Deadline 24
Geschäft hoffte, das jedoch nie zustande kam. Er hatte nichts wirklich Interessantes anzubieten. Bis zu diesem einen Tag, an dem er mit dem Helikopter geflogen kam, doch da hatte ihm seine fantastische Ware nichts mehr genutzt. Was wirklich geschehen war, hatte man nicht herausfinden können, doch Josie war sich sicher, dass die Geschichte ziemlich genau so abgelaufen war, wie sie es später erzählt hatte, von einigen entscheidenden Details abgesehen. Der alte Mann hatte den Helikopter im Sumpf entdeckt – getrocknete Schlamm- und Pflanzenspuren wiesen auf diesen Fundort hin – und war hineingekrochen. Dann aber war das geschehen, was immer geschah, wenn sich ein Ahnungsloser mit Org einließ: Org hatte ihn vereinnahmt. Im Kopf des alten Mannes musste jedoch ein ursprünglicher Gedanke überlebt haben – die Hoffnung auf ein glänzendes Geschäft mit den Lords. Er wollte ihnen unbedingt seinen neuesten Fund präsentieren. Und Org hatte ihm diesen Wunsch erfüllt.
»Muss ja ein Freudentag für euch hohe Herrschaften gewesen sein«, knurrte Caleb.
»Kann man so sagen«, erwiderte Josie. »Jedenfalls, nachdem sich die erste Überraschung gelegt hatte.«
Die Lords erfassten sehr schnell, was ihnen da für eine Kostbarkeit ins Haus geflattert war. Den alten Piloten aber konnten sie nicht brauchen, sie schnitten ihn ab. Er starb unmittelbar danach.
»Ihr fackelt nicht lang rum, was?«, sagte Caleb düster.
»Nicht wirklich«, räumte Josie ein. »Auch Org ging es schlecht nach dem Abschneiden«, berichtete sie weiter, »aber er erholte sich schnell, als Padrino ein paar ›Freiwillige‹ dazu verdonnerte, sich probeweise mit ihm einzulassen. Immer passierte dasselbe, ihr könnt euch ja vorstellen, was. Wir dachten schon, wir könnten den Helikopter nie wirklich nutzen, da hatte meine Mutter die Idee mit den Seeleuten.« Sie sah zu Caleb. »Wie sagt ihr immer, wenn ihr von den Mermaiden sprecht? ›Kontakt ja …‹«
»…Verbindung nein«, fiel Caleb ein. »Die wichtigste Regel im Umgang mit Mermaiden. Die Seeleute haben das im Lauf von Generationen herausgefunden. Und dann klappte die Sache mit Org?«
»Ja«, bestätigte Josie. »Dann klappte die Sache mit Org. Sogar tagsüber ins Ödland konnte man mit ihm fliegen. Genial. Die Lords begannen, eine Expedition auszurüsten.«
»Die jedoch nicht zustande kam«, sagte Caleb. »Besser gesagt, nicht mit der Crew der Lords.«
Josie nickte. »Diese Helikoptersache war meine Chance. Ich wollte schon länger weg aus Esperanza. Ich hatte das Leben mit diesen Leuten so satt! Meine Mutter nervte, Baldur nervte, diese beknackte Verlobung mit ihm nervte erst recht. Ich konnte sie nicht lösen, das steht so im Vertrag. Zumindest nicht ohne die Zustimmung meiner Mutter. Und die wollte sie nicht geben. Jedenfalls meistens nicht. Manchmal hatte ich sie fast so weit, aber am nächsten Tag war alles wieder vergessen. Das ist typisch für meine Mutter, mal so, mal so, dafür ist sie bekannt. Auch die anderen Lords regen sich darüber auf. An dem Tag, als du, Caleb, die Audienz wegen der fälligen Rate bei ihr hattest, war sie ganz, ganz mieser Laune. Wärst du einen Tag früher oder später gekommen, hätte es völlig anders für euch ausgehen können.«
»Klar doch«, sagte Caleb höhnisch lachend, »alles nur Zufall!«
Sally aber dachte daran, wie kalt und unerbittlich ihr Mariposa in der Nacht bei der Attala-Kuppel erschienen war und wie vergleichsweise freundlich sie sich heute erwiesen hatte.
»Ich war damals im Nebenzimmer, hab alles mitgekriegt«, fuhr Josie fort. »Den Rest zu erzählen, kann ich mir wohl ersparen.«
»Du hast gedacht: Schnapp ich mir diese Crew, schnapp ich mir den Helikopter, und ab geht’s in ein mariposa- und baldurfreies Leben!«
»So ungefähr«, gab Josie zu. »Ich habe geschwindelt, aber nur aus Not! Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe? Dazu verurteilt, mein ganzes Leben unter diesen Lords zu verbringen, verheiratet mit Baldur, der immerzu den Macho markiert, damit niemand merkt, was für ein Schlappschwanz er in Wirklichkeit ist!«
Caleb schwieg verstockt.
»Und es ist doch etwas Gutes aus meinem Schwindel entstanden, unsere Freundschaft, Caleb!«, rief Josie beschwörend. »Wir sind Freunde geworden, du, ich und die anderen, das musst du einfach zugeben!«
»Freunde belügen sich nicht!«
»Wir haben die Haydens gerettet!«
»Und ihnen Paul genommen!«
Josie sank in sich zusammen. »Dafür kann ich nichts.« Sie
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