Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
Vorhänge zugezogen. Ich wusste, dass da was nicht stimmte. So etwas merkt man doch. Ich dachte allerdings zuerst an Drogen« – gab sie zu –, »aber da habe ich mich wohl geirrt.«
»Haben Sie gesehen, wie Marla Cahill dieses Haus betrat?«, fragte die Reporterin.
»Ich glaube schon.« Tilda Owens nickte.
»Und Sie haben sich mit Ihrem Verdacht an die Polizei gewandt?«
»Nein, an die Vermieterin.«
Die Kamera schwenkte zurück zu der Nachrichtensprecherin. »Und das führte zu der Hausbegehung. Eine Angestellte von Treasure Homes fand die Leiche und informierte die Polizei …« Erneut richtete sich die Kamera auf das unauffällige Häuschen. »Lani Saito von KTAM für Sie.« Die Reporterin verabschiedete sich, und mit Hilfe der Fernbedienung schaltete Jack den Fernseher stumm.
»Also stimmt es.« Cissy konnte es noch immer nicht fassen. Ihre Mutter war tot. Sie schüttelte den Kopf, nagte an ihrer Unterlippe und starrte auf den stummen Fernseher, auf dessen Bildschirm nun Werbung für einen neuen Isodrink flackerte.
Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass ihre Mutter tatsächlich tot sein sollte und dass ihr Sohn sich in den Händen einer grausamen, herzlosen Mörderin befand. Warum hatte die Frau Beejay mitgenommen? Warum war der Junge mit seinem Kindermädchen in deren Wohnung gewesen? Wer war die Frau, die angerufen hatte? Die Stimme am Telefon war schlecht zu hören gewesen, doch Cissy war überzeugt, dass es die einer Frau gewesen war.
»Das FBI hat den Anruf aufgezeichnet«, sagte Jack und blickte aus dem Fenster auf den Lieferwagen, der am Straßenrand geparkt war.
Cissy schloss die Augen. Immer wieder ging ihr das kurze, gruselige Telefongespräch durch den Kopf, und immer wieder kam sie zu demselben erbärmlichen Schluss. Sie räusperte sich und sah Jack an. »Wir werden keine Lösegeldforderung erhalten.«
»Wieso glaubst du das?«
»Weil es eine persönliche Sache ist, Jack. Ich weiß nicht, wie und warum, aber diese Frau hasst mich. Ich habe es gespürt, gehört, in ihrer Stimme.« Sie wappnete sich gegen diese schreckliche, lähmende Wahrheit. »Und ich bin mir ganz sicher, dass sie vor nichts zurückschreckt, um zu bekommen, was sie will. Sie wird Beejay weh tun, weil sie sich dadurch am besten an mir rächen kann.«
Die Reifen des Cadillac surrten auf der Brücke über die Bucht, als Quinn Paterno auf dem Handy anrief. »Paterno«, meldete er sich und wechselte am westlichen Ende der Brücke die Fahrspur. Regen und Wind empfand er hier als noch heftiger.
»Okay, ich habe Informationen über Elyse Hammersley. Sie ist sechsundvierzig, steht kurz vor der Pensionierung, hat in Portland in einer Telefongesellschaft gearbeitet und die letzten fünfunddreißig Jahre in Portland, Oregon, gewohnt. In Kalifornien hat sie nie gelebt, ihr letzter Besuch fand 1987 statt, anlässlich der Hochzeit eines Neffen, und die wurde in San Diego gefeiert. Sie und ihr Mann sind durch San Francisco gefahren, haben eine Nacht im St. Francis verbracht und sind dann weitergefahren nach Südkalifornien. Auf dem Rückweg haben sie in Sonoma einen Aufenthalt eingelegt und sich das Weinland angeschaut. Irgendwer hat sich offenbar ihren Ausweis angeeignet, was ausreicht, um ihre Kreditwürdigkeit für sich zu beanspruchen.«
Mist! Paterno hatte nichts Besseres erwartet, aber doch gehofft, dass die Informationen, die ihm das Maklerbüro Trea sure Homes hatte liefern können, ihn auf die Spur des Mörders brachten. »Hast du geprüft, ob es noch andere Frauen mit dem Namen Elyse Hammersley in der Umgebung gibt?«, fragte er und bemerkte nebenbei die hohen Wellen unter der Brücke, die über dem dunklen, aufgewühlten Wasserspiegel wie wild Gischt versprühten.
»Ja. Nichts. Das Gleiche gilt für die Kraftfahrzeugstelle. Falls sie ein Auto besitzt, und wir wissen, dass es so ist, ist es nicht unter dem Namen Hammersley registriert. Ich habe sämtliche Hammersleys überprüft. Nichts.«
»Du hast das FBI in Kenntnis gesetzt?«
»O ja. Du wirst bald von ihnen hören.«
Er ließ die Brücke hinter sich und kämpfte sich bis zur Market Street vor. »Hör zu, ich werde jetzt Cissy Holt informieren, dass wir Marla gefunden haben. Ich zeige ihr die Kopie von Elyses gefälschtem Führerschein aus Oregon. Falls wir niemanden finden, der sie erkennt, müssen wir uns an die Medien wenden. Zeig du ihn inzwischen Perez und O’Riley. Sie haben das Haus der Holts beschattet. Vielleicht haben sie sie gesehen. Sie muss dort
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