DEAD SHOT
worden. Juba nahm die letzten paar Stufen, richtete kaltblütig die Ruger auf den Mann und feuerte seine letzten Kugeln ab. Kraftlos brach der Bodyguard in sich zusammen.
Juba steckte die kleine Waffe fort und bedachte den Toten mit einem Blick voller Verachtung. Die werden immer noch nicht richtig ausgebildet. Der Kopf von El Kaida in Frankreich hätte die besten Kriegsveteranen als Leibwächter rekrutieren müssen. Nicht irgendwelche Hafenkneipenschläger, die zwar finster aussahen und vielleicht als Türsteher taugten, aber sonst nichts draufhatten. Jetzt waren beide tot, weil sie einfach zu blöd waren. Juba betrat das Haus.
Im ersten Stock betrat er eine sauber aufgeräumte Küche in milchig weißen Tönen, an die sich ein großer Wohnraum anschloss, dessen hohe Fensterfront den Blick freigab auf einen weiteren Innenhof und die Nachbargebäude des eng bebauten Viertels. Das Licht der untergehenden Sonne tauchte den Raum in helle Orangetöne. Juba blinzelte. Als sich seine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, wurden aus den beiden Silhouetten im Wohnraum zwei Männer mittleren Alters, die sich in bequemen Stühlen einander gegenübersaßen, getrennt von einem niedrigen Tisch.
»Mein Sohn! Willkommen, willkommen«, sagte einer der beiden, erhob sich, kam auf Juba zu und begrüßte ihn mit Umarmungen und traditionellen Wangenküssen.
Juba senkte den Kopf. »Vater. Schön, dich wiederzusehen.« Seinen geistlichen Vater, der unter dem Namen Saladin bekannt war, hatte er schon sechs Wochen nicht mehr gesehen und war froh, ihn lächelnd und entspannt vorzufinden. Denn immerhin verlangte El Kaida von Saladin die Formel, die Juba persönlich überbringen sollte. Doch Saladin wie auch Juba war klar, dass ihrer beider Leben keinen Pfifferling mehr wert war, sobald sie die Details des virulenten Nervengases aus der Hand gaben. Daher durfte es nicht zu der Übergabe kommen.
Saladin wirkte jedoch ruhig. Er hatte ein nettes Gesicht und einen sauber gestutzten Bart. Seine dunklen, lebhaften Augen verrieten Klugheit. Saladin trug einen dunklen, hochwertigen Anzug und eine graue Krawatte. Er war zwar größer als Juba, wog aber weniger und war dünner. »Du siehst gut aus und hast alles zu unserer Zufriedenheit erledigt«, lobte er Juba und drückte ihn liebevoll an der Schulter. »Ich bin ja so stolz auf dich. Komm, ich möchte dir unseren Gastgeber vorstellen.«
Der zweite Mann stand auf. Im Gegensatz zu Saladin trug er einen billigen Anzug, den er sich über dem prallen Bauch nicht zuknöpfen konnte. Der Speck quoll schier über den abgetragenen Gürtel. Die Kragenspitzen seines braunen Hemds wirkten wie zwei schmutzige Flügel, und oberhalb des zweiten Knopfs stahl sich ein Büschel Brustbehaarung aus dem Hemd.
»Ich möchte dir unseren neuen Freund Youcef Aseer vorstellen. Ein sehr wichtiger Führer bei unseren El-Kaida-Kameraden«, sagte Saladin mit einem Anflug von Ehrfurcht in der Stimme. Der fette Mann wandte den Blick nicht von Jubas Gesicht.
»Ich fühle mich geehrt«, sagte Juba und machte eine leichte Verbeugung. Er war nicht gewillt, diesen unsauberen, fetten Mann zu umarmen, der nach Zwiebeln und Schweiß stank.
»Nein, ich bin es, der sich freut, Sie kennenzulernen, den berühmten Juba. Ihre Arbeit in London hat die Ungläubigen in Panik versetzt. Allah ist groß! Gut gemacht, junger Mann.« Die Stimme klang beinahe piepsig bei einem Mann mit dieser Körperfülle.
Sie nahmen Platz, und Saladin kam gleich auf den Punkt. »Ich weiß, dass du überrascht warst, als man dich hierher bestellte, Juba. Aber es ist etwas äußerst Wichtiges geschehen, das unsere Pläne ändert. Seit der Londoner Episode ist Youcef Aseer von El Kaida dazu bestimmt worden, dafür zu sorgen, dass wir alle fortan zusammenarbeiten. Das ist für uns eine großartige Gelegenheit. El Kaida bietet eine große Geldsumme und auch Leute – ergebene Fußsoldaten, Straßendemonstranten und bereitwillige Märtyrer –, auf die wir in bestimmten Situationen zurückgreifen können. Als Gegenleistung geben wir ihnen die Formel und unser Wissen auf diesem Gebiet. Sie wollen einen Streik in Frankreich, um diese bösartige Nation wie einen geprügelten Hund in die Knie zu zwingen.«
Youcef Aseer kicherte. »In keiner der anderen westlichen Nationen ist der Erfolg greifbarer als hier. Ein kleiner Anstoß genügt! Stellen Sie sich eine islamische Regierung in Frankreich vor!«
Saladin klatschte in die Hände. »Exakt, mein
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