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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Woche? Einem Monat?
    Aber so weit wollte er es nicht kommen lassen.
    »Es ist komisch«, sagte er zu Gosling, »wie alles in eine andere Perspektive gerückt wird.«
    Gosling lächelte. »Ja, das wird es, nicht wahr?«
    »Ich meine – man stolpert durchs Leben und nimmt alles als selbstverständlich hin. Man macht sich Sorgen über Hypotheken und Rechnungen und Geld. Man träumt von Sachen, die man gerne kaufen möchte. Von dem Lebensstil, den man sich wünscht. Nie nimmt man sich die Zeit, innezuhalten und zu sagen: ›He, das ist gar nicht so schlecht. Ich hab ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, ich kann mir ein paar hübsche Spielzeuge leisten. Es ist ein gutes Leben.‹ Erst wenn alles vor die Hunde geht, weiß man es zu schätzen. Was gäbe ich jetzt nicht für einen faulen Sonntagnachmittag vor der Glotze, mit etwas zu knabbern und einem kalten Bier in der Hand. Lisa kocht am Sonntag immer groß – Roastbeef oder Brathähnchen mit allem Drum und Dran. Können Sie sich vorstellen, was ich dafür jetzt gäbe?«
    »So ziemlich alles, nehme ich an.«
    George trank einen Schluck Wasser aus dem Flaschendeckel, den Gosling ihm reichte. Vorsichtshalber rationierten sie ihre Vorräte bereits. »Was ist mit Ihnen? Wissen Sie das, was Sie haben, zu schätzen oder zerbrechen Sie sich den Kopf über das, was Ihnen fehlt?«
    »Ich bilde mir gern ein, dass ich das Erreichte zu würdigen weiß.«
    »Aber tun Sie es auch?«
    »Nicht genug.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Ich hab’s mal versucht. Hat nicht geklappt. Ich bin zu oft weg.«
    »Kinder?«
    »Nein. Keine Zeit.«
    Was war das für ein Leben, fragte sich George, wenn man ständig unterwegs war? Keine Wurzeln. Gar nichts. Nur sehr viel Zeit zum Nachdenken auf See. Es klang nach einem sehr einsamen Leben.
    »Wenn wir gerettet werden«, sagte George, »möchte ich, dass Sie zu uns zum Essen kommen, Gosling. Ich mein’s ernst. Es wird Ihnen guttun.«
    »Vielleicht«, antwortete Gosling. »Vielleicht tut es das.«
    Er starrte durch den Einstieg des Floßes ins Freie.
    »Was gibt’s da so Interessantes?«
    »Sehen Sie selbst.«
    George ging zu ihm und spähte hinaus in den Nebel und die Dunkelheit. Er sah es sofort. Mittlerweile war es noch heller geworden, die Sicht reichte bestimmt 60 oder 70 Meter weit. Und genau dort sah George es, dort, wo Wasser und Nebel ineinander übergingen – eine Reihe leuchtender Objekte direkt unter der Oberfläche, die sich auf sie zubewegten. Rautenförmig und jeweils etwas mehr als einen Meter lang – es musste Hunderte davon geben. Sie kamen schnell näher.
    »Was zur Hölle ist das?«, fragte George.
    Gosling schüttelte ratlos den Kopf. »Etwas ... ich weiß nicht ... ein Schwarm Fische. Leuchtende Fische.«
    Aber es blieb keine Zeit für weitere Erörterungen, denn die Objekte rückten ihnen immer dichter auf den Leib. Sie bewegten sich nur Zentimeter unter der Oberfläche und zogen eine rasch anschwellende, brodelnde Welle hinter sich her.
    Gosling zog den Reißverschluss des Einstiegs zu.
    Mit Panik in den Augen erwarteten sie den ersten Aufprall.
    15
    Cook ließ Saks keine Sekunde aus den Augen.
    Crycek schien den Verstand verloren zu haben, und Fabrini bedeutete Ärger. Menhaus wohl auch, und zwar hauptsächlich, weil er ein typischer Mitläufer war. Aber Saks – den hielt er für ein ganz anderes Kaliber. Saks erinnerte ihn an seinen Vater. Aber anders als sein Vater, der seine guten Tage hatte und hin und wieder ein freundliches Wort fand, gab Saks nicht vor, etwas anderes zu sein als das, was er war: ein Arschloch.
    Was sie im Moment am dringendsten brauchten, war Einigkeit.
    Dieses entsetzliche Meer als gemeinsamer Feind konnte funktionieren. Sie überlebten nur, wenn sie zusammenarbeiteten. Cook war kein Survival-Experte, aber so viel begriff selbst er. Und Saks bedrohte ihre Einigkeit am meisten. Nicht das, was dort draußen im Nebel lauerte, und auch nicht Cryceks hypothetischer Teufel, sondern Saks. Er drohte die Überlebenden schneller zu vernichten als jeder andere Einfluss. Ein egozentrischer, selbstsüchtiger Macho, der seine Mutter ohne zu zögern an die Haie verfüttern würde, wenn er glaubte, sich damit ein paar weitere Stunden erkaufen zu können.
    Wenn die anderen sich verbündet hätten, um den Mann zu töten, hätte Cook sich ihnen mit Freuden angeschlossen. Aber das hielt er nicht für wahrscheinlich. Jedenfalls noch nicht.
    Aber wenn er Glück hatte, konnte es bald so weit sein.
    Cook wusste, dass

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