DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
die hieß Saks.
»Eigentlich ist mir gar nicht so sehr nach Essen«, brummelte Menhaus. »Was ich brauche, ist ein kaltes Bier.«
»Halt die Klappe«, sagte Fabrini.
»Es hat keinen Zweck, über so was zu reden«, mischte Cook sich ein. »Wir müssen realistisch bleiben.«
Saks hob überrascht die Hände. »Scheiße, warst du das, Cook? Hat jemand an deinem Käfig gerüttelt? Seid mal still, Jungs, eventuell spricht er noch mal.«
Cook verengte die Augen. »Ich sagte nur, wir müssen realistisch sein. Es ist sinnlos, uns über Bier zu unterhalten. Wir müssen mit unseren Notrationen auskommen, bis ... bis jemand auftaucht.«
»Da habt ihr’s«, sagte Saks. »Mr. Realismus hat gesprochen.«
»Ach, halt doch die Klappe«, fuhr Fabrini ihn an.
»Warum gehst du nicht deine Mutter ficken, Fuckbrini?«, knurrte Saks.
Fabrini sprang auf. Das Boot schaukelte leicht. »Ich habe mir jetzt genug von dir angehört, Saks! Es reicht. Du hast es so gewollt!«
Saks grinste humorlos. Er stand langsam auf. Natürlich hatte er es so gewollt. Er hatte versucht, Fabrini zu einer gewalttätigen Reaktion zu provozieren, seit das Schiff untergegangen war. Und dass der Moment endlich bevorstand, verschaffte ihm eine nicht geringe Befriedigung. Er liebte es, Menschen zu manipulieren. Es gab ihm ein Gefühl von Macht, wenn er wusste, dass er nur die richtigen Knöpfe drücken musste, um jemanden zur gewünschten Reaktion zu bringen. Fabrini zum Beispiel. Bei Hitzköpfen ging es am einfachsten.
»Hört auf«, rief Cook. »Ihr könnt euch nicht im Boot prügeln.«
Und in seinen Gedanken suchte er nach einem Grund, weshalb sie es nicht konnten. Weil es falsch war? Weil es kindisch war? Weil sie das Boot zum Kentern bringen konnten? Nein, der Grund, an den er eigentlich dachte, war ein anderer. Ein klein wenig erhabener und größer. Sie konnten sich nicht schlagen, weil sie verdammt noch mal Menschen waren. Das sollte doch etwas zählen. Denn Menschen galten als Rarität in dieser neuen, lebensfeindlichen Welt, und wenn es dort draußen tatsächlich so etwas wie einen bösartigen Teufel gab, eine unheilvolle Macht im Hintergrund, dann mussten sie zusammenhalten. Dann mussten sie zeigen, dass Menschen immer zusammenhielten, sich gemeinsam gegen ihre Widersacher stellten.
Gut, das mochte ein bisschen idealistisch klingen, ein bisschen hochtrabend, aber Cook hielt es für wichtig. Sie konnten nicht zulassen, dass sie zu Marionetten wurden, zu Spielbällen, die nur dem Vergnügen einer niederträchtigen und unmenschlichen Macht dienten. Und Feindseligkeiten untereinander machten sie nur schwächer – und es stärker.
»Bitte«, beschwor er sie, »hört auf damit. Seht ihr denn nicht, was ihr da tut?«
Aber sie ignorierten ihn und warfen sich weiter Beleidigungen an den Kopf, mittlerweile alles andere als lustig und amüsant.
»Ihr solltet auf Cook hören«, meldete sich Crycek. »Mag sein, dass es einige von euch nicht raffen, aber Cook – oh, Cook weiß Bescheid. Er weiß, was da draußen auf uns lauert. ›Teile und herrsche‹, das ist es, was es hier mit uns macht. Es ernährt sich von Angst und Hoffnungslosigkeit, von Wut und Gewalt – und ihr füttert es. Oh ja, das macht ihr. Ihr füllt seinen Magen mit eurem Dreck, macht ihn stärker ...«
Crycek verfiel in einen weiteren seiner wirren Sermone über dieses mysteriöse Fremde, das sie beobachtete und belauschte und wartete – und sich unendlich amüsierte. Er sagte, Saks und Fabrini seien Idioten, denn sie wollten eigentlich gar nicht kämpfen, sie würden manipuliert. Das fremde Etwas stecke in ihren Köpfen und bestimme ihr Tun. Crycek sagte ihnen, sie müssten es bekämpfen, es aus ihrem Verstand vertreiben – begriffen sie es denn nicht? Begriffen sie denn gar nichts?
Cook wusste, dass Crycek wahnsinnig war, aber das hieß noch lange nicht, dass er sich irrte. Seine eigenen Gedanken hatten sich auch schon in diese Richtung bewegt. Wenn sie nun tatsächlich manipuliert wurden, gezwungen wurden, das alles zu tun? Sicher, im Grunde waren die beiden nichts weiter als zwei Idioten, die in ihrem eigenen Testosteron ertranken, und sie verhielten sich genau so, wie man es von ihnen erwartete. Aber konnte Crycek nicht doch recht haben?
Cook dachte: Passt doch, oder? Dieser Teufel stürzt sich zuerst auf die mit dem schwächsten Geist, auf die, die am leichtesten zu beeinflussen sind. Saks und Fabrini mögen körperlich stark sein, aber geistig sind sie – wie alle Männer
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