DEAD SHOT
Freund.« Er wandte sich wieder Juba zu. »Unser Freund Youcef hier gehört fortan zu unserem kleinen Zirkel der Vertrauten. Du musst das tun, was er sagt, Juba. Hast du das verstanden?«
»Ja, Vater.« Juba wusste genau, um was es ging: El Kaida wollte die Führung übernehmen.
»Gut. Sieh, Youcef! Ich sagte dir ja, dass es keine Probleme geben würde. Es wird mich freuen, wieder mit El Kaida zusammenzuarbeiten«, sagte Saladin. »Zeig Juba deine Liste.«
Der El-Kaida-Führer hielt einen kleinen Umschlag hin. Die Geste war gebieterisch, eine Handbewegung, die ein Herr vor seinen Dienern vollführt. Dies war Youcefs Haus, und seine Bodyguards waren gefürchtet. Wenn diese beiden Abtrünnigen nicht kooperierten, würde er sie umbringen lassen.
Juba erhob sich von seinem Stuhl, und da er wegen des Tischs nicht auf direktem Weg zum Brief gelangen konnte, ging er außen herum und stellte sich hinter den El-Kaida-Führer. »Entschuldigen Sie. Das Licht ist besser hier am Fenster.« Er schaute hinaus und sah die schwächer werdenden Sonnenstrahlen, die mit den Schatten auf den Häuserdächern spielten. Mit dem Daumennagel schlitzte er den zugeklebten Umschlag auf, zog das Schreiben hervor und las drei Namen und drei Adressen, die allesamt auf den südlichen Teil des Landes verwiesen. Natürlich. Der Hafen von Marseille war immer schon der Anlaufpunkt für die ersten Einwanderer aus Nordafrika gewesen.
Aseer grinste breit. »Bei dem ersten Mann handelt es sich um einen Richter, der unsere Brüder zu langen Haftstrafen verurteilt hat. Der zweite ist ein Schnüffler, der sich mit sehr viel Geschick undercover in unsere Gruppe eingeschleust hat, und der dritte Name gehört einfach nur zu einem wertlosen Verräter. Juba, ich möchte, dass Sie sie alle töten, um zu demonstrieren, dass unsere Feinde sich der Gerechtigkeit unseres Propheten nicht entziehen können.«
»Und der Anschlag in Frankreich?«
»Das überlassen Sie uns. Unsere eigenen Chemiker und Physiker werden die Waffe unter Ihrer Aufsicht konstruieren.«
»Sie ist noch nicht fertig. Das Experiment in London hat gezeigt, dass die Dispersionsrate noch zu hoch ist.«
»Ein zweiter Anschlag wie der in London wird für unsere Zwecke genau reichen«, sagte Aseer. »Wenn die Zeit es erlaubt, werden wir an den Feinheiten arbeiten.«
Juba nickte und wandte sich wieder Saladin zu. »Wann wünschst du, dass ich beginne, Vater?«
»Sofort, mein Sohn. Je schneller du dies erledigst, desto eher können wir fortfahren.«
Sie wussten beide genau, dass ihnen buchstäblich die Hände gebunden waren, wenn sie sich einmal in den Klauen von El Kaida befanden.
»Also gut.« Juba steckte das Schreiben in seine rechte Jackentasche. Im Wohnraum war es dämmrig geworden, als Juba sich langsam vom Fenster löste und zu seinem Stuhl zurückging. Als er seine Hand wieder aus der Tasche zog, war der Gegenstand, den er festhielt, im tiefroten Licht der untergehenden Sonne nicht zu erkennen. Bewusst ging Juba unmittelbar hinter Aseers Stuhl her, sprang dann plötzlich vor, schlang den Stahldraht um den Hals des El-Kaida-Mannes und riss die Holzgriffe an beiden Enden hart nach unten. Wie eine Rasierklinge schnitt der Draht ins Fleisch. Die Hand des fetten Mannes schnellte noch zu dem Würgewerkzeug, doch dann quollen Aseers Augen aus den Höhlen; die Zunge hing schlaff aus dem Mund.
Jubas Hass auf El Kaida übertrug sich in seine starken Oberarmmuskeln und den tödlichen Draht, als er sein Opfer langsam über die Lehne des Stuhls nach hinten zog. Aseers Beine zuckten, und hilflos fasste er sich mit den Händen an den zugeschnürten Hals: ein letztes Aufbäumen in seinem Todeskampf. Juba hätte Aseers Qualen ein schnelleres Ende bereiten können, aber er wollte keinen schnellen Tod für diesen Abschaum von El Kaida. Noch einmal erhöhte er den Druck auf den Draht, hob den verkrampften Körper des Mannes schließlich ganz vom Stuhl und ließ ihn dann auf den weinroten Teppich sinken, dessen Farbe sich kaum von dem Blut aus der tiefen Halswunde unterschied. Aseer machte sich in die Hose, ehe er starb.
Saladin blieb ruhig. Was für ein makabres Vergnügen es doch war, seinem Sohn bei der Arbeit zuzusehen! Jubas Bewegungen waren so professionell und effizient wie bei einem Balletttänzer. Er war geschickt und ging mit kalter Berechnung vor. Ja, er war ein Meister des Todes. »Stell dir vor, Juba, dieser Narr glaubte wirklich, wir wären eingeschüchtert.« Verächtlich spie er auf den
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