DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Organisator, als Mittelsmann zwischen Saks’ Team und den Minenarbeitern. Er sollte dafür sorgen, dass das Team alles bekam, was es für die Arbeit brauchte.
Und das stimmte auch.
In gewisser Hinsicht.
Als Einziger im Team kannte er Franklin Fisk persönlich. Auch Saks hatte mit Fisk und seinen Leuten schon bei mehreren anderen Projekten in Südamerika zu tun gehabt, aber rein geschäftlich. Cushing hingegen kannte Fisk sehr gut und arbeitete schon seit gut zehn Jahren für ihn. Er trug einen maßgeblichen Anteil daran, die Multimillionen-Dollar-Marketingstrategie für Fisks Überseeaktivitäten umzusetzen. Und zufällig war Fisk auch noch mit Cushings Schwester verheiratet. Niemand im Team wusste das. Niemand würde es erfahren.
Niemand würde je die Wahrheit erfahren.
Denn die Wahrheit lautete, dass Cushing als Spion im Einsatz war. Fisk persönlich hatte ihn darauf angesetzt, Saks zu überwachen. Saks sollte angeblich ein ziemlich übler Zeitgenosse sein. Gut, er erledigte seine Jobs, schloss die Projekte immer unter Budget und innerhalb des Zeitplans ab. Aber es gab Gerüchte, dass er Alkoholiker sei. Es hieß, er verbringe seine Tage und Nächte trinkend in seinem Zelt, während seine Männer schufteten. Man munkelte, er misshandele seine Leute körperlich und behandele die einheimischen Arbeiter wie Sklaven. Bei seinem letzten Projekt hatte man Saks beschuldigt, ein Mädchen aus einem Dorf vergewaltigt zu haben. Und er sollte für den Tod von drei Arbeitern verantwortlich sein, die bei einem Sprengunfall ums Leben kamen. Angeblich hatte Saks die Ladungen angebracht, um einen Felsbrocken, der eine Straße blockierte, aus dem Weg zu räumen – es aber versäumt, den Arbeitern Bescheid zu sagen.
Bei Saks handelte es sich, kurz gesagt, um einen PR-Albtraum.
Die Sorte Mensch, die dem Ruf von Fisk Technologies und seiner Mutterfirma Fisk International gehörig schaden konnte. Trotzdem arbeitete Fisk mit Saks zusammen. Er gab immer das günstigste Angebot ab. Doch bei diesem Job war Cushing zur Stelle, um ihn im Auge zu behalten.
Cushing gefiel das gar nicht.
Aber er schuldete Fisk alles.
Also würde er beobachten und aufpassen.
Wobei: Wenn Saks davon Wind bekam und es stimmte, was man sich über ihn erzählte, dann war Cushing ein toter Mann. Dann dürften Krokodile und Schlangen seine geringsten Probleme sein.
Er lag da und dachte an den Tod.
Und spürte, wie er die Finger nach ihm ausstreckte ...
12
Das Schiff war jetzt vollständig vom Nebel eingeschlossen.
Selbst die Positionslichter drangen nur wenige Meter weit in diese wogende, wabernde Masse ein. Gosling beobachtete den Nebel, er fühlte ihn, machte sich mit ihm vertraut. Diese Nebelbank ähnelte keiner, durch die er je hindurchgefahren war. Viel zu gelb, viel zu leuchtend. Noch nie hatte er einen Nebel so funkeln sehen, fast als sei er elektrisch geladen, als lauere eine schlummernde, sich aufbauende Kraft darin. Und kalt fühlte er sich an.
Kalt wie ein Luftstoß aus einem Eisschrank oder Kühlhaus.
Widernatürlich.
Und er hinterließ einen feuchten, schleimigen Rückstand auf der Haut. Nicht normal. Ein abartiges Zeug, dieser Nebel. Und tief in seinem Inneren wusste Gosling, dass er auch etwas Böses mit sich trug. Er wusste, dass der Nebel ihren Funk störte, ihren Kompass verrücktspielen ließ und das GPS lahmlegte. Der bloße Umstand, dass der Kompass nicht in der Lage war, den magnetischen Norden zu finden, und sich nur ziellos im Kreis drehte, beunruhigte ihn mehr, als er sich eingestehen mochte.
Er zündete sich eine Pfeife an und musterte den Nebel genauer. Er schien nicht nur an ihnen vorbeizuwehen, von unsichtbaren Winden geschoben, sondern tatsächlich vor dem Bug emporzuwuchern . Wirbelnd, sich windend und saugend wie ein grausiger Strudel, in den das Schiff unaufhaltsam hineingezogen wurde.
Und dann der Gestank.
Was war das nur für ein furchtbarer Gestank?
Ein satter, organischer Geruch nach Sumpf. Nach verrotteter Vegetation und heißer, fauliger Verwesung. Ein intensiver, feuchter Gestank, der ihn an das Wattenmeer erinnerte und an vermodernde Dinge, die an den Strand gespuckt wurden. Der Geruch nahm immer mehr zu, bis er sich am Ruderhaus festhalten musste, weil ein trockenes Würgen seine Kehle heraufschlich.
Und dann ... wurde es noch schlimmer.
Ein beißender, süßlicher, chemischer Geruch nach Methan, Ammoniak, Stinkgas. Keuchend ging er in die Knie, seine Lunge japste verzweifelt nach etwas Atembaren. Aber
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