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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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sich wie Torpedos auf den Leichnam stürzten, gut ein Dutzend von ihnen. Im trüben Wasser sahen sie wie Haie aus – aber das stimmte nicht. Nicht direkt. Diese Fische hatten eine Länge zwischen 40 Zentimetern und einem Meter. Lange, schlanke Körper und massige Köpfe, wie Gürteltiere gepanzert. Sie bewegten sich mit einem aalähnlichen Schlängeln voran.
    Immer wieder stürzten sich die Tiere auf die Leiche, die sich im Wasser aufrichtete, als ob sie strammstand ... dann wurde sie unter Wasser von etwas gepackt ... und die Leiche, immer noch steif und aufrecht, raste in einer schäumenden Welle auf das Rettungsboot zu. Einen Meter vor dem Aufprall versank sie plötzlich. Und die gepanzerten Haie – oder mit was immer sie es zu tun hatten – rissen sie innerhalb von Minuten in Stücke. Sie zerfetzten sogar das Skelett.
    Natürlich waren es keine Haie.
    Sondern etwas noch Schlimmeres.
    23
    Während Cushing und Soltz schliefen, beobachtete George den Nebel. Er wartete darauf, dass er sie mit etwas Neuem überraschte. Immer wieder sah er schattenhafte Gestalten, aber er konnte nie sicher sein, ob sie wirklich existierten oder er sie sich nur einbildete. In einem verborgenen Winkel seines Geistes konnte er immer noch etwas im Nebel spüren. Etwas Großes, Gewaltiges und ... nun ja, Böses. Dieses Wort tauchte immer wieder in seinem Kopf auf.
    Böse.
    Unberechenbar und böse.
    Ein Krebsgeschwür, das dort draußen lauerte und den Geist eines Menschen bis aufs Mark abnagen konnte.
    Aber er zwang sich, nicht zu viel darüber nachzugrübeln, denn er wollte nicht den Verstand verlieren – unter den gegebenen Umständen konnte das nur zu leicht passieren. Aber genau genommen musste er gar nicht bewusst daran denken, denn es spukte ohnehin die ganze Zeit in seinem Kopf herum: ein grinsender, verabscheuungswürdiger Gott maritimer Einöden, ein dunkler Herrscher über schwarze Tiefen und Geisterschiffe, über verfluchte Meere und ertrunkene Seeleute. Eine wahnsinnige, kriechende Bösartigkeit, so gewaltig und leer wie die Schwärze zwischen den Sternen, etwas, das nur angefüllt werden konnte mit dem Entsetzen und der Angst der Menschen, ihrem Wahnsinn und ihrer Verzweiflung.
    Die Verkörperung der Angst, welche die See schon immer hervorgerufen hatte. Und fleischgeworden – oder etwas Ähnliches wie Fleisch.
    Genug jetzt, befahl George sich. Schluss mit diesem Mist. Wenn du aus dieser grässlichen Todeszone herauskommst, kannst du den Rest deines Leben gemütlich auf dem Trockenen verbringen und dir Gespenstergeschichten ausdenken. Dann kannst du um vier Uhr morgens schweißgebadet aus deinen Albträumen hochschrecken – aber dann werden es wenigstens wirklich Albträume sein und nicht die Realität. Doch jetzt musst du einen kühlen Kopf bewahren, denn aus diesem Albtraum hier gibt es kein Erwachen, und jedes Mal, wenn du die Augen schließt, droht Gefahr.
    Na, da hatte er doch etwas, worüber er nachdenken konnte.
    George kratzte seinen Bart und fuhr sich mit den Fingern über den Leib. Er konnte seine Rippen ertasten. Aber nicht weil er hungerte; er war schon immer mager und drahtig gewesen. Das lag an seinem erhöhten Stoffwechsel. Er schaffte es einfach nicht, zuzunehmen. Die ganzen Diätprodukte und -tipps brachten ihn immer zum Lachen. Fast sein gesamtes Erwachsenenleben hatte er vergeblich versucht, Gewicht zuzulegen.
    Die hypothetische Frage, mit der jeder auf dem Floß jonglierte, lautete: Was wirst du als Erstes tun, wenn du nach Hause kommst? Die Antworten waren ebenso unterschiedlich wie die Männer. Gosling wollte eine gute Bekannte in New Orleans besuchen und sich eine Woche lang betrinken – im Bett. Cushing hatte vor, den Job hinzuschmeißen und seinem Schwager aus Gründen, die er für sich behielt, den Stinkefinger zu zeigen. Soltz wollte nur Ruhe und ein paar Medikamente – vor allem, seit Gosling ihm untersagt hatte, den Erste-Hilfe-Kasten und die Pillen und Salben darin anzurühren.
    Aber was wollte George?
    Er wollte jeden Tag seines Lebens mit seiner Frau und seinem Sohn verbringen. Er wollte ihnen sagen, wie viel sie ihm bedeuteten. Er wollte Jacob Geschichten von seinen Abenteuern auf See erzählen. Der Junge würde sie aufsaugen wie ein Schwamm und immer wieder hören wollen. Und George würde seinem Wunsch immer wieder nachkommen, wie es schon Generationen von Vätern getan hatten. Er malte sich Wochenenden mit Grillen und Picknicken und faulen Sonntagnachmittagen aus, an denen sie absolut

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