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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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erzählte ihnen, dass sie sich nicht mehr sonderlich gut an ihr Leben aus der Zeit erinnern konnte, bevor ihr Schiff – die Catherine Belling – auf dem Weg von Savannah zu den Bermudas in diesen Nebel gerissen wurde. Wahrscheinlich erinnerte sie sich schon, vermutete George, wollte es aber nicht. Sie sagte, dass nach einer Weile für sie nur noch das Überleben gezählt habe, das nackte Überleben. Dass es mit der Zeit zu einer Art Mantra geworden sei. Es habe immer so viel zu tun gegeben, und ihre Tage seien so ausgefüllt gewesen, dass nur wenig Zeit geblieben sei, darüber zu grübeln, was war und was sein könnte. Auch das hielt George für gelogen.
    »Wir haben genug Verpflegung«, sagte sie. »Konservendosen und Trockennahrung, Pökelfleisch und Schinken. Oft, wenn ein neues Schiff kommt, finde ich frisches Fleisch und Obst in großer Vielfalt. Auf einem anderen Schiff baue ich Gemüse an, in Humus, der in Kisten transportiert wurde. Hier wächst alles sehr schnell.«
    »Wie die Algen«, meinte George, »und der Pilz.«
    »Ja.« Ihr Blick war sehr ernst. »Sie müssen immer Obacht geben, was Sie essen oder trinken. Das Meerwasser müssen Sie abkochen, bevor Sie es trinken. Es ist salzig, wenn auch nicht so salzig wie die Meere zu Hause. Aber es sind Keime darin. Man kann schwer daran erkranken. Meist beschaffe ich mir Wasser aus den Tanks der Schiffe. Und eines noch – Sie sind hier willkommen, aber Sie müssen verstehen, dass es Regeln gibt. Und die wichtigste Regel lautet, dass Sie niemals das Schiff verlassen, es sei denn, mit mir zusammen. Später, wenn Sie diesen Ort besser kennengelernt haben, können Sie allein gehen – aber nicht vorher.«
    »Wie lange dauert die Nacht?«, wollte George wissen. »Einen Tag? Zwei Tage?«
    Mit dieser Frage schien er Elizabeth beinahe ein Lächeln zu entlocken. Beinahe, nicht ganz. »Ich habe mich so daran gewöhnt ... manchmal erinnere ich mich kaum an Tag und Nacht, wie sie früher gewesen sind – dort, wo wir herkommen.« Sie setzte sich auf die Sitzbank und legte ihre Hände auf die Knie. »Der Tag hier – was wir als Tag bezeichnen würden – dauert etwa drei unserer Tage, bisweilen vier; die Nacht dagegen dauert zwei Tage.«
    Sie erklärte, dass der Nebel hier so dicht sei, dass man die Sonne nie recht zu sehen bekam, nur zu bestimmten Zeiten des Jahres konnte man manchmal einen kurzen Blick erhaschen. Aber niemals lang. Anders als bei Vollmond. Und George dachte sich, wenn es hier Monde und eine Sonne gab, dann konnte dieser Ort wohl doch keine obskure kosmische Sackgasse sein, sondern eine Welt! Ein Planet im Orbit eines Sterns, von dem er noch nie gehört hatte – von dem womöglich noch kein irdischer Astronom je etwas gehört hatte.
    Cushing erkundigte sich nach der Größe dieses Algenmeers, aber sie konnte es ihm nicht sagen. Es war riesig, das wusste sie, vielleicht Hunderte, wenn nicht Tausende Kilometer im Durchmesser, aber die exakten Abmessungen kannte sie auch nicht. »Ich weiß, dass man zwei Tage lang in die gleiche Richtung fahren kann, ohne etwas anderes als Algen und Wasser zu finden. Ich habe nie Land erblickt oder von jemandem gehört, der es erblickt hätte.«
    »Hier muss es Tausende von Schiffen und Flugzeugen geben«, mutmaßte George.
    »Und es kommen immer mehr«, bestätigte Elizabeth. »Manchmal erscheint einige Monate nichts und dann ganz plötzlich drei oder vier, fünf oder sechs. Schubweise kommen sie. Aber so weit man auch in den Tang hinausfährt, überall findet man Wracks. Einige sind sehr, sehr alt.«
    Chesbro hatte den Kopf nach vorne gebeugt und betete.
    Elizabeth Castle beobachtete ihn aufmerksam. »Ist er ein Geistlicher?«
    Cushing schüttelte den Kopf. »Nein, er hat nur einen tiefen und festen Glauben«, erwiderte er ernst.
    Gut gesprochen, dachte George.
    Jeder andere hätte Chesbro womöglich als Jesusfreak abgetan, als religiösen Spinner – aber nicht Cushing. Das würde er nie tun, und man konnte ihn auch nicht dazu bringen. So einer war Cushing.
    »Sie sind sehr ruhig, Mr. Pollard«, bemerkte Elizabeth.
    Er nickte. »Ich ... ich habe wohl nicht viel zu sagen.«
    »Er ist okay«, sagte Cushing. »Er hat eine Menge durchgemacht.«
    Elizabeth und Cushing unterhielten sich über die Besonderheiten dieser bizarren neuen Welt, über die Kreaturen, die hier lebten, und die Leute, die hier im Laufe der Jahrhunderte oder gar Jahrtausende verschwunden sein mussten; ein wahrhaft aufmunterndes Thema. Elizabeth sprach

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