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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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nur so dahergeredet. Er brachte Leute für viel weniger um als für das Entführen eines kostbaren Fluggerätes.
    Man muss etwas tun, dachte sie verzweifelt, ich muss etwas tun. Aber was? Und dann wusste sie es. Es gab keine andere Lösung. Eigentlich hatte sie es die ganze Zeit über gewusst, seit dem späten Vormittag schon, seit sie mit den anderen im Kuppelbogen gesessen und an Vater gedacht hatte. Aber es war, als habe dieses Wissen verängstigt in einem Winkel ihres Gehirns gekauert, ganz und gar nicht versessen darauf, dass Sally es fand.
    »Jetzt weißt du’s, Sternchen«, sagte sie laut. »Also pack’s an!«
    Sie warf die Decke von sich und ging in Großvaters Zimmer. Der schlief tief und ruhig. Mutter saß neben seinem Bett, drehte ein Glas Tee in den Händen und lauschte auf die Geräusche des Hauses.
    »Können wir kurz zu dir rübergehen?«, flüsterte Sally. »Wir müssen reden.«
    Mutter nickte und folgte Sally über den Flur in ihren eigenen Raum.
    »Ich muss fort«, sagte Sally, als Mutter auf dem Bett Platz genommen hatte. »Ich weiß noch nicht, wie und wann, aber ich muss fort. Auf einem Schweber. Bei Nacht. Hilfst du mir?«
    Mutter gab einen Laut von sich, der ein unterdrückter Schrei oder auch ein Schluchzen sein konnte, und sank vornüber, beide Hände auf den Mund gepresst.
    »Es geht nicht anders«, fuhr Sally fort. »Padrino wird sie grausam umbringen, wenn er sie zu fassen kriegt, unsere Freunde meine ich, alle, die im Helikopter sind – alle!«, betonte sie.
    »Paul!«, stöhnte Mutter.
    »Seit heute Morgen muss ich immerzu dran denken«, sagte Sally leise. »Ich hab versucht zu glauben, dass Padrino mir mit seiner Drohung nur Angst machen wollte, aber jetzt weiß ich es besser. Er hat einen seiner eigenen Männer abgestochen und hat deswegen nicht mehr Schuldgefühle, als wenn du oder ich ein Messer in eine Melone bohren. Und seine beiden Dreisternkollegen, die anderen Lords, sind mit Sicherheit kein bisschen besser, eher schlimmer. Erinnerst du dich, was Caleb über Mariposa gesagt hat?«
    Mutter nickte.
    »Deswegen muss ich fort«, sagte Sally. »Ich muss Paul und die anderen finden, bevor die Lords es tun. Wenn der Funk wieder funktioniert und die Durchsage kommt, dass man sie auf irgendeiner Farm gefangen hat, werden Padrino und seine Leute dorthin aufbrechen. Ich auch, direkt nach ihnen. Sie dürfen auf keinen Fall merken, dass ich die Farm verlasse, sonst tun sie dir und Großvater was an. Aber mit dem Schweber bin ich schneller als sie. Ganz bestimmt kann ich die Farmleute überzeugen, dass sie Paul und die Crew freilassen. Sie sind Kuppelfarmer wie wir, sie kennen uns schon seit Ewigkeiten. Sie werden auf mich hören. Und dann kommen wir alle zusammen mit dem Helikopter heim.«
    »Warum nicht Funk?«, fragte Mutter.
    »Zu unsicher«, erwiderte Sally. »Erstens streikt das blöde Ding ständig, und zweitens kann man nicht wissen, wer mithört.«
    »Aber allein«, stöhnte Mutter. »Ganz allein!«
    »Vielleicht muss ich nicht alleine los. Vielleicht kommt Monnia mit.«
    Die hatte zwar ziemlich unwillig reagiert, als Sally noch ganz vage und ohne jeden Plan diese Schwebermöglichkeit erwähnt hatte. Doch das war typisch Monnia, die musste aus Prinzip erst mal widersprechen. Sally hoffte inständig, dass sie ihre Meinung noch ändern würde, denn wenn sie sich auch nur das geringste Nachdenken darüber gestattete, was auf so einem wilden Flug alles schiefgehen konnte, hätte sie sich am liebsten eingerollt und unter dem Bett verkrochen.
    Das Schrecklichste war die Vorstellung, ganz und gar allein, einsam wie ein Geist durch die Nacht zu irren. Wie der Windmann. Er war das einsamste Wesen der Welt. – Woher wusste sie das? Hatte sie es geträumt? Hatte er es ihr zugeflüstert, neulich nachts, als er sich rasend drehte im Hof? Nein, dachte sie verwirrt, nicht neulich, ich habe es eben erst erfahren. Schaudernd sah sie sich um, ob er vielleicht hier im Zimmer war, hereingeschwebt mit der Zugluft. Aber nichts, der Raum war wie immer. Kein Gespenst waberte im Nachmittagslicht.
    Auch Mutter erweckte nicht den Eindruck, als empfange sie gerade eine Vision. Sie saß auf dem Bett, hatte jetzt eine kleine Kiste auf dem Schoß und befühlte deren Inhalt. Andenken bewahrte sie darin auf, getrocknete Blumen, Schmuck, den sie nicht mehr trug, Papiere, in denen sie nicht mehr lesen konnte. Sie zog ein schwarzes Samtsäckchen hervor, wog es eine Weile fast zärtlich in der Hand und reichte es

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