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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Saks’ Tod vorbestimmt war. Nur noch eine Frage des Zeitpunkts.
    16
    »Ich hab so einen Durst«, jammerte Soltz. »Ich brauche Wasser.«
    »Es geht dir gut. Versuch, an was anderes zu denken«, riet Cushing ihm. Er suchte den Nebel mit seinen hellen blauen Augen ab, suchte nach etwas, nach irgendetwas. Etwas, das ihm auch nur den kleinsten Hoffnungsschimmer geben konnte. Denn, bei Gott, ihre Lage war ernst.
    Verdammt ernst.
    Cushing hielt sich nicht für einen Pessimisten, aber für alles gab es Grenzen. Sie beide ganz allein auf einem beschissenen Lukendeckel in diesem endlosen widernatürlichen Meer – was hatten sie schon für Überlebenschancen? Der Tod konnte sie auf vielerlei Weise ereilen. Wenn es nicht die Meeresfauna war – und er hatte genug seltsame Geräusche gehört, um sicher zu sein, dass hier ein paar wahrhaft üble Viecher herumschwammen –, was dann? Würden sie verdursten? Verhungern?
    Verdammt, es sah wirklich nicht besonders erfreulich aus.
    Er hatte nicht mehr geschlafen seit ... er wusste nicht, seit wann. Zum letzten Mal in der Koje auf dem Schiff. Jedes Mal, wenn seine Lider schwer wurden, schreckte er mit der beklemmenden Gewissheit hoch, dass etwas aus dem Nebel kam und nach ihm griff. Aber selbst in seinen hellwachen Phasen fiel es ihm schwer, dieses Gefühl abzuschütteln.
    Er fragte sich, ob es Soltz ähnlich ging. Aber er wagte es nicht, den anderen zu fragen.
    Der Mann hatte genug Ängste, mit denen er nicht fertig wurde.
    »Hierher werden keine Schiffe kommen«, seufzte Soltz. »Nicht in diese Sargassosee.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es nur eine Legende ist. Ich hab dich verarscht.«
    »Ich denke, wir wissen es beide besser, oder?«
    Cushing zuckte die Schultern. Okay, Schluss mit den Samthandschuhen. Er würde nicht mehr versuchen, dem Mann Vernunft einzureden – auch wenn es weniger wie Vernunft und mehr wie hanebüchener Unsinn klang. Sollte Soltz ruhig glauben, dass sie in einer anderen Dimension gelandet waren, hineingefallen durch eine Hintertür des Bermudadreiecks.
    Warum auch nicht? Wahrscheinlich stimmte es sogar.
    »Was ist das?«, keuchte Soltz erregt. »Da! Was ist das? Ein Hai? Ein Wal?«
    Cushing schaute und sah nichts. »Wo denn?«
    »Da!«, rief Soltz und zeigte auf das Wasser.
    Ein riesiger Schatten glitt unter ihnen vorbei. Soltz krabbelte zitternd und mit weit aufgerissenem Mund in die Mitte des Lukendeckels. Cushing kroch zum Rand und versuchte, einen Blick auf ihren Besucher zu werfen. Es handelte sich um einen riesigen Fisch, mindestens zwölf Meter lang. Der Körper wies ein düsteres bräunliches Grün mit weißen Flecken und dunkleren Querbändern auf. Es konnte ein Wal sein ... doch als er vorbeischwamm, sah Cushing, dass der Kopf sich zu einem kantigen Rüssel verengte, leuchtend wie ein Weihnachtsbaum. Der Meeresbewohner schien sich wie ein Korkenzieher im Wasser zu drehen.
    Ein skurriler, unmöglicher Fisch.
    Er schwamm davon und kehrte nicht zurück.
    »Nur eine Art Wal, glaube ich«, sagte Cushing und wusste nicht, was stärker war: die Erleichterung oder die Beunruhigung darüber, dass es so etwas gab. »Sicher harmlos.«
    »Meinst du? Also auf mich wirkte er gar nicht harmlos.«
    »Er ist weg. Mach dir keine Sorgen.«
    Soltz starrte ihn durch seine dicken Brillengläser an. »Du weißt ’ne Menge über die Natur, oder? Das Meer und seine Bewohner und solche Sachen. Wie kommt es, dass ein Buchhalter so viel darüber weiß?«
    »Ich interessiere mich nun mal für die Natur«, erklärte Cushing. »Und ich lese viel. Ozeanisches Leben ist zufällig eines der Themen, mit denen ich mich ausgiebig beschäftigt habe.«
    »Mit meinen Augen ist Lesen eine Qual. Ich bekomme Kopfschmerzen davon. Hab ich dir von meinen Kopfschmerzen erzählt?«
    Cushing rechnete fest damit, dass er in den nächsten Minuten jedes erdenkliche Detail erfuhr.
    17
    »Festhalten«, sagte Gosling mit einer gewissen Dringlichkeit in der Stimme.
    George schwieg.
    Noch nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt. Seine Knöchel waren weiß, als er seine Knie umklammerte. Aufs Äußerste angespannt und mit wild hämmerndem Herzen wartete er.
    Seine Kehle wirkte so trocken, dass er kaum Kontrolle über seine Stimme besaß. »Ich habe Angst«, gestand er. »Oh Gott, ich habe Angst.«
    »Ruhig bleiben«, sagte Gosling.
    Das Warten war das Schlimmste. Nicht zu wissen, was geschah und wann – oder ob überhaupt etwas geschah. George dachte an Lisa und seinen Sohn Jacob

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