hob die obere Lage mit Instrumenten heraus und förderte darunter eine zweite mit Knochensägen, Aderklemmen, Knochenscheren und einer großen, rostigen Amputationssäge zutage. Es gab noch einige weitere Instrumente, die ihm aber nicht vertraut waren.
    »Scheiße«, sagte Fabrini, »da dreht sich mir ja der Magen um, wenn ich sie nur sehe.«
    Eine Plakette aus Messing befand sich in der Innenseite des Deckels. Chas. W. Kolbe.
    »Das muss der Arzt gewesen sein«, vermutete Menhaus.
    »Nein, sein Name lautete Asper«, korrigierte Fabrini ihn.
    Alle sahen ihn an.
    »Woher weißt du das?«, wollte Saks wissen. »Woher kennst du seinen Namen?«
    Cook kam ihm zu Hilfe. »Wir haben ihn oben auf der Brücke gelesen, als wir zum ersten Mal auf

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