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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewannen wieder die Oberhand.
    »Noch steht überhaupt nichts fest«, sagte er. Er stand im Regen, die Schultern seines Hemds waren durchnässt, es tropfte aus seinem Haar, und die Betroffenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Cissy sah ihn an. Mord? »Ausgeschlossen … niemand würde Gran umbringen wollen«, widersprach sie, doch hatte sie nicht tief im Inneren auch schon in Erwägung gezogen, dass Eugenia vielleicht nicht einfach nur gestürzt war? Die Flucht ihrer Mutter. Die Beschattung durch die Polizei. Detectives von der Mordkommission im Haus. Das alles sprach für die schlichte Tatsache, dass irgendwer hinter dem Tod ihrer Großmutter stecken musste. Sie zitterte innerlich, Widerspruch auf den Lippen, den sie jedoch nicht aussprach.
    »Paterno hat mir grünes Licht gegeben. Ich kann dich nach Hause fahren.«
    Cissy wollte nicht mit Jack fahren, doch sie musste fort von hier, fort von dem unheimlichen alten Haus, in dessen Foyer die Leiche lag, dessen Zimmer sämtlich dunkle Geheimnisse verbargen. Jetzt waren die Fenster aller Stockwerke hell erleuchtet, als wäre eine Riesenparty im Gange, während stattdessen Polizisten, Fotografen, Kriminalisten und Gott weiß wer sonst noch durch die Zimmer schwärmten, in denen sie einen so großen Teil ihres Lebens zugebracht hatte.
    »Komm schon, ich werde ja pitschnass. Fahren wir.«
    Ein Lieferwagen von der Gerichtsmedizin fuhr langsam bis zum Ende der Zufahrt vor und fand einen Parkplatz zwischen den anderen, willkürlich auf der regennassen Straße verstreut abgestellten Fahrzeugen. Eine Reporterin, die ihr Mikrofon schwang wie eine Waffe, sprang aus einem Ü-Wagen und rannte, kaum dass der Fahrer des Lieferwagens einen Fuß aufs Pflaster gesetzt hatte, auf ihn zu.
    Voller Entsetzen sah Cissy, wie jemand, vermutlich der Assistent des Leichenbeschauers, rasch ein kleines Interview gab.
    »Stell dich schon mal auf ›Kein Kommentar‹ ein«, riet Jack ihr, und sie dachte daran, dass auch er einmal bei einer Zeitung gearbeitet hatte und nicht nur kurz nach dem Collegeabschluss in Los Angeles, sondern auch in der Gegend von San Francisco den heißesten Storys nachgejagt war. Jetzt hatte er bereits die Beifahrertür geöffnet und löste den Sicherheitsgurt seines Sohnes. »Komm, Großer, wir fahren nach Hause.«
    Beejay, der Verräter, fuchtelte mit den Händchen und lächelte seinen Vater unschuldig an, der, wie es aussah, zufällig der liebste Mensch auf der Welt für ihn war.
    Zwar war Cissy nicht eben versessen auf ein längeres Zusammensein mit Jack, doch sie hatte wohl keine Wahl. Und, so unwahrscheinlich es klingen mochte, Jacks Gesellschaft war entschieden weniger belastend als die des Detectives. Sie belud sich mit Handtasche, Wickeltasche und dem unansehnlichen Pizzakarton. Gemeinsam suchten sie sich ihren Weg durch die Barrikade aus Notfallwagen und Polizeifahrzeugen. Kaum waren sie auf der Straße angelangt, als auch schon die Reporterin, die den Assistenten des Leichenbeschauers belagert hatte, auf sie zustürzte.
    »Miss Cahill!« Cissy hörte die Reporterin ihren Namen rufen, ignorierte sie aber. »Können Sie uns sagen, was los ist? Wer ist tot? War es Mord?« Die Frau holte kaum Luft, und Cissy drängte sich dicht hinter Jack und Beejay weiter, ohne in das blendende Licht des Strahlers zu schauen, den einer der Mitarbeiter des Senders hochhielt, und ohne die Kamera zu beachten, die, wie sie wusste, jede ihrer Bewegungen aufzeichnete. »Hat Ihre Mutter, Marla Cahill, mit dieser Sache zu tun?«
    Cissy kochte vor Wut und musste sich auf die Zunge beißen, um nichts zu sagen, während sie ungeduldig darauf wartete, dass Jack endlich seinen Jeep aufschloss.
    »Haben Sie nach dem Ausbruch schon etwas von Marla Cahill gehört?«
    Das Türschloss des Jeeps klickte. Cissy öffnete die Beifahrertür und brachte dadurch beinahe den Kameramann zu Fall.
    »Weg da!«, schrie Jack über das Verdeck seines Wagens hinweg. »Kein Kommentar!«
    Cissy schlug die Tür zu, während die Kamera noch surrte, und schnallte sich mit zitternden Fingern an. Auf diesem Platz hatte sie schon hundertmal gesessen, und trotzdem war es ihr unangenehm, hier zu sitzen, stur geradeaus zu schauen, beim Versuch, nicht den Blicken von Nachbarn und Gaffern zu begegnen, die sich auf der Straße angesammelt hatten. Alles war so eigenartig. Nicht nur wegen des grotesken Medienrummels: Überall standen Polizeifahrzeuge, Funkgeräte krächzten. Und nicht nur, weil ihre Großmutter tot in dem

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