DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
kühl.
Crycek grinste.
»Was glotzt ihr so, Mädels?«, rief Saks. »Beschäftigt euch mit irgendwas. Rasiert euch die Muschis oder was weiß ich. Mein Gott, was für Hosenscheißer!« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Sobald wir ihnen den Rücken zuwenden, Menhaus, werden sie es miteinander treiben. Ich sehe es in ihren Augen. Ein großer Tag für beide. Wenn Fabrini wieder zu Hause ist, wird er schreiben: ›Liebes Tagebuch, Cook hat mir heute eine volle Ladung verpasst. Es war der beste Tag meines Lebens, seit ich Liberace einen geblasen habe.‹ Was für ein Kerl, was für ein Kerl.«
»Was zum Teufel soll ich denn machen?«, fragte Menhaus und starrte die Leiche des Soldaten an. »Gott, was für ein Gestank.«
»Zieh ihn hoch, Schlauberger.«
»Ich?«
»Nein, der schwule Zwerg in deiner Hose. Natürlich du! Vielleicht hat unser Vaterlandsverteidiger was dabei, das wir gebrauchen können.«
»Komm schon, Saks, er ist völlig verfault«, jammerte Menhaus.
»Genau wie Fabrinis Arschloch, aber das hat dich ja auch noch nie gestört.«
»Jetzt komm, Saks«, sagte Cook, »stoß die Leiche wieder weg, sonst lockt sie noch was an.«
»Genau, das wollen wir nicht«, bestätigte Menhaus. »Wir wollen nicht, dass etwas angelockt wird.«
Saks machte ein finsteres Gesicht. »Jetzt pack ihn schon unter den Armen. Er beißt schon nicht.«
Fabrini lachte und schüttelte den Kopf. »Warum machst du es nicht selbst, großer Häuptling?«
Saks Gesichtszüge wirkten wie aus Stein gemeißelt. »Weil ich Menhaus gesagt habe, dass er es tun soll, du Idiot. Und, wie du schon sagtest, weil ich der große Häuptling bin.«
Fabrini ließ einen fahren. »Der ist für dich, großer Häuptling.«
Menhaus sah, dass er nicht gewinnen konnte. Blass wie Mehl packte er die Leiche am Arm und zog. Sie schien eine halbe Tonne zu wiegen. Das Fleisch unter der Armeejacke fühlte sich schwammig an. »Oh Gott«, keuchte er. Er atmete durch zusammengebissene Zähne und wandte sich von dem süßlich fauligen Verwesungsgeruch ab. »Oh Scheiße ... oh mein Gott ...«
Die Leiche hob sich ein Stück aus dem Wasser, ein großer fleischiger, wassergetränkter Ballon. Das Gesicht war von Fischen – oder etwas anderem – weggefressen worden. Nur eine grausige Vertiefung aus verblichenen Muskeln und knotigem Knorpel blieb noch übrig. Lippenlos und hautlos grinste der Tote mit gelben Zähnen im weißen, verschrumpelten Zahnfleisch. Wasser rann und tropfte aus den leeren Augenhöhlen und der zerfressenen Nasenhöhle.
Saks kümmerte sich nicht darum.
Er tastete den großen, aufgeblähten Bauch ab und ignorierte Menhaus’ Winseln ebenso wie die Parasiten, die in wimmelnden Schlingen am Leib des Toten hingen. Seine Finger fanden etwas und zogen es heraus. Eine Pistole. Ihre harten, metallischen Konturen glänzten bedrohlich. Entsetzen zeichnete sich auf Cooks und Fabrinis Gesichtern ab. Ein fingerlanger Wurm glitt wie eine schmierige Nudel aus dem Mund des Leichnams und zappelte im Licht.
»Großer Gott«, entfuhr es Menhaus.
Es gab ein plötzliches feuchtes, reißendes Geräusch, gefolgt von einem satten Schmatzen, und die Leiche klatschte zurück ins Wasser. Der Arm hatte sich aus dem Schultergelenk gelöst. Mit einem würgenden Schrei ließ Menhaus den Arm fallen und übergab sich ins Wasser.
»Du brauchst diese Pistole nicht, Saks«, sagte Cook.
»Oh, doch, die brauche ich«, widersprach er und grinste stolz und glücklich, wie ein alter Lüstling, der seit Jahren zum ersten Mal etwas begrapschen konnte. »Nett, oder?« Er winkte mit der Waffe, damit sie sie alle sehen und bewundern konnten. »Eine 9-Millimeter Automatik von Browning. Hübsches Teil.«
»Scheiße«, sagte Fabrini. »Die lag tagelang im Wasser. Die schießt nicht mehr.«
Saks lächelte, zielte mit der Pistole knapp neben Fabrinis Kopf und drückte ab. Der Schuss klang wie Donner. Fabrini spürte, wie die Kugel an seiner Schläfe vorbeischwirrte. Zischend fiel die Patronenhülse ins Wasser.
»Du Arschloch!«, schrie Fabrini. »Du stinkendes, mieses Arschloch! Du hättest mich umbringen können!«
Saks gluckste. »Wenn ich das gewollt hätte, wärst du jetzt tot.«
Menhaus sah blass aus, Cook beunruhigt und verzweifelt. Er wusste nur zu gut, dass sich das Gleichgewicht der Kräfte dadurch noch weiter in Saks’ Richtung verschoben hatte. Gar nicht gut.
»Mit einer Kanone ist er ein großer, starker Mann«, brummte Fabrini.
Saks zielte mit der Browning direkt
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