DEAD SHOT
japanischen Botschaft gehen?«, erkundigte sich Matali.
»Ja, aber vielleicht sollten wir uns vorher zu McDonald’s schleichen und richtiges Essen holen anstatt Sushi.«
»Ich kann keinen Big Mac essen! Das ist unreines Essen.«
»Dann tun Sie sich Currysauce auf die Chicken Nuggets und Pommes frites.«
Jock Matali schaute auf, als ein Kellner an den Tisch trat und dem Beamten einen cremefarbenen Umschlag reichte. »Ein Gentleman an der Rezeption wünscht, dass ich Ihnen dieses Schreiben persönlich übergebe, General.«
Matali öffnete den Umschlag. »Eigenartig«, sagte er und holte einen Brief und Fotos hervor. Seine Miene wurde ernst, als er sich in dem fast leeren Restaurant umschaute. Niemand sah zu ihnen herüber.
Auch Taffe ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Und, was gibt’s?«, fragte er.
Matali senkte die Stimme. »Es geht um die Sache in London. Jemand, der sich selbst Saladin nennt, bekennt sich zu dem Anschlag und stellt Forderungen.«
»Oh nein, nicht schon wieder ein Saladin. Lassen Sie mich raten«, meinte Taffe. »Dieser neue Erlöser des niedergetrampelten Nahen Ostens möchte in direkte Verhandlungen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten treten. Es ist immer die gleiche Antwort, Jock: Wir verhandeln nicht mit Terroristen.«
Matali schüttelte den Kopf, beugte sich vor und legte seine kräftige Hand auf Taffes Unterarm. »Nein, mein Freund. Es geht um ganz etwas anderes. Dies ist eine Einladung an die Finanzminister der islamischen Staaten, an alle Terrororganisationen und alle Länder, die gegen die USA sind. Es geht um eine Versteigerung der Formel für die tödliche Waffe, die in England zum Einsatz gebracht wurde.«
Taffe war erschrocken. Matali überließ ihm den Brief, während er sich die Fotos ansah. Taffe gefror das Blut in den Adern, als er die Zeilen überflog.
Der Londoner Anschlag sei Teil eines Experiments gewesen, hieß es in dem Schreiben. Eine echte Demonstration der Waffe, die seit Jahren entwickelt werde, werde bald an einem sehr bekannten Ort durchgeführt, der nicht genannt wurde.
Die an der Versteigerung interessierten Staaten sollten ein Mindestgebot von zehn Millionen Dollar auf ein Schweizer Konto einzahlen. Neun Millionen würden wieder ausgezahlt, wenn der potenzielle Bieter nach der Vorführung der Waffe immer noch der Meinung sei, sie sei nicht ausgereift. Denn schließlich würden alle Bieter mit einer läppischen Million dazu beitragen, einen groß angelegten Angriff auf die Ungläubigen zu unterstützen, ohne dabei das eigene Leben aufs Spiel zu setzen.
Wenn man sich zum Mitbieten entschließe, dann gelte der Rest der zehn Millionen als endgültiger Mindesteinsatz, woraufhin man die ersten Gebote erwarte. Die Details würden mit dem Sieger besprochen, um die Formel gegen Bargeld zu tauschen.
Die Vereinigten Staaten und ihre Alliierten in Europa, Asien und dem Nahen Osten seien von der Auktion ausgeschlossen.
Kapitel elf
A m internationalen Flughafen Charles de Gaulle in Paris stieg Juba in eine Boeing 727 der British Airways und flog nach Teheran – eine Strecke von fast viertausend Kilometern. Die meiste Zeit des Fluges schlief Juba in der abgedunkelten ersten Klasse, denn schon als Soldat hatte er gelernt, dass man jede Gelegenheit, etwas Schlaf zu ergattern, ausnutzen musste. Aber Fragen quälten ihn. Der Direktor der Anlage versprach, dass die Formel vollständig vorliege, doch davor hatte es immer wieder Versprechen dieser Art gegeben. Schließlich war dauernd etwas dazwischengekommen, sodass mehr Tests, mehr Zeit und mehr Geld benötigt wurden. Jahrelang hatte die Unit 999 an verschiedenen Orten gewirkt, um die außergewöhnlich tödliche Waffe zu entwickeln: Der Kampfstoff musste transportfähig sein und durfte nicht gleich beim ersten Kontakt mit der Luft explodieren. Der Test in London war zwar gut verlaufen, aber noch nicht gut genug. Sollte jetzt der Zeitpunkt gekommen sein?
Die Maschine landete am Flughafen Mehrabad, und Juba nahm ein Taxi zu einem Viersternehotel. Locker hätte er mit der iranischen Aseman Fluglinie in einer Stunde in Sananday sein können, beschloss aber, die Sache ruhig angehen zu lassen. Von Sananday aus war es noch einmal eine lange Autofahrt bis zur Anlage, und dann wäre er total erschöpft. Außerdem war die Übernachtung in Teheran besser als ein Aufenthalt in kurdischem Gebiet. Die Kurden waren ein gefährliches Volk und würden sich zur Wehr setzen, wenn sie herausfänden, was Juba in der
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