DEAD SHOT
die Hunde aus. Die beiden sausten durch den Wald, jagten Eichhörnchen und sprangen in das flache Wasser, in dem hohe Rohrkolben wuchsen. Lowry hing seinen Gedanken nach, während er den Tieren hinterherhumpelte. Fünfzehn Jahre lang war er Detective beim New Yorker Police Department gewesen, bis ihm ein Junkie eine Kugel ins linke Knie gefeuert und ihn in den vorzeitigen Ruhestand gezwungen hatte. Chris Lowry bezweifelte, dass sein Kunde sich mit der Auskunft zufriedengeben würde, dass der Mann, den sie einstellen wollten, schon längere Zeit tot war und auf dem Arlington Friedhof lag.
Okay , dachte er, fangen wir also ganz vorn an. Den Zeitungsberichten zufolge stammte dieser Swanson aus South Boston. Gegen Mittag fuhr Lowry mit seinem blauen Toyota auf die Connecticut Turnpike in Richtung Boston.
Baltimore
»Swanson! Wo ist dieser Arsch mit dem Giftgas?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung strotzte vor Autorität. Kyle war erst halb wach und blinzelte. Dann berührte er Sybelle, die neben ihm lag, an der bloßen Schulter und formte stumm mit den Lippen das Wort »Middleton.« Hastig schlug Sybelle die Bettdecke zurück und rannte nackt zu der offenen Tür, die die beiden Hotelzimmer verband, als könne der General von Washington nach New York schauen. Bei Middleton wusste man nie, insbesondere dann nicht, wenn die Echse mit im Spiel war. Freedman hatte seine Augen und Ohren überall.
»General? Gott, Sir, wie spät ist es denn?«
»Fast sechs Uhr. Erzählen Sie mir etwas, das Wolf Blitzer noch nicht weiß.«
»Geht leider nicht, Sir. Ich habe geschlafen. Ich wurde einen Tag lang gefoltert, müssen Sie wissen.«
»Bullshit. Im Bootcamp haben Sie schon Schlimmeres überstanden. Um neun Uhr haben wir eine Besprechung mit den Jungs vom FBI und dem DHS, und da Sie es mit dem Auto nicht schaffen werden, schickt die Echse Ihnen und Captain Summers einen Hubschrauber. Wo steckt die eigentlich? Habe es schon auf ihrem Zimmer probiert, aber sie geht nicht ran.«
Kyle gähnte ausgiebig und gab sich müde. »Ich weiß es nicht, General. Vielleicht ist sie schon joggen. Ich bin nicht ihr Aufpasser.«
»Ausgezeichnet. Ich bin schon drei Meilen vor dem Frühstück gelaufen und sitze seit fünf Uhr am Schreibtisch. Suchen Sie Summers, und steigen Sie dann in den Hubschrauber.«
»Drei Meilen vor dem Frühstück. Sie sind ein verdammt guter Marine, Sir«, sagte Kyle in gespieltem Erstaunen.
»Hoo-ah!«, rief der General in die Muschel und legte auf.
Sybelle lehnte in ein weißes Handtuch gehüllt im Rahmen der Verbindungstür und hielt einen Beeper in der Hand. »Ich soll mich bei ihm melden.«
»Vergiss es.« Er stützte sich auf dem Ellenbogen ab und schaute sie an. »Er schickt uns einen Hubschrauber, der uns ins Pentagon bringen soll.«
»Verdammt, Kyle. Genau das meinte ich gestern Abend, als ich dir sagte, dass der Stress mir zusetzt. Es hört einfach nicht auf. Letzte Nacht war großartig, aber wir wissen doch beide, dass es keine Zukunft für eine Beziehung gibt. Es ist nur Platz für Arbeit, und jetzt komme ich mir schon fast wie eine Verräterin vor, weil ich Sex mit dir hatte.«
»Ja. Das würde alles nur noch komplizierter machen.« Seit dem Tod von Shari Towne war es das erste Mal gewesen, dass Kyle richtig guten Sex gehabt hatte. »Aber danke, dass du mich gestern gerettet hast, in mehr als nur einer Hinsicht.«
Sie ließ das Handtuch fallen und warf den Beeper auf den weichen Frotteestoff. »Hoo-ah.«
Genau um 8.45 Uhr stiegen alle vier Mitglieder der Task Force Trident am Pentagon in den bereits wartenden schwarzen SUV der Regierung. »Sergeant Johnson! Bringen Sie uns zum Old Exec, und fahren Sie dort durchs Tor. Das ist neben dem Weißen Haus. Wo das ist, wissen Sie ja wohl.«
»Sie müssen den schroffen Ton des Generals entschuldigen, Sergeant«, sagte Kyle. »Er ist vorm Frühstück schon drei Meilen gejoggt und hat zu viel Kaffee getrunken.«
Der Fahrer rang sich ein Lächeln ab. Schon waren sie aus der Parklücke heraus und reihten sich in den Verkehr ein. »Schnell oder normal, Sir?«
»Schnell, verdammt«, erwiderte der General, woraufhin der Sergeant Blaulicht und Sirene anstellte und wild hupend eine Lücke zwischen zwei gelben Taxen ausnutzte.
Auf der Rückbank schaute die Echse Sybelle mit einem eigenartigen Grinsen an.
»Was ist?«, fragte sie ein wenig gereizt. Oh nein, der kleine Mistkerl weiß Bescheid!
»Ach, nichts. Habe nur nachgedacht.« Er errötete und schaute aus
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