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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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Zusammenbruch, bis heute nicht.
    »Erzähl uns, wie es passiert ist, Caleb!«, verlangte sie.
    Monnia nickte mit weißem Gesicht. Sie klapperte mit den Zähnen, zitterte wie im Fieber, doch sie schien fähig und willens, den Bericht über Pauls schreckliche Verwandlung anzuhören.
    Caleb seufzte und zeigte auf einen Gegenstand, dessen frühere, kastenartige Form unter dem Röhrengeflecht des Org noch einigermaßen erkennbar war. »Wir waren schon eine Weile geflogen, als Paul dort hinter der Vorratsbox auftauchte. Er hatte sich als blinder Passagier an Bord geschmuggelt und beschwor uns, nicht umzukehren. Wir haben uns überreden lassen. Und das zum Teil, weil wir uns über deinen Großvater geärgert hatten, Sally. Weißt du noch, wie autoritär er war?«
    Sally stimmte traurig zu. »Aber er hatte recht!«, murmelte sie dann.
    »Ja«, brummte Caleb. »Das weiß ich jetzt auch. Aber damals wusste ich es noch nicht. Ich dachte, wir würden ein bisschen übers Ödland fliegen, mit Paul zusammen das Zentrum erforschen, Hybride jagen und ihn danach wieder heimbringen. Am Anfang war auch alles in Ordnung. Blöd war bloß, dass Paul sich furchtbar ärgerte, weil wir ihn nicht selbst fliegen lassen wollten. Er warf uns vor, dass wir ihm nichts zutrauten, ihn wie einen dämlichen Hinterwäldler behandelten. Natürlich war uns klar, dass er sich vor allem wegen Josie so aufregte. Er wollte gut vor ihr dastehen, schließlich war sie ja auch schon mit Org geflogen, sogar ganz allein, wie er glaubte.«
    »War sie doch auch«, warf Sally ein.
    »Quatsch!«, stieß Caleb hervor und warf Josie einen Blick zu, unter dem sie sich krümmte wie eine Schnecke im Salzfass.
    »Ach so«, sagte Sally. Sie hatte vergessen, dass Josies Geschichte eine Lüge war. Nichts davon entsprach der Wahrheit.
    »Wir erklärten ihm«, fuhr Caleb fort, »dass wir deinem Großvater gegenüber nicht so ganz die Wahrheit gesagt haben. Jedenfalls nicht, was Orgs Gefährlichkeit angeht, schließlich haben wir unseren Stolz. Wir sind Seeleute, wir fahren mit den Mermaiden raus, Tag für Tag. Wir kennen diese Art von Geschöpfen, wir wissen, wie wir sie zu nehmen haben. Wenn die Mermaiden dich zu verschlingen drohen, gibt’s nur eins: Du musst schnell sein, dich blitzschnell abschneiden. Und wenn du es selbst nicht mehr schaffst, müssen es deine Kollegen machen, zack, zack!« Er vollführte mit der Hand eine Geste, als führte er sein Messer. »Nur Sekunden hat man Zeit, danach ist es zu spät. Aber die Mermaiden sind relativ harmlos, nur selten sind sie Her…« Er brach ab.
    »Herzfresser«, ergänzte Sally tonlos. »Das meintest du doch, oder? Org frisst Herzen.«
    »Nein!«, schrie Monnia auf. »Das tut er doch nicht, oder?«, fragte sie flehend.
    »Nicht wirklich«, versuchte Caleb sie schnell zu beruhigen. »Man nennt sie so, weil sie Menschen vereinnahmen, sie verwandeln in etwas anderes, etwas Seelenloses, Willenloses …«
    »Herzloses«, schluchzte Monnia.
    »Yeah, so ist es«, seufzte Caleb. »In all den Jahren, in denen wir zur See fahren, ist uns erst einmal ein Herzfresser begegnet. Wir haben sofort gewusst, mit was wir es zu tun hatten, und sind schnell mit ihm fertig geworden. Org ist anders. Sehr gierig, aber sehr intelligent. Immer wenn einer von uns den Helikopter flog, stand ein anderer mit gezücktem Messer daneben. Und Org hat das gemerkt und uns in Ruhe gelassen.«
    »Er wartete auf seine Chance«, sagte Sally.
    Caleb nickte. »Das haben wir auch Paul gesagt, sogar mit genau diesen Worten, aber er hat uns nicht geglaubt. Als wir im Zentrum ankamen, war er stinksauer, beruhigte sich aber nach und nach, auch wenn aus der geplanten Hybridenjagd, auf die er sich gefreut hatte, nichts wurde. Die Biester hauen ab, schon wenn sie uns von Weitem hören. Nachts hätte man bessere Chancen, nachts singt Org nicht, wahrscheinlich hält er es nicht für nötig. Bloß weiß man nicht, wo sie schlafen, die Hybride. Habt ihr eine Ahnung, wohin sie sich …«
    »Nein«, fiel ihm Sally ins Wort. »Lenk nicht ab. Wie ging es weiter?«
    Caleb gehorchte. »Paul war so fasziniert von den Ruinen, dass er seinen Ärger vergaß. Er wollte alles erforschen, sogar Pläne hat er gezeichnet!«
    »Ach, Paul!« Sally kniete sich auf ihre Bank, streckte sich und strich ihrem Bruder sanft mit der Rückseite ihrer Hand über Orgs Röhrengeflecht.
    »Nicht!«, warnte Josie.
    Sally zuckte zurück. Schon während dieses sekundenkurzen Kontakts hatte sie das Gefühl, als ob

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