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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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fest. Monnias Körper gab nach, doch ihre Arme nicht, sie schienen wie an Paul festgewachsen. Sally versuchte, sie zu lösen – es war zu spät, Org hatte Monnias Arme durchdrungen. Sie ließen sich nur noch wenige Zentimeter anheben. Von den Fingern bis zu den Ellenbogen woben sich wie feste, unzerreißbare Spinnweben seine weiß schimmernden Fäden. Monnias raues Schluchzen brach ab, einen Moment starrte sie ungläubig auf die glitzernden Fäden, dann stieß sie einen gellenden Entsetzensschrei aus.
    Caleb stürmte herein, dicht gefolgt von Josie. Die drängte Sally zur Seite, legte Paul die Hände um die Schultern, streichelte ihn, raunte ihm beruhigende Worte ins Ohr, hauchte Küsschen auf sein Haar. Sally hätte sie am liebsten geschlagen, so unwürdig, so falsch wirkten diese Gesten. Und doch ahnte sie, dass Josie das einzig Richtige tat. Auf ein Nicken von ihr zog Caleb sein Messer, schnitt blitzschnell das Geflecht des Org von Monnias Armen. Jetzt schrie Paul, sein Schrei hatte nichts Menschliches, er war wie das Brüllen eines verletzten Tieres. Elektrische Ladungen blitzten bläulich durch die Pilotenkanzel.
    Caleb packte die Mädchen, trieb sie ins hintere Abteil des Helikopters, drückte sie auf die dortigen Bänke. »Hier können wir gefahrlos bleiben«, keuchte er. »Die Pilotensitze sind das Problem. Zeig deine Arme!«
    Monnia gehorchte. Die Ganglien des Org lösten sich, rieselten zu Boden wie vertrocknete Würmer.
    »Gerade noch rechtzeitig«, sagte Caleb. »Er wird immer stärker. Ich hätte euch nicht allein lassen dürfen, nicht mal für eine Minute. Aber was ich gerade erfahren habe, hat mich für einen Moment aus dem Konzept gebracht.«
    »Wieso kann sie vorne sitzen?« Sally zeigte auf Josie, die auf dem Kopilotensitz Platz genommen hatte und immer noch beruhigend auf Paul einsprach. Der wiegte sich wie unter Schmerzen, schrie jedoch nicht mehr. Auch die blauen Blitze waren verschwunden.
    »Entweder hat sie besonders starke Widerstandskräfte«, antwortete Caleb, »oder, was wahrscheinlicher ist, es steckt noch ein Rest Menschlichkeit in Paul, der Josie beschützen will. Sie ist die Einzige von uns, die ihn gefahrlos berühren darf und deren Worte zu ihm durchdringen. Wenn sie ihn ruft, kommt er, und nur sie kann ihn dazu bewegen, eine bestimmte Route zu fliegen.«
    »Aber auch das wird schwieriger«, warf Josie von der Pilotenkanzel her ein. »Immer öfter verliere ich ihn. Und es dauert von Tag zu Tag länger, bis er auf meine Rufe reagiert.«
    »Eben hat sie dich gerettet, Monnia«, erklärte Caleb. »Wegen ihrer zärtlichen Berührungen hat Paul uns verschont. Er und Org sind eins. Paul fühlt Orgs Schmerzen wie seine eigenen.«
    Monnia starrte auf ihre zitternden Arme, entgegnete nichts, der Schock saß zu tief. Doch wenigstens war ihr trostloses Weinen verstummt.
    »Ich glaube«, sagte Caleb, »die Dinge, an die Paul sehr stark dachte, als Org sich mit ihm verband, sind immer noch da. Er dachte an Josie, weil er sie mit seinen Flugkünsten beeindrucken wollte, und er dachte ans Zentrum. Er war ganz besessen davon, ist es immer noch, will es partout nicht verlassen.«
    Die Rotoren erwachten, der Helikopter erzitterte, hob ab.
    »Ich verliere ihn!«, rief Josie. »Und er fliegt nicht zurück!«
    Caleb schaute zum Fenster hinaus. »Zu weit!«, sagte er. »Wir können es nicht riskieren.«
    »Was nicht riskieren?«, fragte Sally.
    »Zu unserem Unterschlupf zu rennen. Er liegt entgegengesetzt zu der Richtung, die Paul einschlägt. Die Hybride würden uns einholen.«
    »Was jetzt?«
    »Wir müssen wohl oder übel mitfliegen, auch wenn man das so selten wie möglich tun sollte, und hoffen, dass Josie ihn irgendwann wieder erreicht.«
    Paul zog steil hinauf, schon in wenigen Sekunden befanden sie sich auf halber Höhe mit den Türmen. Windschnell sauste der Helikopter durch die Straßenschluchten.
    »Mit dem Helikopter zu fliegen hab ich mir mehr als alles gewünscht«, sagte Sally leise, »aber nicht so.«
    Wieder entstand in ihren Gedanken das Bild der Mauer, an der die Sturmflut sich brach. Das Herz wurde ihr nicht leichter davon, doch sie konnte durchhalten. Solange die Mauer nicht einstürzte, würde auch Sally nicht zusammenbrechen. Irgendwer schickte ihr dieses Bild. Oder es war eine besondere Fähigkeit der Haydens, die es ihnen ermöglichte, in Katastrophenzeiten stark zu sein. Sie dachte an Großvater, an sie alle, wie sie nach Vaters Tod einfach immer weitergemacht hatten. Kein

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