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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Lastkahn voller Abwasser und summender Fliegen gewesen wäre.
    Nach dieser Blechbüchse von der Army, kaum mehr als ein gottverdammtes Büffet für den Tintenfisch, wirkte die Mystic wie eine Schönheit. Sicher, sie hatte schweres Wetter und harte Zeiten durchgemacht – die Segel hingen in schmutzigen Fetzen von den Rahen, und die Masten selbst wirkten mitgenommen und neigten sich bedenklich, als könnten sie jede Minute umfallen –, aber alles in allem sah die Mystic verdammt gut aus im Vergleich mit den anderen Rümpfen und Wracks, die im Tang vor sich hin faulten.
    Sie gingen in die Hauptkajüte. Wie der Rest des Schiffs roch sie nach Nässe und feuchtem Schimmel. Auf dem Boden lag ein plüschiger burgunderfarbener Teppich, in den die Füße tief einsanken. Und die Kajüte fühlte sich trocken und warm an. Sehr erfreulich. In der Mitte des Raumes befanden sich ein festmontierter Eichentisch und an beiden Seitenwänden Sitzbänke mit dicken blutroten Kissen. Es gab sogar eine Bar, rundum mit Leder gepolstert. Ein großzügig dimensionierter Raum, in dem sicherlich 20 Personen problemlos Platz fanden. George konnte fast das Gelächter und das Klirren der Cocktailgläser hören sowie den Zigarettenrauch und das Parfüm der Frauen riechen. Er wusste nicht, wem die Mystic gehört hatte, aber er musste reich gewesen sein.
    »Ist das Ihr Schiff?«, fragte Cushing.
    Elizabeth Castle zuckte die Schultern. »Jetzt ist es meins.« Sie ging in den Nebenraum, wahrscheinlich eine Kombüse, und die Männer konnten Rauch von einem Holzfeuer riechen. Auch das fanden sie sehr erfreulich. Als sie zurückkam, sagte sie: »Ich koche uns etwas Kaffee.«
    Sie hatten Gosling auf eine der Bänke gelegt. Cushing gab ihm eine schmerzstillende Spritze. Mehr konnten sie derzeit nicht für ihn tun. Nun machten sich alle miteinander bekannt, und George lieferte Elizabeth eine kurze Zusammenfassung von ihrer Strandung im toten Meer und den Vorgängen im Transportflugzeug.
    »Ich habe Sie beobachtet«, verriet sie. »Ich habe mit meinem Teleskop beobachtet, wie Sie aus dem Nebel kamen, als es noch hell gewesen ist. Ich hatte gehofft, dass Sie sich für ein besseres Gefährt entscheiden.«
    George fühlte sich ein bisschen, als ob man ihn ausschimpfte. Er schluckte. Elizabeth Castle war die erste Frau, die er sah, seit ... Gott, er konnte sich nicht einmal mehr erinnern. Aber es musste schon eine Weile her sein. Seit sie mit der Mara Corday Norfolk verlassen hatten. Er wusste nicht, wie lange das genau zurücklag. Etliche Tage. Möglicherweise Wochen. Großer Gott. Na ja, jedenfalls hatte er seit dem Hafen keine Frau mehr gesehen. Und wahrscheinlich war er vom ersten Augenblick an in Elizabeth Castle verliebt, genau wie die anderen auch. Man konnte sie nicht direkt als schön bezeichnen, dazu sah sie zu streng, zu konzentriert aus, aber sie war auf jeden Fall bemerkenswert. Groß und schlank, mit einer Art katzenhafter Intensität in ihren grünen Augen und vollen Lippen, die auf unverfrorene Weise sinnlich wirkten.
    Ihre Kleidung sah selbst gemacht aus – eine graue Wollhose und ein dazu passendes Hemd mit weiten Ärmeln, eine verschlissene Lederjacke und hohe schwarze Stiefel. Das Outfit eines Seemanns aus dem 19. Jahrhundert. Eine unförmige Gewandung, eher praktisch als kleidsam, aber mit ihrem kastanienbraunen Haar, das sie über eine Schulter geworfen hatte, und ihren funkelnden grünen Augen passte sie sehr gut hierher. Man musste sie einfach anstarren und immer weiter starren.
    »Ihr Freund.« Sie beugte sich über Gosling. »Der Tintenfisch?«
    George nickte.
    Sie wirkte nicht direkt besorgt, aber auch nicht gleichgültig. Merkwürdig emotionslos, verhärtet von dieser Antiwelt, trug sie eine Maske, die man nicht zu lüften wagte.
    »Wer gegen den Tintenfisch zu Felde zieht«, sagte sie, »sollte den Tintenfisch gut kennen.«
    Sie ging zurück in die Kombüse. Die Männer konnten hören, wie sie dort mit Blechtassen klapperte.
    »Vielleicht träume ich das alles nur«, meinte George.
    »Vielleicht träumen wir alle«, erwiderte Cushing. Er ging zu Gosling, prüfte dessen Puls und sah sich die Augen des Mannes an. Er machte dabei nicht gerade einen zuversichtlichen Eindruck.
    Die Frau kehrte mit Blechtassen voll dampfendem Kaffee zurück. Schon bei dem Duft hätte George beinahe geweint. Er nahm die Tasse, die sie ihm reichte. Warm und tröstend lag sie in seiner Hand. Nicht gerade der beste Kaffee, den er je getrunken hatte, aber in

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