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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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was sie fand, war nicht gut. Als versuchte man, durch einen Mund voll verschimmelter Algen zu atmen. Die Luft wirkte zu dicht oder zu dünn. Feucht und trocken, verseucht mit einem ekelhaften Gestank, verdorben und ranzig.
    Wahnsinnige Lichter und ein kreischendes weißes Rauschen wirbelten durch Goslings Kopf. In seinem Schädel hörte er das endlose Flattern unzähliger Flügel, bis er das Gefühl hatte, sein Kopf müsse jeden Moment explodieren.
    Und dann atmete er wieder, rang keuchend nach Luft. Der Gestank, die schlechte Luft – nur noch eine Erinnerung. Er lag neben der Tür des Ruderhauses, bis sein Kopf nicht mehr pulsierte.
    Er wusste nicht, was da gerade passierte.
    Aber geistig verbuchte er es unter der Rubrik »Worst-Case-Szenario«.
    13
    »Was ist das für eine Scheiße?«, keuchte Saks, als er einige Minuten später an Deck taumelte. Er hielt einen Moment inne, um den Nebel zu betrachten, tat ihn als unwichtig ab, dann packte er Gosling bei der Schulter und drehte ihn zu sich herum. »Sie«, sagte er. »Ich rede mit Ihnen, Mister. Was ist das für eine Scheiße?«
    Gosling schlug seine Hand weg. »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen, Sie wissen es nicht? Irgendwas ist mit dem Belüftungssystem nicht in Ordnung. Meine Jungs da unten werden ohnmächtig und kotzen sich die Seele aus dem Leib!«
    »Es ist dieser Nebel«, begann Gosling, und als ihm klar wurde, wie unsinnig das klang, sagte er: »Ich werde es überprüfen.«
    »Und ob Sie das tun werden!«
    Als Gosling gegangen war, starrte Saks hinaus in den wallenden Nebel und fragte sich, was für schwachsinnige, debile Vollidioten sie in so eine Suppe navigiert hatten. Das gottverdammte Zeug war so dick, dass sie ein anderes Schiff nicht mal sehen konnten, wenn es einen Meter neben ihnen vorbeischwamm. Und es schien überall zu sein. Eine dichte, trübe Masse aus gelblich weißem Nebel, wie er ihn noch nie im Leben gesehen hatte. So dick, als könnte man ihn mit der Hand in eine Schüssel schöpfen. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass er leer aussah. Neutral. Blank. Als steckten sie mitten im Nichts fest, verloren im statischen Rauschen eines Fernsehschirms. Und das Schiff schien sich nicht zu bewegen, obwohl er die Motoren spürte und den Bug durch das Wasser pflügen hörte.
    Was sind das hier für jämmerliche Süßwassermatrosen?
    Jetzt strömten noch mehr Leute an Deck. Die Schiffsbesatzung und Saks’ Männer. Allesamt ein bisschen grün im Gesicht. Manche mussten von anderen gestützt werden. Einer der Maschinisten brach zusammen und übergab sich. Schlecht ging es allen. Ein erstickender, beißender Gestank quoll aus den offenen Luken.
    »Saks«, stöhnte Fabrini und wischte sich die Hand an der Jeans ab, als hätte er etwas Schmieriges an den Fingern. »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Keine Ahnung. Das Belüftungssystem scheint hinüber zu sein. Sind vielleicht irgendwelche Dämpfe aus dem Maschinenraum reingeraten. Oder so.«
    Einer der Matrosen schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht, Mister. In den Turbinen gibt’s nichts, das so stinkt wie das.«
    Ein anderer Matrose wischte sich das gelbe Gesicht mit einem Lappen ab. »Er hat recht.«
    »Okay, Einstein«, schnaubte Saks, »was zur Hölle ist es dann?«
    Niemand sagte etwas.
    »Da stimmt was nicht«, meinte Menhaus zitternd. »Das kommt nicht von den Motoren, und das wisst ihr auch alle. Riecht doch mal! Dieser Nebel riecht ... riecht wie was Totes. Irgendwas stimmt damit nicht.«
    »Wer hat dich denn gefragt?«, fauchte Saks.
    Genau in diesem Moment fing jemand an zu schreien.
    Alle verstummten.
    Alle Diskussionen und Spekulationen erstarben. Das Schreien kam von achtern, irgendwo aus dem Labyrinth von Maschinen und Containern, die auf dem Spardeck vertäut lagen. Aber in dem Nebel – da war es schwer zu sagen, woher es genau kam. Alle drehten sich um und wollten losrennen, wollten nachsehen – wollten es tun, und dabei blieb es auch. Denn alle standen nur da, mit bleichen Gesichtern und zusammengepressten Lippen. Niemand bewegte sich. Alle wollten wissen, was zum Teufel da vor sich ging, aber niemand wollte der Erste sein, der sich in den Nebel wagte, um nachzusehen. Vielleicht war es auch die Intensität dieses Schreiens, mehr als nur ein Schreien, eher das Jaulen von jemandem, der langsam über glühenden Kohlen geröstet wurde. Einen so gellenden, schrillen Schrei hatten sie noch nie gehört.
    So konnte nur jemand schreien, der gerade

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