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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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waren ganz im Schatten der Türme.«
    »Ja«, flüsterte Monnia, »so wird es gewesen sein.« Keine der beiden erwähnte die Stirnlampen. Selbst wenn das Licht des Org sie nicht erfasst hätte, was eigentlich unmöglich war, so müsste der Pilot doch die Lampen der Mädchen bemerkt haben. Aber hätten sie darüber geredet, hätten sie sich eingestehen müssen, dass Pauls Verhalten ganz und gar rätselhaft war, unverständlich und – unmenschlich.
    »Ich muss dir noch was sagen«, begann Sally etwas zaghaft. »Carlita ist nirgends zu sehen. Ich fürchte, der wilde Flug hat sie überfordert und sie ist irgendwo … hängen geblieben.« Sie war darauf gefasst, von Monnia angeschnauzt zu werden, das Hungerwurm mache einfach immer Probleme, sie habe von Anfang an gesagt, es solle zu Hause bleiben, doch Monnia reagierte ganz anders.
    »O Gott, die arme Kleine!«, rief sie. »Das ist alles meine Schuld! Hoffentlich ist sie nicht abgestürzt und verletzt. Wir müssen sie suchen, Sally, sofort!«
    Sie beteten, dass sie Carlita auf den letzten Metern der Verfolgungsjagd verloren hatten, die konnten sie noch rekonstruieren. Aber ihre Rufe verhallten ungehört zwischen den Mauern, manchmal antwortete ihnen ein Echo, doch niemals Carlita. Bald schon hatten sie sich hoffnungslos verflogen. Sie konnten die Route der halsbrecherischen Jagd nicht wiederfinden, sich nicht einmal erinnern, bis zu welchem Zeitpunkt das Mädchen noch hinter ihnen gewesen war.
    Bittere Vorwürfe stiegen in Sally auf. Nie hätte sie es zulassen dürfen, dass Monnia so blindlings davonstürmte, und wenn doch, so hätte sie ihr nicht folgen dürfen, wenigstens nicht, ohne Carlita mit dem Zugseil zu sichern. Nun war es zu spät. Nun konnte ihnen nur noch ein Wunder die Kleine wiederbringen.
    Ganz unvermutet stießen sie auf den großen, freien Platz, den sie von oben erspäht hatten, und Sally glaubte schon, das Wunder würde eintreten. Auch Carlita hatte den Platz aus den Lüften gesehen, er war die einzige Stelle inmitten des Ruinenmeers, die sie alle drei wiedererkannt hätten. Wo also würde jemand hinfliegen, der sich verirrt hatte und der genau wusste, dass die anderen nach ihm suchten? Komm schon, Carlita, dachte Sally, ich weiß, dass du hier bist, also zeig dich endlich!
    Der Platz war längst nicht so aufgeräumt, wie man es aus der Luft hätte vermuten können. Vor allem an den Rändern türmten sich Haufen von Schutt, zur Mitte hin aber war er frei, dachten sie, bis sie fast gegen ein merkwürdiges Ding geknallt wären. Ein dickes, rundes Gebilde aus Glas, nahezu unsichtbar in der Nacht, erhob sich aus einem kreisrunden Bodenstück aus Glas. Nur zarte Fünkchen von Sternenlicht spiegelten sich zitternd darin. Vorsichtig flogen sie weiter. Wo ein solches Ding war, konnten auch mehrere sein, und tatsächlich, es gab insgesamt fünf von ihnen. Vier verteilten sich am Rand des Platzes in der Nähe der Straßeneinmündungen, eines stand in der Mitte.
    Verrückte Bauwerke, anscheinend völlig ohne Zweck und Sinn, zylindrisch rund, nicht viel höher als die Größe eines erwachsenen Mannes. Ihr Durchmesser jedoch war immens. In jede von ihnen hätte locker ein kleines Haus gepasst oder eine Ziegenherde oder massenhaft Menschen.
    »Das kann kein Glas sein«, bemerkte Monnia. »Das muss etwas viel Härteres sein. Glas wäre längst kaputt.« Sie hielt die Hände rechts und links an ihre Lampe, versuchte den Lichtstrahl nach innen zu lenken. »Nichts drin, komplett leer.«
    »Vielleicht ist es Kunst«, überlegte Sally. »Bestimmt sieht es hübsch aus, wenn sich tagsüber das Sonnenlicht darin bricht.«
    »Hm.« Monnia sah keinen Sinn darin, länger über den Zweck der rätselhaften Bauwerke zu spekulieren, sie flog zum Rand des Platzes, wo sie die Schuttberge abzusuchen begann.
    Sally blieb noch, legte sich flach auf den Bauch und versuchte, durch das gläserne Bodenstück nach unten zu spähen. Viel erkennen konnte sie nicht, doch immerhin genug, um zu vermuten, dass sich die mächtigen, runden Gebilde nach unten in eine weite Halle hinein fortsetzten und von dort aus vielleicht sogar noch tiefer in die Erde hinab, wie riesige Säulen.
    »Achte auf die Säulen!«, hatte Vater in ihrem Traum gesagt. Hatte er diese Dinger damit gemeint? Vielleicht, wenn auch Sally sich unter dem Begriff »Säule« etwas ganz anderes vorgestellt hatte – hohe, schlanke Steinbauten, die gewölbte Decken trugen, wie sie es auf den Bildern in Großvaters alten Büchern

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