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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückkehrte. Doch Selma sagte: »Moment, ich hole meinen Kaffee«, nahm rasch ihre Sachen und ließ sich auf dem Hocker neben Cissy nieder. Selmas Tisch wurde rasch von anderen Gästen mit Beschlag belegt, und Cissy saß mit der unerwünschten Gesellschaft fest. Rachelle fing ihren Blick auf und zeigte Mitgefühl.
    Als Selma das Gesicht verzog und sich über dem rechten Auge die Stirn rieb, versuchte Cissy, es zu ignorieren. Doch beim dritten Mal fühlte sie sich gezwungen zu fragen: »Fehlt dir was?«
    »Seit ein paar Wochen versuche ich, auf koffeinfreien Kaffee umzusteigen, aber anscheinend bekomme ich Kopfschmerzen durch die Entwöhnung. Ich vermute zumindest, dass das der Grund ist. Ich dachte, Koffein macht mich nervös. Aber das hier ist beinahe noch schlimmer. Wenn ich keine Probleme hätte, wäre es wahrscheinlich egal.«
    Sie hatte die Tür für Cissy aufgestoßen, die nun nach diesen Problemen hätte fragen können, doch Cissy bereute es längst, dass sie sich ins Gespräch hatte ziehen lassen. Da sie schon mehr über Selma wusste, als ihr lieb war, nahm sie den Köder nicht. Aber Rachelle nahm ihn.
    »Was für Probleme?«, fragte sie wie auf ein Stichwort.
    »Probleme der schlimmsten Sorte. Probleme mit Männern.«
    Mit skeptischer Miene blickte Diedre zu ihr herüber. »Du hast Männerprobleme?«, rief sie über den Lärm der Espressomaschine hinweg.
    Cissy zupfte einen kleinen Bissen von ihrem Muffin. Es war Mittagszeit, doch ganz gleich, was sie auch tat, nichts weckte ihren Appetit.
    »Und wie«, antwortete Selma.
    Die Vorstellung, dass Selma in einer Beziehung steckte, war irgendwie merkwürdig. Zur Trauerfeier war sie nicht mit einem Mann gekommen. Wie Diedre war auch Cissy ziemlich erstaunt. Selma wirkte wie ein Single, bindungslos und vielleicht nicht einmal interessiert. Mit einem kleinen inneren Ruck wurde ihr klar, dass sie, wie Sara und Larissa über sie selbst, ihrerseits Mutmaßungen über Selma angestellt hatte. »Wie soll man einem Mann jemals trauen?«, fragte Selma plötzlich, als wäre die Antwort von brennendem Interesse für sie. »Wirklich vertrauen?«
    Rachelle sah sie von der Seite an. »Die Millionen-Dollar-Frage.«
    »Wir alle haben unsere Probleme«, sagte Diedre.
    »Vielleicht musst du einfach nur ein bisschen an ihn glauben«, schlug Cissy vor.
    »Vertraust du deinem Mann?« Selma sah sie neugierig an.
    Cissy wischte sich die Hände ab, nachdem sie etwa zwei Drittel ihres Muffins verzehrt hatte und satt war. »Das ist sehr wichtig in einer Ehe«, sagte sie und glitt von ihrem Hocker.
    »Aber vertraust du ihm?«, drang Selma weiter in sie.
    Diedre und Rachelle hörten aufmerksam zu, als warteten auch sie gespannt auf Cissys Antwort. »Ja, ich vertraue ihm. Es hat eine Weile gedauert. Ich will damit sagen, eine Ehe ist … Schwerstarbeit. Aber wir haben einen Sohn und ein Zuhause. Zusammen.«
    Selma schien nachzudenken. »Ich möchte einfach nur öfter mit ihm zusammen sein. Ein Zuhause … Wow! … Wäre das nicht toll?«
    »Du hast sogar zwei davon«, bemerkte Rachelle an Cissy gewandt. »Es sei denn, deine Freundin, die Grundstücksmaklerin, kommt dir in die Quere und verkauft das Haus deiner Großmutter.«
    Cissy schüttelte den Kopf. »Das Haus war im Grunde nie mein richtiges Zuhause. Ja, als ich jünger war, habe ich dort gewohnt, aber es war kein ›Zuhause‹, verstehst du?«
    »Aber es ist ein tolles Haus«, wandte Diedre überraschend leidenschaftlich ein. »Du solltest dort wohnen. Solch eine Chance bekommen viele von uns nie im Leben.«
    »Es war nicht besonders toll, dort zu leben«, widersprach Cissy. »Wir Cahills scheinen Schwierigkeiten mit dem Glücklichsein zu haben.«
    Sie verabschiedete sich, bevor das Gespräch fortgesetzt werden konnte. Es war ihr immer unangenehm, über ihre Familie zu reden. Draußen vor dem Café setzte sie ihre Sonnenbrille auf. Die Sonne strahlte vom Himmel, nahm aber bereits wieder Kurs auf eine Wolkenbank. Es war eine Wonne nach dem grauen Nebel der vergangenen paar Wochen. Cissy hob das Gesicht zum Himmel, atmete tief ein, und ein Teil ihrer Sorgen löste sich im schönen Wetter auf. Ja, sie vertraute Jack. Wirklich. Sie liebte ihn und fühlte sich bei ihm geborgen, das war das Wichtigste.
    Und dann sah sie den Zivilwagen, die schattenhaften Gestalten der beiden Polizisten im Inneren, mit laufendem Motor in zweiter Reihe in einer Seitenstraße stehen, ihr zugewandt. Sie waren ihr also zu Joltz gefolgt, sie würden ihr zweifellos

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