DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
viel gab, was er den anderen zu berichten hatte. Aber jetzt noch nicht. Sollten sie erst einmal zur Ruhe kommen.
Elizabeth stand nur da und schien sich unwohl zu fühlen, als wäre sie gerade in eine vollbesetzte Männerkneipe geplatzt. Es herrschte ein rauer, grober Umgangston mit derber Sprache. Sie schien davon überrascht und auch abgestoßen zu sein.
So etwas kannte sie offensichtlich nicht, aber bei dieser Bande würde sie sich bald daran gewöhnen müssen, so viel stand fest. Fabrini sah sie immer wieder an, als könnte er gar nicht glauben, dass es hier tatsächlich so etwas wie eine Frau gab. Aber jedes Mal, wenn sie in seine Richtung schaute, wandte er den Blick ab wie ein schüchterner Schuljunge. Nicht so Saks. Er beäugte sie von oben bis unten, als käme sie gerade frisch vom Grill und er stehe kurz vor dem Verhungern. Als wollte er ihr einen Apfel in den Mund stecken und sich ein Stück abschneiden. Sie registrierte es. Es ließ sich kaum übersehen. Und der Blick, mit dem sie ihn bedachte ... nun, wahrscheinlich konnte Saks von Glück reden, dass sie keine Waffe in der Hand hielt.
Allmählich wandten sich die Gespräche wieder ernsteren Themen zu.
Sie berichteten von ihren Erlebnissen. Was war passiert, wem war was zugestoßen, und was zur Hölle hatte jeder zum Zeitpunkt getan, als das Schiff unterging? Alle schienen gleichzeitig zu reden.
»Soltz?«, fragte Menhaus.
George schüttelte den Kopf. »Nein. Cook?«
Diesmal schüttelte Menhaus den Kopf.
Pollard brachte Crycek über ihre Schiffskameraden auf den neuesten Stand. »Ja, Marx ... der Chefingenieur. Ein Riesentintenfisch hat ihn erwischt und Gosling auch.«
»Den Ersten? Oh Scheiße«, stöhnte Crycek. »Nicht den Ersten. Nicht den Ersten.«
George berichtete kurz, was mit Gosling geschehen war, und Crycek erzählte ihm von jemandem namens Hupp, den George nicht kannte. Aber Crycek schmerzte sein Verlust offenbar ebenso sehr wie der Verlust von Marx und Gosling.
Saks wirkte als Einziger unberührt von alldem.
Es schien ihm alles erstaunlich wenig auszumachen. Aber das lag vielleicht daran, dass die Räder in seinem Kopf bereits wieder arbeiteten. Gosling hätte ihm im Weg gestanden, aber ohne ihn gab es eventuell noch Hoffnung, dass er diesen Haufen in den Griff bekam.
Alles in allem waren die Geschichten, die die Männer austauschten, sehr düster. Sie alle hatten das Algenmeer und seine unzähligen Schrecken überlebt. Und daran, wie sie diese Geschichten erzählten, konnte man erkennen, dass sie verdammt gut wussten, dass sie es noch nicht überstanden hatten.
Als sich schließlich der Wettstreit der Horrorgeschichten etwas beruhigt hatte, verkündete Elizabeth: »Sie müssen alle sehr hungrig sein. Ich werde etwas zubereiten. Helfen Sie mir, Mr. Cushing?«
Saks lachte. » Mister Cushing. Das gefällt mir.«
Cushing lächelte und ging mit ihr in die Kombüse. Er hatte etwas zu sagen, das konnte George erkennen, aber er war offenbar noch nicht bereit.
Als sich die Tür zur Kombüse geschlossen hatte, fragte Saks mit seiner üblichen Feinfühligkeit: »Cushing? Fickt er die Fotze?«
»Mein Gott, Saks«, stöhnte Fabrini.
George lachte nur. Saks, der große Romantiker. »Kann sein. Sie scheint auf ihn abzufahren. Aber sie ist okay, Saks, also lass sie in Ruhe. Wart ab, bis du das Essen siehst – besser als diese scheiß Notrationen.«
George erzählte den Männern, dass Elizabeth so etwas wie eine professionelle Plünderin war. Er berichtete von den Nahrungsmitteln, die sie bunkerte, und dem Garten, den sie irgendwo auf einem alten Lastkahn hatte.
»Mein Gott«, freute sich Menhaus und rieb sich die Hände. »Echtes Gemüse ... Süßigkeiten ... sogar Speck und Brot, hast du gesagt?«
»Jetzt mal nicht so eilig, Menhaus«, grinste Saks. »Wahrscheinlich zeigt Cushing ihr erst mal sein Würstchen.«
»Frauen stehen nun mal auf große Wikingertypen«, sagte Fabrini.
Saks grinste. »Wir sollten mehr Männer für den Job abstellen. Am besten, ich gehe mal da rein und zeige Cushing, wie es geht.«
»Du solltest deine Hose lieber anbehalten«, warnte George ihn. »Die Lady hat Haare auf den Zähnen und versteht keinen Spaß. Lass ihn in der Hose, sonst schneidet sie ihn dir ab. Glaub mir.«
»Was du nicht sagst. Hast du überhaupt ’nen Schwanz, George?«
»Deine Frau meint: ja.«
Saks lief rot an, und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er sich auf George stürzen, aber dann hatte er sich wieder im Griff und
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