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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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großen alten Haus lag. Auch ihre Beziehung zu Jack war eigenartig.
    Sie seufzte. Seit ihrer Trennung fand eine gewisse Aufteilung in »dein« und »mein« statt. Während es vorher ganz natürlich war, alles zu teilen, und sie niemals das geringste Problem damit gehabt hatte, sein Auto zu fahren, seinen Laptop zu benutzen, seine Zahnbürste »auszuleihen« oder eines von seinen Hemden als Nachthemd zu tragen, galten jetzt andere Regeln. Der gemeinsame Kontakt zu ihrem Kind, die Aufteilung der Besitztümer, die Wochentage, an denen sie Beejay sehen durften, alles war jetzt in Juristendeutsch niedergeschrieben und wurde mit Misstrauen beobachtet.
    Jack schnallte Beejay im Kindersitz fest und schlug die Tür zu. Dann lief er ums Auto herum und setzte sich hinters Steuer. »Die Presse«, sagte er mit gespielter Empörung und schob den Schlüssel ins Zündschloss. »Ein Haufen Geier.« Er lächelte sie voller Selbstironie an, denn sie wussten beide, dass er als freier Mitarbeiter für ein Lokalblättchen und dann als ausgebildeter Reporter gearbeitet hatte, bevor er auf die Idee kam, City Wise zu erwerben, sein jüngstes Unternehmen, und auch die Zeitschrift, für die Cissy Beiträge schrieb.
    Sie kannte sich viel zu gut aus mit Storys, Schlagzeilen und Standpunkten, und all das passte ihr nicht, wenn plötzlich ihre Familie im Mittelpunkt journalistischer Leidenschaft stand.
    Jack löste die Lenkradsperre und die Handbremse des Jeeps und fuhr los. Der Geländewagen schoss den steilen Abhang mit seinen schmalen, kurvenreichen Straßen hinunter, und Cissy, der nicht bewusst war, dass sie den Atem angehalten hatte, stieß einen langen Seufzer aus. »Gott sei Dank«, flüsterte sie.
    »Ja, ein Glück, dass wir da rausgekommen sind.«
    Das war sogar noch stark untertrieben. Sie massierte sich die Schläfen und wagte einen Blick in Jacks Richtung. Mit kantigem Kinn, die Hände so fest ums Lenkrad gekrampft, dass seine Fingerknöchel beinahe weiß waren, völlig aufs Fahren konzentriert, schien er nicht zu bemerken, dass sie sein Profil betrachtete, während die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge bläuliches Licht ins Innere des Jeeps schickten und ihr kurze, beinahe stroboskopartige Blicke auf seine scharfen Züge gewährten. Tiefliegende Augen, hohe Wangenknochen, ein markiges Kinn und dichtes Haar, das im Sommer blonde Lichter bekam. Fehlten nur noch Stetson und Westernstiefel, und er hätte Hollywoods Inbegriff des modernen Cowboys sein können. Er hatte etwas an sich, das von Rebellion und Unabhängigkeit kündete, Eigenschaften, die sie an einem Mann reizten … und die sie jetzt als Ehefrau abstießen. Hatte er sich verändert? Oder hatte sie sich verändert?
    Natürlich war es dumm von ihr gewesen, sich so schnell und so heftig in ihn zu verlieben. Er war kein Mann zum Heiraten. Sie hatte es gewusst. Alle Warnzeichen waren da gewesen, direkt vor ihren Augen, und sie hatte jedes einzelne ignoriert. Sie hatte gespürt, dass er ein eingefleischter Junggeselle war, ein Mann, der seine Freiheit wollte, ein Workaholic, der den Großteil seiner Zeit mit seiner Arbeit zubrachte und alles daransetzte, den Erfolg und die Beliebtheit seiner Zeitschrift voranzutreiben. Er hatte mit dem Internet gearbeitet statt dagegen, als es die Auflagen bedrohte, und war stets den Entwicklungen einen Schritt voraus gewesen.
    Man bezeichnete ihn als skrupellosen Verleger, rabiat und halsabschneiderisch in seinem Verhalten gegenüber Konkurrenten, schlauer als die meisten.
    Und ihr hatte das alles sehr gefallen.
    Bis er die Grenze übertrat.
    Jetzt saß er am Lenkrad und steuerte den Jeep bergab in den Finanzdistrikt. Als sie auf die Stanyan Street einbogen, wehte ihr wieder der vertraute Duft seines Aftershaves in die Nase, und sie rief sich stumm zur Ordnung, weil sie sich nur allzu gut daran erinnerte, wie dieser Duft und dieser Mann sie erregt hatten. Schon am selben Abend, als sie ihn kennenlernte.
    Cissy – noch auf dem College und beschäftigt mit der Frage, was zum Teufel sie aus ihrem Leben machen sollte – nahm auf Betreiben ihrer Großmutter an der Benefizveranstaltung für Cahill House teil. Sie hatte geplant, sich nur kurz in dem spießigen alten Hotel am Nob Hill blicken zu lassen, Eugenias Bedürfnis nach »Familiensolidarität« zu befriedigen, und sich dann schnell wieder aus dem Staub zu machen. Zwar hielt Cissy Cahill House für eine gute Sache, doch sie sah darin keinen Anlass, sich mit den Wichtigtuern vom

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