DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
sagte Saks: »Sieht so aus, als könnte es etwas schwierig werden, ihm ein ordentliches Loch zu buddeln, also werfen wir ihn über Bord.«
»Das ... das können wir nicht machen«, stammelte Crycek.
»Warum nicht?«
»Mein Gott, Saks, wir sollten wenigstens ein paar Worte sagen«, protestierte Fabrini.
»Okay, hast recht. Mach’s gut, Hupp.« Saks schien das alles lustig zu finden. »So. Ich habe ein paar Worte gesagt.«
»Du bist ein Arschloch«, sagte Cook und meinte es auch so.
Saks grinste. »Gut, freut mich, dass du so denkst. Du kannst mit anfassen – nimm seine Beine. Auf drei ...«
12
Seit sie auf dem Lukendeckel lagen, hatte Cushing es sich immer wieder anhören müssen: Soltz besaß einen nervösen Magen, empfindliche Haut, Arthritis in beiden Knien, unzählige Allergien, Angina, Kurzsichtigkeit und Haarausfall, und er war anfällig für Zahnfleischentzündung, Blaseninfekte und unerklärliche Schmerzen in den Beinen. Ein wandelndes Lexikon der Hypochondrie. Auf dem Schiff hatte er Medikamente für alle diese Beschwerden – Pillen, Salben, Tropfen –, aber hier hatte er nichts.
Und er sorgte dafür, dass Cushing es auch mitbekam.
Cushing wusste nicht, wie lange er es noch ertragen konnte. Soltz war schon schlimm genug mit seiner endlosen Litanei an Beschwerden und Unpässlichkeiten, aber es gab definitiv noch Schlimmeres.
Und unter dem Strich sah es so aus, dass sie auf einem lebensfeindlichen Ozean festsaßen und Cushing ziemlich sicher wirkte, dass es sich nicht um einen Ausläufer des Atlantiks handelte.
Er versicherte Soltz immer wieder, dass er sich keine Sorgen machen müsse. Dass der Nebel sich verziehen und man sie retten werde – aber wie lange konnte er das noch durchhalten?
»Wir haben keine Chance, oder?«, fragte Soltz.
»Natürlich haben wir eine«, log Cushing wieder. »Geduld ist der Schlüssel. Du musst nur Geduld haben.«
Aber Soltz sah niedergeschlagen aus. »Bestimmt werden wir längst tot sein, wenn Hilfe kommt. Falls sie überhaupt je kommt.«
»Wird sie. Sie muss.«
»Ich brauche Wasser«, jammerte Soltz. »Ich glaube, ich dehydriere.«
»Du dehydrierst nicht. So schnell geht das nicht.«
Soltz betastete seinen weitgehend kahlen Schädel. »Bei dir vielleicht. Ich bin anders.«
»Du bist nicht anders.«
»Doch, bin ich. War ich schon immer. Ich reagiere empfindlicher auf solche Sachen. Auf so ziemlich alles.«
Cushing seufzte. Womit hatte er diesen Typen verdient?
»Soltz, warum zum Teufel hast du dich für diesen Job gemeldet?«, wollte er wissen. »Ich meine, warum sollte jemand wie du nach Südamerika gehen und eine Landebahn im Dschungel bauen wollen? Mir scheint, du bist nicht mal dem ganz normalen täglichen Leben gewachsen.«
»Geld. Ist das nicht der Grund für alles, was wir tun, Cushing? Ist das nicht der Grund, weshalb wir unsinnige Risiken eingehen und unser Leben aufs Spiel setzen? Ist es nicht so?«
»Ja, wird wohl stimmen.«
»Außerdem habe ich eine hohe Lebensversicherung.«
»Du willst mich verarschen«, sagte Cushing. »Ein Mann wie du?«
»Nein, nein, es stimmt. Ich habe unvorstellbar hohe Versicherungsprämien. Du würdest es nicht glauben, wenn ich dir die Zahlen nenne.«
Cushing begrub den Kopf zwischen den Händen, als Soltz detailliert und plastisch über seine verlängerten Sehnen referierte und wie man ihm mit Nadeln Flüssigkeit aus dem Knie entnommen hatte. Soltz schien nur dann glücklich zu sein, wenn er jammern oder von medizinischen Prozeduren berichten konnte.
»Ich brauche Wasser«, sagte Soltz wieder, als er damit fertig war, Cushings Magen zu reizen. »Mir wird schwindelig.«
»Es geht dir gut.«
»Das weißt du doch gar nicht.«
»Doch, das weiß ich, verdammt. Du bist nicht dehydriert. Noch lange nicht. Wenn deine Lippen aufplatzen und deine Zunge anschwillt und schwarz wird, dann bist du dehydriert. Jetzt hast du nur Durst. Das ist was anderes.«
Soltz leckte sich über die Lippen. »Meine Zunge tut weh.«
Cushing kapitulierte. Wenn Soltz unbedingt glauben wollte, dass er starb, dann sollte er es um Gottes willen glauben. Solange er es still und ohne großes Drama machte, hatte Cushing kein Problem damit. Das Einzige, woran Cushing im Moment denken konnte – abgesehen von der Rettung –, war sein Schwager, Franklin Fisk. Das dämliche Arschloch, das diese kleine Party hier organisiert hatte. Und dasselbe dämliche Arschloch, das Cushing gezwungen hatte, als Spion zu arbeiten. Als Spion . Großer Gott, es
Weitere Kostenlose Bücher