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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Und wenn die Anspannung zu sehr wuchs, dann brachen Männer zusammen. Dann fingen sie an, verrücktes Zeug zu denken, und wenn man sie nicht sofort mit eiskaltem Wasser überschüttete, fingen sie auch an, verrücktes Zeug zu tun . Vor allem, wenn man so einen Idioten wie Fabrini dabei hatte, der herumrannte und Ängste schürte, der die verrückten, gefährlichen Dinge aussprach, die jeder im Kopf hatte. Und wenn das geschah – dann dauerte es nicht mehr lange, bis die Massenhysterie einsetzte und Leute verletzt wurden.
    Schon fingen die Männer an, sich zu Zweier- und Dreiergrüppchen zusammenzufinden, sie wurden paranoid, trauten ihren Nebenmännern nicht mehr. Schützengrabenmentalität. Heilige Scheiße. So was konnte Saks wirklich nicht gebrauchen. Auf ihn wartete ein Job in Französisch-Guyana, und dafür brauchte er diese Holzköpfe. Eine Menge Geld hing an dem Vertrag, da ließ er sich nicht von irgendeinem Idioten in die Suppe spucken. Was danach geschah, juckte ihn nicht. Danach konnten sie sich gegenseitig mit Kartoffelschälern kastrieren, wenn sie wollten. Aber nicht jetzt.
    Nicht ausgerechnet jetzt.
    »Okay, Jungs«, rief er mit lauter, sicherer Stimme, denn eine andere hatte er nicht. »Hört auf, wie Schulmädchen herumzuzicken, und fangt endlich an, euch wie Männer zu benehmen. Das gilt ganz besonders für dich, Fabrini. Wenn du Schwänze lutschen und ein Kleid tragen willst, mach das zu Hause in deiner Freizeit, aber nicht, wenn du für mich arbeitest. Und jetzt beruhigt euch, hier ist alles in Ordnung.«
    Sofort regte sich Widerspruch.
    »In Ordnung?«, rief einer der Matrosen. » In Ordnung? Ein Mann, den ich seit drei verdammten Jahren kenne, ist gerade durchgedreht und über Bord gesprungen, und das nennst du ›in Ordnung‹?«
    »Wir müssen hier weg«, sagte sein Freund. »Scheiße, Mann, ich hab Frau und Kinder! Ich kann das nicht. Ich kann mich nicht in so was reinziehen lassen!«
    Saks wollte ihn schon fragen, in was genau er sich denn nicht reinziehen lassen konnte. Keiner wusste doch, was hier überhaupt ablief. Und soweit es ihn anging, steckten sie nur in dieser komischen Nebelbank fest und mehr nicht. Aber er hielt die Klappe. Er fragte den Mann nicht, weil sie alle dasselbe dachten. Sie dachten, dass hier irgendwas ganz übel in die Hose gegangen war – nur wusste niemand genau, was oder warum.
    Alles schien so unwirklich und traumartig. Die Welt, wie er sie kannte, geriet außer Kontrolle und steuerte auf einen dunklen Abgrund zu, der sie zu verschlingen und ihre Lungenflügel mit schwarzem Schlick zu füllen drohte. Und über all dem erklang weiter die schrille Alarmsirene durch den Nebel wie der Warnruf eines prähistorischen Vogels, der sein Nest umkreiste.
    Das Gesicht des Matrosen war ganz schlaff und weich geworden. »Wisst ihr, ich habe Kinder, und ich weiß nicht, was das hier alles zu bedeuten hat ... es gefällt mir nicht, nichts davon gefällt mir ... Leute drehen durch, und wir werden hier fast vergiftet. Was ist das für eine beschissene Art, ein Schiff zu führen? Ich ... ich muss hier raus ... hier stimmt was nicht, und ich weiß nicht, warum, aber meine Frau und meine Scheißkinder ... Will hier denn keiner was unternehmen außer rumstehen und glotzen ... Mein Gott, was zur Hölle ist hier los? « Er schaute von Gesicht zu Gesicht und wusste, dass sie ihn für verrückt hielten, aber sie irrten sich. Mit ihm war alles okay, sie waren es, die den Kontakt zur Realität verloren hatten. »Wollt ihr alle nur herumstehen oder was?«, schrie er sie an. »Na los, bringt uns nach Hause!«
    Saks lachte. »Du willst nach Hause?«
    »Und zwar auf dem schnellsten Wege!«
    »Na, heute scheint dein Glückstag zu sein, denn zufällig habe ich einen Hubschrauber in meinem Arsch stecken«, grinste Saks. »Besorg mir nur einen fettigen Löffel, dann pule ich das Ding für dich raus, du kleiner, jämmerlicher Hosenscheißer!«
    Das brachte ihm ein paar Lacher ein und löste die Anspannung ein wenig. Genau das hatte Saks auch beabsichtigt. Aber es würde nicht lange anhalten, das wusste er.
    Saks merkte, dass sich die Spannung schon wieder aufbaute. Summend und knisternd. Die Männer standen kurz davor, zu einem gewalttätigen Mob zu werden – glücklicherweise waren sie so verdammt verwirrt, dass sie nicht wussten, gegen wen oder was sie ihre Gewalt richten sollten.
    Der Matrose schlang die Arme um sich und begann, unkontrolliert zu zittern. Seine Zähne klapperten, und Speichel

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