Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
Immer ging es Schlag um Gegenschlag. Und immer hatte Jack, wenn sein Vater ging, das Gefühl, ein Spielverderber zu sein, weil er die jüngste Gelegenheit zu einer guten Investition wieder nicht wahrgenommen hatte.
Jack stimmte immerhin einem gewissen Maß an Gratiswerbung in seiner Zeitschrift zu, und schließlich beruhigte sich Jonathan. Anscheinend wollte er noch einen weiteren Versuch starten, doch Jack begleitete ihn zu seinem Wagen und blickte besorgt zur Sonne hin, die inzwischen gegen immer dunkler werdende Wolken kämpfen musste. Jack sah ein wenig beunruhigt auf seine Uhr. Wie lange war Tan ya schon fort?
»Der Junge ist in guten Händen«, versicherte sein Vater, als er in den Wagen stieg. »Mach dir wegen Tanya bloß keine Gedanken.«
Jack sah seinem Vater nach, als er die Straße hinunterfuhr. Tanyas Handynummer kannte er nicht. Er überlegte, ob er selbst zum nahe gelegenen Park gehen und sie und Beejay suchen sollte. Die dunklen Wolken nahmen überhand, verdeckten die Sonne und den dämmerigen Himmel, als würde es bereits Nacht. Wie es aussah, konnte der Himmel jeden Augenblick seine Schleusen öffnen und wolkenbruch artigen Regen herunterschicken.
In einem hatte sein Vater allerdings recht, sagte Jack zu sich selbst. Tanya war ein tüchtiges Kindermädchen. Cissys Problem mit ihr war auf persönliche Unvereinbarkeiten zurückzuführen. Es hatte nichts mit ihrer Liebe und Fürsorge Beejay gegenüber zu tun.
Trotzdem wünschte er sich von Herzen, dass sie schnellstens zurückkamen.
Als eine weitere Viertelstunde vergangen war und die ersten dicken Tropfen niederprasselten, mochte Jack nicht länger warten. Er warf seinen Mantel über und ging entschlossen zur Tür. Doch noch bevor er in seinen Jeep gestiegen war, tauchte Cissys Wagen auf der Zufahrt auf und fuhr in die Garage. Jack lief hinüber. Er erreichte sie, als sie gerade ausstieg.
»Ist Beejay in deinem Jeep?«, fragte sie.
»Nein.«
»Du hast ihn allein im Haus gelassen?«
Plötzlich ging ein gewaltiger Wolkenbruch nieder, prasselte auf das Pflaster und spritzte in silbernen Tropfen wieder hoch. Jack drängte sich zu Cissy in die Garage, und beide blickten hinaus in den Schauer, während er erklärte: »Beejay ist mit Tanya im Park.«
»Mit Tanya?«
»Mein Vater war zu Besuch, als Tanya ihren Scheck abholen wollte. Dad wollte mit mir reden, da bot Tanya an, mit Beejay in den Park zu gehen. Ich habe es erlaubt. Ich wollte sie gerade suchen gehen.«
»Wie lange sind sie schon fort? Hoffentlich hatte sie ihn schon ins Auto gepackt, als der Regen anfing.« Cissy griff nach ihrer Handtasche und blickte erneut hinaus in den Regen. »Ich komme mit.«
»Vielleicht solltest du lieber zu Hause bleiben, für den Fall, dass sie zurückkommt.«
»Es ist ja kein weiter Weg bis zum Park. Falls wir sie verpassen, wird sie warten.«
Sie liefen zu Jacks Jeep und stiegen tropfnass ein. »Und worüber wollte dein Dad reden? Sumpfgrundstücke in Florida?«
»So ähnlich«, sagte Jack.
Cissy erkannte die Resignation in seiner Stimme. Er wusste so gut wie sie, dass sein Vater ein Spinner ersten Grades war.
Der Zivilstreifenwagen bog um die Ecke, als Jack und Cissy bereits im Jeep saßen. Es war nicht weit bis zum Park, aber Tanyas Wagen war dort weit und breit nicht zu sehen.
Sie umrundeten den Park, spähten durch silberne Regenschleier, die der Wind wie Vorhänge vor ihnen hertrieb. Kein Mensch war unterwegs. Die Parkplätze lagen verlassen da, das Gelände war seit dem Einsetzen des Regens menschenleer.
»Sind sie womöglich in einen anderen Park gegangen?«, fragte Jack.
»Das wäre das erste Mal. Tanya wählt immer den Weg des geringsten Widerstands. Dieser Park ist der nächstgelegene. Darf ich mal dein Handy benutzen?« Jack reichte ihr das Gerät, und Cissy wählte Tanyas Handynummer aus dem Gedächtnis. Es klingelte mehrmals, dann bat Tanyas Stimme darum, eine Nachricht zu hinterlassen. Cissy legte auf und rief ein zweites Mal an, in der Hoffnung, dass Tanya die Dringlichkeit eines zweiten Anrufs in so kurzer Folge erkannte und sich meldete. Doch wieder hörte Cissy nur ihre Ansage und sagte nach dem Signalton: »Tanya, hier ist Cissy. Ich weiß, dass Beejay bei dir ist, jetzt gießt es wie aus Kübeln. Kannst du ihn bitte nach Hause bringen? Jack und ich suchen dich, aber im Park bist du augenscheinlich nicht mehr. Danke, dass du Beejay mitgenommen hast, aber wir haben heute noch einiges zu erledigen. Beejay muss schnellstens nach
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